Bis in den Frühling hinein war der Kampf um die Meisterschaft offen. Auch im DFB-Pokal schritt die Werkself zunächst weiter voran. Am Ende aber reichte es in keinem der beiden Wettbewerbe für die Verteidigung der Trophäe. Im letzten Pflichtspiel der Saison stellte Bayer 04 dennoch einen Allzeit-Rekord auf und bereits eine Woche zuvor hatte der Werksklub einen emotionalen Abschluss in der BayArena gefeiert: Cheftrainer Xabi Alonso und Jonathan Tah, seit zehn Jahren im Klub, verabschiedeten sich. Das Ende einer Ära war gekommen. Bayer04.de blickt zurück auf die Saison 2024/25 – in Teil II auf die Zeit vom Jahreswechsel bis Saisonende.
Nach einer kurzen Winterpause ging es im Januar mit sechs Spielen in 20 Tagen los. Die Bundesliga-Duelle gegen Borussia Dortmund (3:2), den 1. FSV Mainz 05 (1:0) und Borussia Mönchengladbach (3:1) gewann die Werkself allesamt. Nur bei RB Leipzig musste sich die Mannschaft von Cheftrainer Xabi Alonso mit einem 2:2 begnügen. Wenige Tage zuvor hatte die Werkself in der UEFA Champions League an Spieltag 7 der Ligaphase bei Atlético Madrid 1:2 verloren. Im Heim-Duell gegen Sparta Prag am 8. Spieltag hatte Bayer 04 es dann in eigener Hand, als einer der Top-Acht direkt ins Achtelfinale einzuziehen und so die Play-off-Runde im Februar zu überspringen. Und es gelang der Werkself! Durch einen 2:0-Sieg beendete Bayer 04 die Ligaphase als bestplatziertes deutsches Team auf Rang sechs.
Positive Nachrichten gab es auch bezogen auf das Personal: Alejo Sarco (Vélez Sarsfield/Argentinien) und die zwei Leihspieler Emiliano Buendía (Aston Villa) und Mario Hermoso (AS Rom) verstärkten die Werkself. Bitter unterdessen: Martin Terrier und Jeanuel Belocian zogen sich beide eine langfristige Verletzung zu, für das französische Duo war die Saison damit beendet.
Nach den Partien im Januar wartete auf die Werkself ein nicht weniger intensives Programm. Bayer 04 stand ein Derby im DFB-Pokal-Viertelfinale sowie ein Bundesliga-Gipfel und ein Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Bayern München bevor. Das Duell mit dem 1. FC Köln Anfang Februar in der BayArena gewann die Werkself auf spektakuläre Art und Weise 3:2 nach 0:2-Rückstand. Patrik Schick hatte seine Mannschaft erst mit zwei Toren (61. und 90.+6) in die Verlängerung gerettet, Victor Boniface entschied in dieser das Derby zu Gunsten der Werkself (98.). Das Bundesliga-Topspiel gegen die Bayern verlief nicht weniger nervenaufreibend: 15 Schüsse feuerte Schwarz-Rot ab, der Rekordmeister selbst kam nur zweimal zum Zug. Bayer 04 war klar überlegen, musste letztlich aber ein torloses Remis hinnehmen. Die beiden Duelle in der Königsklasse rund drei Wochen später entschieden die Münchner dann klar für sich: Das Hinspiel in der Allianz Arena endete 0:3, das Rückspiel zu Hause 0:2. Bayer 04 war damit aus der Champions League ausgeschieden.
Zwischen den beiden Champions-League-Spielen gegen den FC Bayern hatte die Werkself zudem in der Bundesliga 0:2 gegen den SV Werder Bremen verloren. Eine Niederlage, die schmerzte. Vor allem, weil die Bayern parallel gegen den VfL Bochum 1848 2:3 unterlagen und Bayer 04 damit die Chance verpasst hatte, an den Rekordmeister heranzurücken. Hoffnung gab es aber eine Woche später: Am 29. Spieltag holte der FCB nur einen Punkt, die Werkself mit einem irren Last-Minute-Sieg gegen den VfB Stuttgart (4:3) aber drei. Bayer 04 verringerte damit den Abstand von acht auf sechs Punkte. In der Partie hatte der VfB bis in die Schlussphase hinein noch mit 3:2 geführt. Boniface stellte dann jedoch auf 3:3 (89.) und anschließend erzielte Leverkusens „Mr. Last Minute“ Patrik Schick das spielentscheidende Tor in der vierten Zusatzminute. Xabi Alonso nannte es im Nachgang einen „Magic Moment“.
