Für die Bayer 04-Frauen endet ein Jahr der Rekorde. Rang vier, 13 Siege und 43 Punkte in der Saison 2024/25 – so gut war die Werkself in der Bundesliga noch nie. Auch in der Hinrunde der neuen Bundesliga-Spielzeit gab es für die Mannschaft von Trainer Roberto Pätzold viele Anlässe zum Jubeln – wenngleich einige Enttäuschungen nicht ausblieben. Das Jahr 2025 der Bayer 04-Frauen im Rückblick.
Zum Start ihrer Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte bezogen die Bayer 04-Frauen ein Winter-Trainingslager im fast 1.800 Kilometer von der Heimat entfernten spanischen Oliva Nova am Mittelmeer – inklusive zweier erfolgreicher Testspiele gegen den FC Villarreal (5:1) und den 1. FC Union Berlin (2:1). „Wir hatten super Wetter und Top-Bedingungen, von der Hotelanlage bis hin zum Trainingsgelände und der Vor- und Nachbereitung. Die Einheiten waren richtig gut, die Spielerinnen haben sich auf das Wesentliche konzentriert und zwischen den Trainings sehr gut individuell gearbeitet“, bilanzierte Pätzold. Zurück in Deutschland begann das Pflichtspieljahr mit einem 2:1 im Wiederholungsspiel vom 1. Spieltag der Hinrunde beim SC Freiburg. Bereits im ersten Anlauf hatte die Werkself gewonnen (3:2), dieses Ergebnis war allerdings wegen eines Schiedsrichterinnen-Fehlers annulliert worden. Auf den Auswärtssieg folgte ein spektakuläres Spitzenspiel bei Eintracht Frankfurt, das die Gäste trotz eines zwischenzeitlichen Traumtors von Karolina Lea Vilhjalmsdottir 2:3 verlor.

Im Februar gab es wenig Grund zu jubeln. In der Liga kamen die Leverkusenerinnen nicht über ein 1:1 gegen die SGS Essen hinaus und unterlagen trotz einer starken Leistung bei der TSG Hoffenheim 0:1, im DFB-Pokal ereilte die spielerisch klar überlegene Werkself im Ulrich-Haberland-Stadion gegen den SV Werder Bremen das bittere Aus im Viertelfinale (0:1). Immerhin tankte die Pätzold-Elf durch ein 2:0 in einem Testspiel gegen Essen etwas Selbstvertrauen.
Die Serie von vier sieglosen Pflichtspielen in Serie endete mit einem souveränen 2:0-Auswärtssieg beim FC Carl Zeiss Jena. Eine Woche später schossen sich die Leverkusenerinnen den Frust über das Pokal-Aus gegen Bremen von der Seele. In der Wiederauflage des Viertelfinals bezwang eine entfesselte Werkself die Hanseatinnen 6:0 und erspielte sich ihre Treffer dabei durch tollen Kombinationsfußball. Damit blieben Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg auf den Champions-League-Plätzen zwei und drei in greifbarer Nähe. Nach der Länderspielpause war dann allerdings gegen den Spitzenreiter nichts zu holen. Beim FC Bayern München verlor Schwarz-Rot 0:2.

Im Saison-Endspurt standen im April auch bedingt durch eine weitere Länderspielpause nur zwei Partien auf dem Programm. Ausgerechnet im stimmungsvollen Derby gegen den 1. FC Köln erlitten Cornelia Kramer und Co. einen empfindlichen Rückschlag im Rennen um Platz drei. Der neunte Saisontreffer der dänischen Torjägerin reichte letztlich nur zu einem 1:1. Somit war die Chance auf die Champions-League-Plätze trotz des 3:1-Sieges beim 1. FFC Turbine Potsdam nur noch gering. Gleichzeitig besiegelten die Leverkusenerinnen damit den erneuten Abstieg des Traditionsvereins und sechsmaligen Deutschen Meisters.
Zwar reichte der Treffer von Kramer im letzten Heimspiel gegen RB Leipzig zu einem 1:0-Sieg, für die Bayer 04-Frauen reichte dieser Sieg aber nicht mehr aus, um die Hoffnung auf die Champions League aufrechtzuerhalten. Dafür stellte die Werkself mit diesem Dreier gleich drei Klub-Rekorde auf: Platz vier, 13 Siege und 43 Punkte – so gut war nie zuvor eine Leverkusener Mannschaft in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Bereits vor dem Anpfiff des Duells mit RB flossen Tränen: Janou Levels, Karolina Lea Vilhjalmsdottir und Synne Skinnes Hansen bestritten an diesem Tag ihr letztes Heimspiel für Schwarz-Rot. Zum Saisonabschluss beim Vizemeister VfL Wolfsburg gab es dann zwar keine Punkte mehr zu holen (1:3), dafür setzte Torjägerin Kramer mit ihrem zwölften Saisontreffer ihren beeindruckenden Lauf von vier Toren in Folge fort. Anschließend wurde auch der Abschied von Eigengewächs Delice Boboy (nach Leipzig) bekannt. Dafür vermeldete der Werksklub gleich vier Verpflichtungen für die neue Saison: Von RB kam Torjägerin Vanessa Fudalla, vom österreichischen Serien-Meister SKN St. Pölten das Offensiv-Talent Valentina Mädl und die österreichische Nationalspielerin Claudia Wenger sowie von Eintracht Frankfurt die deutsche Neu-Nationalspielerin Carlotta Wamser. Obendrein verlängerte Trainer Pätzold kurz nach Saisonende seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr bis 2027.

