Auf Bayer 04 steht vor dem ersten Halbfinalspiel seit 2009. Über die Hürden Karlsruher SC (3:0 n.V.), Union Berlin (4:1), Borussia Mönchengladbach (1:0) und Werder Bremen (4:2 n.V.) hat die Herrlich-Equipe in dieser Spielzeit den Einzug in die Runde der letzten Vier klargemacht. Der FC Bayern erreichte das Halbfinale derweil dank der Erfolge über den Drittligisten Chemnitzer FC (5:0), Vizemeister RB Leipzig (6:5 n.E.), Titelverteidiger Borussia Dortmund (2:1) sowie den Drittligisten SC Paderborn (6:0). Der FC Bayern (18 Titel) steht dabei morgen vor seinem 250. Spiel im DFB-Pokal (bzw. dem Vorgänger-Wettbewerb Tschammer-Pokal). Irgendwie verrückt: Auch ihre 200. Partie bestritten die Münchner gegen Bayer 04 (im Viertelfinale 2008/09 in Düsseldorf, s. u.).
Mit drei Treffern und zwei Vorlagen hat Julian Brandt aufseiten der Werkself keinen unbedeutenden Anteil daran, dass Bayer 04 im Halbfinale steht – nicht zuletzt wegen seiner beiden Treffer beim 4:2-Sieg über Werder Bremen im Viertelfinale. Im laufenden Wettbewerb hat einzig Frankfurts Sébastien Haller mehr Scorer-Punkte auf dem Konto als die Nummer 10 der Werkself (4 Treffer, 2 Assists). Neben Brandt trugen sich für die Schwarz-Roten außerdem acht weitere Spieler in die Pokal-Torjägerliste ein: Leon Bailey (2 Treffer), Dominik Kohr, Joel Pohjanpalo, Lucas Alario, Wendell, Charles Aránguiz, Karim Bellarabi und Kai Havertz (je ein Treffer).
Der DFB hat Daniel Siebert mit der Leitung des Spiels betraut. Dem 33-jährigen Berliner assistieren Lasse Koslowski und Markus Häcker, als vierter Offizieller ist Harm Osmers in Leverkusen im Einsatz. Für Siebert, der seit 2012 in der Bundesliga (74 Erstliga-Spiele) pfeift und seit 2014 den Status „FIFA-Schiedsrichter“ besitzt, ist es der zweite Einsatz in einem Pokalspiel mit Werkself-Beteiligung. Im ersten gewann Bayer 04 Ende Oktober 2014 mit 7:6 nach Elfmeterschießen beim 1. FC Magdeburg und zog damit ins Achtelfinale ein. Insgesamt spricht die Bilanz der Werkself unter Siebert mit fünf Siegen, einem Unentschieden und nur zwei Niederlagen für Bayer 04. Aber: Beide Niederlagen kassierte die Herrlich-Equipe allerdings ausgerechnet in der laufenden Meisterschaftsrunde, beide sogar in der BayArena. Und zwar im Februar gegen den FC Schalke (0:2) und zum Rückrundenaufakt Mitte Januar (1:3) – Gegner war bekanntermaßen der FC Bayern.
Es ist bereits das sechste Mal, dass sich Bayer 04 und der FC Bayern im DFB-Pokal gegenüberstehen. Bei einem Halbfinalspiel und vier Viertelfinals war das Finale in Berlin jeweils recht nah – allerdings gelang es der Werkself nur einmal den Deutschen Rekordpokalsieger auszuschalten: Am 4. März 2009 triumphierte der spätere Cup-Finalist in jenem Viertelfinale (das wegen der Umbauarbeiten an der BayArena in Düsseldorf ausgetragen wurde) gegen die Münchner Bayern mit 4:2 – dank der Treffer von Tranquillo Barnetta, Arturo Vidal, Patrick Helmes und Stefan Kießling. Zuvor hatte es aus Werkself-Sicht am 26. März 1985 im Ulrich-Haberland-Stadion eine 1:3-Heimniederlage (Viertelfinale), am 17. Dezember 1997 ein 0:2 im Münchner Olympiastadion (Viertelfinale) sowie am 5. März 2003 ein 1:3 im Olympiastadion (Halbfinale) gegeben. Beim letzten Aufeinandertreffen im DFB-Pokal am 8. April 2015 unterlag die Werkself in der BayArena nach torlosen 120 Minuten mit 3:5 im Elfmeterschießen und verpasste damit den Sprung ins Halbfinale.
Dass die Werkself gegen den Champions League-Halbfinalisten aus der bayrischen Landeshauptstadt neben einer perfekten Leistung auch die nötige Portion Glück brauchen wird, ist keine Frage. Von den vergangenen 12 Pflichtspielen konnte die Werkself nur eins gewinnen – im Mai 2015 gelang gegen die Bayern in der Meisterschaft ein 2:0-Heimsieg. Ansonsten stehen gegen die Münchner sieben Niederlagen und vier Unentschieden zu Buche. Aber: Abgesehen von der bitteren Pokal-Niederlage im Elfmeterschießen vor drei Jahren konnte der FC Bayern nur eins der jüngsten fünf Auswärtsspiele gewinnen – im Januar dieses Jahres zum Rückrundenauftakt. Die restlichen Vergleiche endeten allesamt Unentschieden. Doch aufgepasst: In ihren letzten 25 Auswärtsspielen im DFB-Pokal – und damit seit der Pleite gegen Bayer 04 im Jahr 2009 – setzte sich der FC Bayern jedes Mal in der Fremde durch. Das ist nicht nur beeindruckend, sondern zugleich Rekord! Aber, aber: Die Münchner haben sich bei Auswärtsspielen in Leverkusen (bzw. Düsseldorf) oft schwer getan – in den beiden Pokal-Duellen schied der FC Bayern einmal aus und setzte sich einmal „erst“ im Elfmeterschießen durch! Also: Auf gehts, Schwarz-Rot!