Ein Moment, der dem Team von Alonso dann aber sichtlich Schmerz zufügte, war das Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten DSC Arminia Bielefeld. Der Klub von der Ostalb besiegte die Werkself im Halbfinale verdientermaßen 2:1. Die Mission Titelverteidigung im DFB-Pokal war damit für die Werkself gescheitert. Und die kommenden Wochen machten dann auch in der Bundesliga die Tür endgültig zu: Gegen den 1. FC Union Berlin (0:0), den FC St. Pauli (1:1) und den SC Freiburg (2:2) spielte Bayer 04 nur unentschieden. Die Vorlagen der Bayern, die in diesen Wochen zum Teil ebenfalls nur Remis gespielt hatten, konnte die Werkself somit nicht verwerten. Das 2:2 in Freiburg besiegelte schließlich die Meisterschaft der Münchner und die Vizemeisterschaft von Bayer 04.
Titel würde Bayer 04 also nicht mehr erspielen. Das Team von Xabi Alonso verfolgte dennoch ein wichtiges Ziel: auswärts weiter ungeschlagen zu bleiben. Und dies gelang durch ein 2:2-Remis in Mainz am 34. Spieltag. Zwei vollständige Spielzeiten in Serie blieb Bayer 04 damit in der Bundesliga auf des Gegners Plätzen ohne Niederlage. 34 Spiele lang. Das hatte zuvor kein Team jemals geschafft. Mit 69 Zählern wurde es punktetechnisch schließlich auch die drittbeste Saison der Klub-Geschichte.
Der emotionale Abschluss dieser Saison hatte unterdessen schon eine Woche zuvor beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund stattgefunden, als Xabi Alonso, Jonathan Tah und die drei Leihspieler Nordi Mukiele, Emiliano Buendía und Mario Hermoso verabschiedet wurden. Als Alonso auf der Pressekonferenz vor dem Duell seinen Abschied zum Saisonende offiziell verkündet hatte, betonte er: „Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben. Dankbar für das, was wir gemeinsam mit den Fans erlebt haben. Diese Momente gehören zu den schönsten in meinem Leben. Die Zeit hier wird für immer ein wichtiger Teil für mich und meine Familie sein.“
Vor Anpfiff der Partie gegen den BVB erhielten dann alle Akteure ihre Dankes-Präsente. Hochemotional wurde es aber insbesondere nach Abpfiff: Für Tah wurde ein Banner ausgerollt mit der Aufschrift „Als Talent gekommen, als Doublesieger gegangen. Danke für über 10 Jahre, Jona.“ Die Mannschaft trat im Gegenzug vor die Kurve und Tah schnappte sich das Stadionmikrofon: „Mir fällt es nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Das, was wir mit dem Doublesieg erreicht haben, haben wir gemeinsam erreicht. Ich werde euch nie vergessen, ihr seid für immer in meinem Herzen. Danke für alles!“ Tah erntete tosenden Applaus und ging anschließend noch nach oben auf das Capo-Podest der Nordkurve. Nach lautstarken „Xabi“-Rufen folgte auch der Spanier. Die beiden stimmten den „Uffta“-Gesang an und feierten inmitten der Fans. Es waren hochemotionale Szenen und tränenreiche Augenblicke, an denen auch das Ergebnis der Partie (2:4) rein gar nichts änderte.
Der Abschluss dieser Saison bedeutete das Ende einer Ära bei Bayer 04. Das Ende der erfolgreichsten Ära. Aber wo immer sich ein Kapitel schließt, beginnt bekanntlich zugleich auch ein neues. Und in dieses blicken Fernando Carro, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bayer 04, und Geschäftsführer Sport Simon Rolfes voller Zuversicht. Rolfes etwa betont: „Wir werden auch in der nächsten Saison einen Top-Trainer haben und eine Top-Mannschaft zusammenstellen.“
Und Bayer 04 freut sich schon jetzt auf die neue Spielzeit!