Während der insgesamt sechswöchigen Trainingspause folgten weitere Vertragsverlängerungen. Klub-Urgestein Melissa Friedrich, seit 2016 bei Bayer 04, bekannte sich für eine weitere Saison zur Werkself. Offensivspielerin Paulina Bartz unterschrieb einen neuen Vertrag bis 2027. Dafür verließen in Sofia Cava Marin und Julie Jorde zwei weitere Profis den Klub. Am 23. Juni startete Pätzold schließlich mit zunächst 23 Spielerinnen am Leistungszentrum Kurtekotten in die zweigeteilte Vorbereitung auf die neue Saison, darunter auch zwei der vier Neuen, Fudalla und Wenger.
Während für die Mannschaft Anfang des Monats der erste Test gegen Hoffenheim anstand (0:2), weilten zwei Leverkusenerinnen bei der EM in der Schweiz. Wie es der Zufall wollte, trafen die Dänin Kramer und Werkself-Zugang Wamser am zweiten Spieltag direkt aufeinander – mit dem besseren Ende für die deutsche Nationalspielerin, deren Team 2:1 gewann. Das gesamte Turnier wurde für Wamser zu einem kaum für möglich gehaltenen Märchen. Im Auftaktspiel gegen Polen (2:0) kam die Außenverteidigerin kurz vor der Pause unverhofft zu ihrem EM-Debüt, weil sich DFB-Kapitänin Giulia Gwinn verletzte. Wamser überzeugte auf Anhieb, leitete beide Treffer mit ein und lieferte auch gegen Dänemark ab. Ihre künftige Teamkollegin Kramer sammelte durch ihre Einwechslung nach 61 Minuten zwar erste Turnier-Minuten, schied aber mit Dänemark vorzeitig aus. Für Wamser hingegen ging es trotz einer Roten Karte beim 1:4 gegen Schweden im dritten Gruppenspiel weiter in die K.-o.-Runde. Den emotionalen Sieg im Elfmeterschießen gegen Frankreich im Viertelfinale musste die gesperrte 21-Jährige von der Tribüne aus verfolgen, im Halbfinale gegen Spanien stand sie dann wieder in der Startelf. Trotz einer weiteren Top-Leistung von Wamser und ihren Teamkolleginnen verpasste die DFB-Elf durch ein 0:1 nach Verlängerung knapp den Final-Einzug. „Das war wirklich eine der krassesten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe“, sagte Wamser anschließend und ergänzte: „Die Stadien waren bei jedem Spiel voll, die Stimmung war einfach unglaublich.“
Derweil teste die Werkself in Leverkusen auch gegen PEC Zwolle (1:1) und Ajax Amsterdam (1:0), ehe der erste Teil der Vorbereitung endete. Das Trio Louisa Remien, Paula Schwartze und Amy Wrigge rückte zur neuen Saison in den Profi-Kader auf.