Nachdem Bernd Leno am Samstag beim 4:1 gegen Eintracht Frankfurt sein 300. Pflichtspiel mit dem Kreuz auf der Brust bestritt, steht die Nummer 1 der Werkself nun gegen die Bayern vor seinem 20. Einsatz im DFB-Pokal – hinter Stefan Kießling (32 Pokal-Einsätze, davon 28 für Bayer 04) ist der 26-jährige der pokalerfahrenste Profi bei der Werkself. Seit seinem Wechsel nach Leverkusen im Jahr 2012 verpasste Leno nur zwei Pokalspiele (2012; 3:2 n.V. bei Arminia Bielefeld, 2016; 5:6 n.E. bei SF Lotte) – bei allen anderen stand er jeweils die gesamte Spieldauer auf dem Platz (insgesamt 1.885 Minuten). Zwei weitere Werkself-Profis dürfen sich im Falle eines Einsatzes heute Abend ebenfalls über ein kleines schwarz-rotes Jubiläum freuen: Für Charles Aránguiz – der am heutigen Dienstag seinen 29. Geburtstag feiert – wäre es das 70. Pflichtspiel für Bayer 04, für Leon Bailey der 40. Einsatz in einem Pflichtspiel für die Werkself.
Nachdem der Nachfolger seit vergangenem Freitag feststeht, ist es für den scheidenden Bayern-Trainer Jupp Heynckes die vermutlich letzte Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte an der Bismarckstraße. Mit der Werkself erlebte Heynckes von 2009 bis 2011 zwei durchaus erfolgreiche Spielzeiten (Platz vier und zwei in der Bundesliga) und empfahl sich erfolgreich für das zweijährige Engagement beim FC Bayern, das mit dem Triple-Gewinn 2013 gekrönt wurde. Für den 72-Jährigen besteht in dieser Saison mit den Münchnern erneut die Chance aufs nächste Triple. Geht es nach Heiko Herrlich, soll das heute Abend vermieden werden. „Er ist für uns Trainer sicherlich ein absolutes Vorbild, was er in seiner Karriere alles geschafft hat. Das ist wirklich unglaublich. Trotzdem ist es so, dass nur eine Mannschaft weiterkommen kann. Und wenn wir die Möglichkeit haben, das zu schaffen, können wir darauf keine Rücksicht nehmen“, sagte der Bayer 04-Trainer auf der Pressekonferenz am Freitag und fügte mit einem Augenzwinkern ergänzend hinzu: „Wir wünschen alles Gute, dass Bayern München die Champions League gewinnt – gemeinsam mit der Meisterschaft wäre das ja auch ein Riesen-Erfolg für ihn.“ Und nicht zu vergessen: Herrlich kann Pokal – 1993 holte der ehemalige Stürmer den Gold-Pott mit Bayer 04, 1995 mit Borussia Mönchengladbach.
Wie bei jedem Heimspieltag bietet die Schwadbud allen Bayer 04-Fans vor dem Spiel die Möglichkeit, sich in geselliger Runde auf die anstehende Begegnung einzustimmen. Mit Öffnung der Stadion-Tore öffnet auch die Schwadbud auf der Ostseite der BayArena ihre Türen (Zuritt nur mit gültiger Eintrittskarte). Auch diesmal gibt’s wieder den beliebten Traditionsstammtisch, bei dem bekannte Vereinsgesichter ihre Ansichten und Meinungen austauschen. Diesmal sind die drei ehemaligen Fußballprofis Christian Schreier (59), Mark Lesniak (54) und Frank Saborowski (60) die Gäste. Der heutige Trainer (u.a. Union Berlin von 2006 bis 2007) Schreier bestritt zwischen 1984 und 1991 insgesamt 235 Pflichtspiele für Bayer 04, in denen er als offensiver Mittelfeldspieler 80 Mal zum Torjubel ansetzen durfte. Lesniak sammelte von 1988 bis 1992 seine ersten Profi-Erfahrungen bei den Schwarz-Roten und knipste in 128 Pflichtspielen 22 Mal – einer seiner größten sportlichen Momente war dabei sein 1:0-Siegtreffer gegen die Bayern im Münchner Olympiastadion 1989. Sabrowski schnürte zwischen 1982 und 1984 die Fußballschuhe für die Werkself (43 Pflichtspiele), später arbeite der ehemalige Innenverteidiger unter anderem als Co-Trainer von Peter Neururer und Uwe Rapolder und ist heute noch immer als Trainer in der Bezirksliga tätig.
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