
Geduld und Konsequenz in beiden Strafräumen forderte Gerardo Seoane vor der Partie von seiner Mannschaft - mit Erfolg. Von Beginn an zeigte sich Bayer 04 im ersten Champions-League-Spiel vor heimischer Kulisse seit zwei Jahren griffig und kampfbereit und erarbeite sich immer wieder Chancen - wie bereits in der 7. Minute durch Adam Hlozek und Robert Andrich. Aber auch die Rojiblancos kamen - vor allem in der ersten Hälfte - zu eigenen Möglichkeiten. Die größte Gelegenheit ergab sich in der 21. Minute bei einer Flanke von Molina aus halbrechter Position. Dabei bekam Edmond Tapsoba den Ball vermeintlich an die Hand, daraufhin wurde der VAR hinzugezogen. Nach Ansicht der Videobilder ging es jedoch ohne Strafstoß für die Gäste weiter. So blieb die Begegnung in Halbzeit eins zunächst torlos. Auch in Durchgang zwei agierte das Team von Trainer Diego Simeone vorwiegend defensiv. Schwarz-Rot befand sich nun zunehmend in der gegnerischen Hälfte und kreierte dabei durch viele Ballgewinne und einen geduldigen Spielaufbau immer wieder Torchancen. Erst waren es Patrik Schick und Hlozek (47.), die mit doppeltem Aluminiumpech die Führung auf dem Fuß hatten, dann erzielte Andrich sechs Minuten vor Schluss den überfälligen Führungstreffer. Drei Minuten später erhöhte Moussa Diaby nach erneut starker Vorarbeit vom zuvor eingewechselten Jeremie Frimpong zum hart erarbeiten und verdienten 2:0-Endstand, bei dem es im Anschluss auch keinen der 25.825 Fans in der BayArena mehr auf den Sitzen hielt.

Gerardo Seoane lobte auf der anschließenden Pressekonferenz die Leistung seiner Mannschaft und sah vor allem ein konsequentes Abwehrverhalten als entscheidend für den Sieg: „Es ist uns gelungen, diszipliniert zu verteidigen und so auch in der Offensive sowohl ein schnelles Umschalt-, aber auch immer wieder gutes Positionsspiel auf den Platz zu bringen.“ Zudem freue er sich vor allem für das Team: „Sie haben einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Wir waren konsequenter und effizienter als in den letzten Spielen.“ Als weiteren entscheidenden Faktor nannte er dabei den Willen: „Wir hatten ein ganz anderes Energielevel als Team und eine gute Verbindung zwischen den Spielern.“
Auch von der Kulisse zeigte sich der Schweizer beeindruckt: „Wir freuen uns, dass die Fans glücklich nach Hause gehen. Man hat die Emotionen im Stadion gespürt, sie haben uns von der ersten Minute an gepusht. Das wollen wir in die nächsten Tage mitnehmen.“
Torschütze Robert Andrich zeigte sich bei Werkself-TV ebenso sichtlich erleichtert: „Es war anfangs gar nicht so einfach, weil einem so viele Sachen durch den Kopf gehen. Aber dann hat das Spiel so seinen Lauf genommen“, so der 27-Jährige. Und weiter: „Wir haben vorne zwar gut gespielt, waren aber erst noch zu ungenau. Wir sind allerdings geduldig geblieben und nun sehr stolz, dass wir es endlich gepackt haben.“
Personell nahm Seoane lediglich zwei Veränderungen in der Startformation im Vergleich zum 2:2-Remis bei Hertha BSC vor: Für den verletzten Exequiel Palacios (Muskelverletzung im linken Oberschenkel) rückte Robert Andrich ins Mittelfeld. Letzterer wurde dabei in seinem erst zweiten Spiel in der UEFA Champions League im Anschluss an die Partie zum „Man of the Match“ gewählt.
Zudem startete die Werkself zunächst in einer 4-2-3-1-Formation, dabei stand Odilon Kossounou statt Jeremie Frimpong in der Startelf und komplettierte neben Piero Hincapie, Edmond Tapsoba, Jonathan Tah die Abwehrkette auf der rechten Außenbahn. Frimpong stand ab der 69. Minute auf dem Feld. Ein Einwechselspieler, der sich als echter Matchwinner entpuppte: Denn der Flügelflitzer überlief immer wieder mit Tempo seine Gegenspieler auf der rechten Außenbahn und bereitete so beide Treffer von Andrich und Moussa Diaby vor.
Insgesamt gab die Werkself satte 18 Torschüsse ab, die Simeone-Auswahl kam auf 12 Versuche. In Sachen Ballbesitz hatten die Spanier mit 55 Prozent die Nase vorne. Aus 51 Prozent aller Zweikämpfe gingen wiederum die Leverkusener als Sieger hervor. Schaut man auf die Passquote beider Teams, zeigte sich ein ausgeglichenes Bild: die Seoane-Elf kam auf 84 Prozent, die Madrilenen auf 87 Prozent.

Die Medien waren sich einig: Ein überzeugender Auftritt mit einem verdienten Ausgang dieses Champions-League-Abends. Der Kölner Stadtanzeiger titelte „Die Werkself bricht den Fluch“ und verteilte für gleich zwei Werkself-Akteure die Bestnote: Robert Andrich als „Antreiber, Zweikämpfer und Torschütze“ sowie Jeremie Frimpong als „perfekter Joker-Einsatz“.
Die Rheinische Post sprach von einer Erlösung und schrieb: „Bayer 04 zwingt Atlético Madrid in die Knie.“ Zudem lobte auch die RP Andrichs Leistung: „Der Mittelfeldspieler hatte sichtlich Bock auf die Champions League und war einer der auffälligsten Feldspieler der Werkself. Sein Abschluss aus 17 Metern ins lange Eck zum 1:0 war nahe an der Perfektion.“ Neben Andrich erhielten zudem Odilon Kossounou, Callum Hudson-Odoi und Kerem Demirbay die Note 2. Auch von der BILD-Zeitung bekam Andrich die Note 1. Das Boulevardblatt beschrieb die Nr. 8 der Werkself als „unermüdlichen Kämpfer“.
Am kommenden Samstag, 17. September, erwartet die Seoane-Elf erneut ein Heimspiel. Ab 15.30 Uhr gastiert der SV Werder Bremen für den 7. Bundesliga-Spieltag in der BayArena. Die Bremer belegen derzeit den neunten Tabellenplatz. Eine Woche später reist Schwarz-Rot zum FC Bayern München. Anpfiff der Partie gegen den Rekordmeister ist am Freitagabend, 30. September, um 20.30 Uhr. Am 4. Oktober (Anstoß: 21 Uhr) geht es auf internationaler Bühne weiter, dann gastieren die Leverkusener beim FC Porto.

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