Mit den beiden EM-Fahrerinnen an Bord startete Anfang August Teil zwei der Sommervorbereitung. Insgesamt vier weitere Tests gegen den KVC Westerlo (3:0), PSV Eindhoven (0:0), den VfL Wolfsburg (2:3) und Standard Lüttich (7:1) halfen dabei mit, für den Saisonstart in Form zu kommen. Mitte des Monats bezog der Leverkusener Tross schließlich in Rieden in der Oberpfalz sein Trainingslager. „Die Woche hat uns einen großen Schritt weitergebracht. Wir hatten tolle Bedingungen und konnten uns viele Inhalte erarbeiten, von denen einige im Test gegen Wolfsburg direkt umgesetzt werden konnten“, bilanzierte Pätzold. „Gleichzeitig waren es sehr anstrengende und lange Tage mit einigen Themen auch abseits des Platzes. Wir sind als Team zusammengewachsen und haben noch mehr übereinander erfahren.“
Nach insgesamt sieben Testspielen begann die Saison 2025/26 in der auf 14 Mannschaften aufgestockten Bundesliga für die Bayer 04-Frauen mit einem Highlight. Das Bundesliga-Eröffnungsspiel beim Doublesieger FC Bayern München fand vor 57.762 Menschen in der Allianz Arena statt – Zuschauerrekord im deutschen Frauen-Klubfußball. Dank einer starken Leistung ließ die Werkself den Favoriten lange nicht zur Entfaltung kommen und schnupperte sogar an der Führung. Schließlich setzte sich die hohe individuelle Klasse der Münchnerinnen doch durch und sie feierten einen 2:0-Sieg. Bestärkt durch den mutigen Auftritt eilte das Pätzold-Team in den kommenden Wochen von Erfolg zu Erfolg – auch weil die neuen Spielerinnen auf Anhieb zu echten Verstärkungen wurden. Sowohl gegen den ambitionierten Aufsteiger Union Berlin (3:2) als auch beim zweiten Aufsteiger 1. FC Nürnberg (1:0), gegen den Vorjahres-Dritten Eintracht Frankfurt (2:1) und zum DFB-Pokal bei der SV 07 Elversberg (5:0) behielt Schwarz-Rot die Oberhand.

Mit einem kuriosen Spielabbruch im Derby beim 1. FC Köln ging es im Oktober weiter. Beim Zwischenstand von 0:1 aus Sicht der Werkself fiel das Flutlicht im Franz-Kramer-Stadion kurz vor der Pause teilweise aus. Da die Wiederherstellungsversuche erfolglos blieben, brach das Schiedsrichterinnen-Gespann das Spiel ab. Im zweiten Anlauf erkämpfte sich die Werkself trotz eines 0:2-Rückstands noch ein Remis – weil Katharina Piljic kurz vor Schluss aus 50 Metern traf. Zwischen den beiden Derby-Anläufen führten Loreen Bender und Torjägerin Fudalla die Bayer 04-Frauen zu einem souveränen 2:0-Sieg in Hoffenheim. Der erste deutliche Rückschlag der Saison folgte drei Tage nach dem 2:2 in Köln. In 90-minütiger Unterzahl - erst sah Charlotte Voll früh eine Rote Karte, dann wurde ebenfalls Lilla Turanyi des Feldes verwiesen - verlor das Pätzold-Team zu neunt im Topspiel gegen den VfL Wolfsburg 1:5.

Im intensiven November absolvierte die Werkself fünf Pflichtspiele – und das durch Siege in Jena (4:2) und gegen den Hamburger SV (2:1) inklusive Last-Minute-Treffer durch Caroline Kehrer zunächst erfolgreich. Doch dann folgte ein bitterer Montagabend beim SC Freiburg (1:2), an dem die Leverkusenerinnen nicht nur spät das Spiel, sondern auch die gerade erst wieder ins Tor zurückgekehrte Ersatz-Keeperin Voll mit einer schweren Schulterverletzung verloren. Eine Woche später schied das Pätzold-Team dann im DFB-Pokal-Achtelfinale beim HSV unglücklich im Elfmeterschießen aus und verlor kurz darauf auch das Heimspiel gegen das bisherige Tabellenschlusslicht SGS Essen (0:1). Zumindest hellte ein 3:2 im Test gegen den niederländischen Spitzenreiter Twente Enschede zum Abschluss des Monats die Stimmung etwas auf.

Der ersehnte siebte Saisonsieg gelang der Werkself am 12. Spieltag dank einer überragenden Anfangsphase durch ein 3:2 gegen Leipzig. Der Abschluss der Hinrunde misslang allerdings eine Woche später durch ein 0:1 in Bremen. So endete die erste Halbserie mit 22 Punkten aus 13 Spielen auf Rang fünf. „Insgesamt brechen wir nach dieser Hinrunde weder in Jubelstürme aus, noch sind wir wirklich unzufrieden“, sagte der Sportliche Leiter Achim Feifel. Zum Rückrunden-Auftakt unterlagen die Leverkusenerinnen dem FC Bayern trotz einer starken Leistung im ausverkauften UHS 0:3 - auch, weil den Gästen gleich drei Elfmeter zugesprochen wurden. Außerhalb des Platzes machte Bayer 04 gemeinsam mit den 13 anderen Erstligisten durch die Gründung des „Frauen-Bundesliga FBL e.V.“, ein gemeinschaftlicher Zusammenschluss für die Entwicklung des deutschen Frauenfußballs, auf sich aufmerksam,