Mit dem Duell beim 1. FSV Mainz 05 am 34. und letzten Bundesliga-Spieltag 2024/25 ging eine erneut ereignisreiche Saison zu Ende. Die Werkself beendete die Spielzeit als Vizemeister auf Rang zwei und kann stolz sein auf die punktetechnisch geteilt drittbeste Saison der Klub-Historie. Bayer04.de wirft einen Blick zurück – in Teil I auf die Zeit vom Sommer bis zum Jahreswechsel, in der sich die Werkself mit hohen Erwartungen konfrontiert sah und immer wieder zwischen überzeugenden Leistungen, verspielten Führungen und absoluter Topform bewegte.
Zahlreiche Werkself-Profis waren nach einer kurzen Sommerpause entweder bei der UEFA EURO 2024 in Deutschland oder bei der Copa América in den USA im Einsatz. Aus Sicht von Bayer 04 erfreulich: Bei beiden Turnieren gewann je ein Leverkusener Akteur. Während sich Alejandro Grimaldo und Spanien zum Europameister kürten, verteidigten Exequiel Palacios und Argentinien ihren Titel in der Copa América. In Leverkusen unterdessen wurden im Sommer die ersten Neuzugänge begrüßt: Jeanuel Belocian und Martin Terrier vom FC Stade Rennes aus Frankreich sowie Aleix Garcia vom FC Girona aus Spanien verstärkten die Werkself. Ende Juli standen die drei Neuzugänge beim ersten Testspiel gegen Rot-Weiss Essen (2:1) auch sogleich in der Startelf, zwei Tage später ging es ins Trainingslager nach Donaueschingen im Schwarzwald, wo sukzessive auch die EM- und Copa-América-Fahrer eintrafen.
Mitte August begann dann die neue Pflichtspielsaison. Zum Start lieferte sich die Werkself im Supercup mit Vizemeister VfB Stuttgart einen nervenaufreibenden Krimi. Das Team von Xabi Alonso kassierte nach Führung durch Victor Boniface den Ausgleich, musste aufgrund einer Roten Karte für Terrier in Unterzahl weitermachen und anschließend den Rückstand hinnehmen. Patrik Schick jedoch – wer auch sonst – schlug in altbekannter Last-Minute-Manier zu und rettete die Werkself ins Elfmeterschießen, das Bayer 04 4:3 gewann und sich damit im ersten Pflichtspiel gleich einen Titel sicherte.
Eine Woche später durfte die Werkself dann erstmals als Deutscher Meister eine Bundesligasaison eröffnen. Die Erwartungen an den ungeschlagenen Doublesieger Bayer 04 waren dabei insbesondere von außen hoch. Immer wieder aber betonte Alonso in diesen Wochen ausdrücklich: „Alle Teams fangen bei null an. Die letzte Saison war einmalig, aber sie ist abgehakt. Wir schauen auf das, was vor uns liegt.“ Bei Borussia Mönchengladbach gewannen die Leverkusener 3:2. Wann das Siegtor fiel? Natürlich in der Nachspielzeit! Florian Wirtz hatte in der elften Zusatzminute getroffen und damit drei Punkte zum Auftakt gesichert. Eine Woche später lautete das Ergebnis gegen RB Leipzig 2:3. Die Serie von ungeschlagenen Bundesligaspielen endete an diesem Abend nach 462 (!) Tagen.
Zwischen den Spielen bei den Fohlen und gegen Leipzig bestand die Werkself ihre Aufgabe in der 1. Runde des DFB-Pokals beim FC Carl Zeiss Jena mit 1:0. Am gleichen Tag verkündete die Werkself zudem in Leihspieler Nordi Mukiele den nächsten Neuzugang und in Odilon Kossounou einen Abgang (Atalanta Bergamo/Leihbasis). Auch Adam Hlozek (TSG Hoffenheim) und Gustavo Puerta (Hull City/Leihbasis) verließen den Klub.
