Sonstiges: Das Wunder von Leverkusen – Rotterdam-Rückspiel – 35 Jahre danach

Am 4. Dezember 1987 ist der FC Homburg zu Gast im Ulrich-Haberland-Stadion. An diesem Freitagabend zirkelt Tita einen Freistoß zum 1:0 in die Maschen, läuft in Richtung Fankurve – und springt auf den Zaun. Eine Mischung aus Entsetzen, Erschrecken und Enthusiasmus schlägt ihm entgegen. Wow, was ist das denn? Fragezeichen in den Augen unserer Fans aus der Kurve. Tita ist der erste, der so etwas bei uns im Stadion veranstaltet und wird in den nächsten Wochen und Monaten zum Publikumsliebling. Leider ist er in der Hinrunde für die UEFA-Pokalspiele noch gesperrt und kann uns im Rückspiel gegen Feyenoord Rotterdam nicht helfen.
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Am 9. Dezember ist es dann so weit. Das Rückspiel gegen Feyenoord steht an. Schon gegen den FC Homburg haben wir mit vielen Verletzten zu kämpfen (Täuber, Cha, Waas, Zechel, Buncol, A. Reinhardt), zu allem Überfluss erwischt es in diesem Spiel auch noch Ralf Falkenmayer und Wolfgang Rolff. Trainer Erich Ribbeck kommentiert sarkastisch: „Ich glaube trotzdem, dass wir mit elf Mann auflaufen können.“ Am Morgen des Achtelfinals gibt es wenigstens bei Alois Reinhardt und Wolfgang Rolff Entwarnung. Beide können auflaufen.

Der Vorverkauf läuft so gut wie noch nie. 14.000 Karten werden ruckzuck abgesetzt. Die Hoffnungen auf ein endlich einmal ausverkauftes Stadion steigen. Am Ende sind 20.500 da, nicht ausverkauft, aber Zuschauerrekord. Davon ca. 2.000 Niederländer. Die Sorgen über eine Eskalation sind groß, und obwohl ein paar Feyenoord-Fans ein Geschäft in Bürrig überfallen und sie randalierend durch die Innenstadt marschieren und es auch die eine oder andere Auseinandersetzung gibt, zieht die Polizei am nächsten Tag ein positives Fazit: „Großes Aufatmen der Verantwortlichen in Leverkusen: Das UEFA-Cup-Spiel am gestrigen Abend machte den 600 eingesetzten Polizeibeamten und 200 Ordnern von Bayer 04 weniger zu schaffen als befürchtet worden war.“ Alles in allem verläuft der Abend in geordneten Bahnen und die Polizei und unsere Ordner haben vor allem während des Spiels alles im Griff.

Unsere Aufstellung ergibt sich fast von selbst. Ohne Falkenmayer, Waas, Zechel, Täuber und Cha sieht sie wie folgt aus (Andrzej Buncol schafft es wenigstens auf die Bank und wird spät im Spiel eingewechselt): Vollborn – Seckler, Hörster, A. Reinhardt, Zanter, Schreier, Rolff, Götz, Hinterberger, K. Reinhardt, Feinbier

Immer wieder Vollborn

Auf tiefgefrorenem Boden und bei bitterkalten Temperaturen nimmt das Spiel sofort Fahrt auf – vor allem das der Holländer. Sie setzen uns von Anfang an bedingungslos unter Druck. Die ersten 20 Minuten heißt es Feyenoord gegen Vollborn:

  • 5. Minute: Mitchell, Vollborn hält
  • 6. Minute: Barendse, Vollborn hält
  • 10. Minute: Hoekstra, Vollborn hält
  • 16. Minute: Elstrup, Vollborn hält

Wir kämpfen uns ins Spiel und ab der 20. Minute bekommen wir das Geschehen immer besser in den Griff. Auf dem tückischen Boden operieren wir mit langen Bällen und kommen jetzt unsererseits auch zu Chancen. In der 30. Minute dann der erlösende Führungstreffer durch Falko Götz: Nach einer Ecke drückt er den Ball über die Linie. Mit dieser Führung geht es in die Halbzeit. Mit der Unterstützung unserer Fans reißen wir das Spiel an uns. Eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft lässt Feyenoord keine Chancen mehr und wir retten das 1:0 über die Zeit. „Wenn Rotterdam früh in Führung gegangen wäre, ich glaube wir wären ausgeschieden“, sagt Erich Ribbeck. Unser bedingungsloser UEFA-Cup-Siegeswille führt uns aber in die nächste Runde.

Am nächsten Tag kommen die Bagger und beginnen, die Westtribüne abzureißen. Nach der Winterpause – das steht fest – beginnt die nächste Umbauphase. Unsere Kabinen sind bis zur Fertigstellung in einem Container hinter der Nordkurve. Die Pause tut uns allen gut, vor allem die Verletzten können sich endlich regenerieren. Wie sagt Wolfgang Rolff so schön: „Wenn im März das Viertelfinale ansteht, dann sind alle fit, dann haben wir die stärkste Truppe zur Verfügung.“ Dann kommt die Auslosung und beschert uns ein Weihnachtsgeschenk: den FC Barcelona. Mit Bernd Schuster. Leider ein Heimspiel, aber das steigt erst im März.

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