Im September stand die erste Länderspielpause der neuen Saison an. Ein Thema abseits des Rasens in diesem Monat: Die Nominierten des Ballon d’Or. Alonso stand zur Wahl als „Men’s Team Coach“, Wirtz, Granit Xhaka und Grimaldo waren für den „Men’s Ballon d’Or“ nominiert und die gesamte Werkself stand zur Wahl als „Men‘s Club of the Year“. Zwar ging einige Wochen später bei der Verleihung kein Preis nach Leverkusen, doch sprach Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bayer 04, angesichts der erstmaligen Nominierung in gleich drei Kategorien von einer „außergewöhnlichen Würdigung“.
Nach der Länderspielpause ging es mit einem 4:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim weiter. Und dann begann die UEFA Champions League. Zum Start der neugeschaffenen Ligaphase holte Bayer 04 einen 4:0-Sieg bei Feyenoord Rotterdam. 04 Königsklassen-Debüts wurden an diesem Abend gefeiert (Wirtz, Boniface, Garcia, Belocian). Wirtz traf bei seiner Premiere prompt doppelt und wurde damit zum jüngsten deutschen Spieler, dem dies beim Debüt in der Champions League gelang. Zudem wurde der 21-Jährige zum „Man of the Match“ gewählt. Zwei weitere solcher Auszeichnungen sollten bis Jahresende noch dazukommen.
Drei Tage nach dem Duell in Rotterdam gewann das Alonso-Team in einer furiosen Partie gegen den VfL Wolfsburg per Last-Minute-Tor von Boniface mit 4:3. Was aber spätestens hier auffiel: Defensiv ließ die Werkself in diesen Wochen zu viel zu. Kein Bundesligaspiel endete ohne Gegentor. Und das sollte auch vorerst so bleiben. Beim FC Bayern zeigte die Werkself Ende September dennoch ein insgesamt anderes Gesicht. Schwarz-Rot folgte einem klaren Matchplan und entführte einen Punkt aus der Allianz Arena (1:1). Vor ausverkauftem Haus und großartiger Stimmung schlug die Werkself anschließend im ersten Champions-League-Heimspiel der Saison die AC Mailand 1:0. Dass die Fans an diesem Abend besonders euphorisiert waren, hatte auch das Team auf dem Platz gemerkt. „Die Fans haben uns bis zum Schluss getragen“, sagte Kapitän Lukas Hradecky im Nachgang.
In der Bundesliga musste die Werkself anschließend gegen Holstein Kiel, für das sie anlässlich des 120-jährigen Vereinsjubiläums im Sondertrikot aufgelaufen war, mit einem 2:2-Remis leben. Weitere Rückschläge waren das 1:1 in der Königsklasse bei Stade Brest und das 2:2 in der Liga beim SV Werder Bremen. In allen Spielen hatte das Alonso-Team geführt, aber es fehlte in diesen Wochen schlichtweg an der Stabilität. Und das war auch danach noch zu spüren. Gegen Stuttgart etwa kam die Werkself trotz großer Dominanz nicht über ein 0:0 hinaus. Eine Woche später kassierte sie beim VfL Bochum 1848 spät den Ausgleich (1:1). Schwarz-Rot – in der Vorsaison verlustpunktfrei nach Führungen – hatte damit schon elf Zähler verspielt. Später einmal sagte Alonso, dass vor allem diese Reihe an Remis für den Ausgang der Meisterschaft mitentscheidend war.
Mitte November stieg die letzte Länderspielpause des Jahres. Zwar fanden in dieser Zeit keine Spiele statt, ein anderes großes Highlight hatte die Bayer 04-Anhänger aber dennoch in die BayArena gelockt: Im Süden des Stadions eröffnete am 20. November die neue Fanwelt, eine mehr als 700 Quadratmeter große hochmoderne und interaktive Shopping- und Erlebniswelt.
Unterdessen arbeitete Alonso mit seinem Team auf den abschließenden Block des Kalenderjahres hin und analysierte die Leistungen der Vorwochen. Als Schwarz-Rot gegen den 1. FC Heidenheim 1846 aber plötzlich früh 0:2 in Rückstand lag, schien die Arbeit noch keine Früchte zu tragen. Die Werkself zeigte allerdings altbekannte Comeback-Qualitäten und drehte das Spiel furios in einen 5:2-Sieg. Palacios, der dreifache Schick und Xhaka hatten das Ruder rumgerissen. Letzterer zeigte sich erleichtert: „Wir haben wieder das gezeigt, was uns in den vergangenen 18 Monaten, seitdem ich hier bin, so stark gemacht hat: nie aufgeben und immer an sich glauben.“ Und in der Tat hatte die Partie etwas von einem Befreiungsschlag, denn im Anschluss feierte Bayer 04 Siege gegen den FC Salzburg in der Königsklasse (5:0) und beim 1. FC Union Berlin (2:1). In dieser Phase wurde deutlich: Die Werkself war wieder in der Spur. Und es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können, denn...
…Anfang Dezember wartete der Pokal-Kracher beim FC Bayern. In der Achtelfinal-Partie geriet der Rekordmeister früh in Unterzahl aufgrund einer Roten Karte für Manuel Neuer. Schwarz-Rot zeigte im Anschluss gnadenlose Effizienz in der Offensive und Abgeklärtheit in der Defensive. Joker Nathan Tella stach in der 68. Minute und ließ die 5.000 mitgereisten Fans am Ende einen 1:0-Auswärtssieg frenetisch bejubeln. Alonso blieb damit in seinen ersten fünf Pflichtspielen als Werkself-Coach gegen den FC Bayern unbesiegt – das war einem Bundesliga-Trainer zuvor noch nie gelungen. Mit viel Selbstvertrauen gingen die Leverkusener im Anschluss in die nächsten Aufgaben. Gegen den Aufsteiger FC St. Pauli gewann die Werkself 2:1, in der Champions League dominierte sie den italienischen Meister Inter Mailand und gewann hochverdient 1:0. Durch den Sieg überwinterte Schwarz-Rot in der Königsklasse auf Platz vier und damit in der Top-Acht Europas.
Doch das Jahr war noch nicht vorbei. Zwei Hürden in der Bundesliga warteten noch. Beim FC Augsburg gewann die Werkself 2:0 und blieb damit im gesamten Kalenderjahr 2024 ohne Bundesliga-Auswärtsniederlage. Im abschließenden Spiel des Jahres setzte Schwarz-Rot zudem noch einmal ein Statement: Gegen den SC Freiburg gewann die Werkself 5:1. Für Alonso war es der 50. Sieg im 75. Spiel als Bundesliga-Coach, nur Pep Guardiola hatte diese Marke früher geknackt. Schick erzielte gegen den SCF satte vier Tore, drei Einschüsse des Tschechen bereitete Wirtz vor, der zudem auch selbst traf.
Nach Abpfiff stimmte die Werkself dann gemeinsam mit den Fans zwei Weihnachtslieder an. Die Bayer 04-Anhänger präsentierten der Mannschaft außerdem ein Banner mit einer emotionalen Botschaft: „Danke an das Geschenk unseres Lebens“. Erinnerungen an einen unglaublichen Sommer – Deutscher Meister SVB! Die Mannschaft revanchierte sich und präsentierte ebenfalls ein Banner: „Frohe Weihnachten allen Doublesiegern“. Es war der stimmungsvolle Ausklang dieser ersten Saisonhälfte, die Bayer 04 auf Tabellenplatz zwei, mit acht Pflichtspiel-Siegen in Folge und in absoluter Topform beendete.
Teil II erscheint am morgigen Samstag, 24. Mai.