Legenden: Schnix, der „weiße Brasilianer“

Der am 17. November 1973 in Jena geborene Bernd Schneider verbringt seine Jugendjahre noch in der DDR. Seine ersten Schritte mit dem Ball am Fuß macht er für die beiden Jenaer Vereine BSG Aufbau und FC Carl Zeiss, dem größten Klub seiner Heimatstadt. In den Neunzigern spielt er sechs Jahre lang in der 2. Bundesliga. Bernd Schneider sticht als feiner Dribbler hervor, dem seine Herkunft als Straßenfußballer immer anzumerken ist. Dazu passt auch sein Spitzname „Schnix“, der aus der thüringischen Mundart kommt: „Schnixeln“ ist dort ein Synonym für Dribbeln, gut mit dem Ball umgehen können. Nach Jenas Abstieg 1998 geht Schnix den umgekehrten Weg. Aufsteiger Eintracht Frankfurt holt ihn in die Bundesliga. Das Intermezzo dort währt allerdings nur ein Jahr.

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1999 zieht es ihn nach Leverkusen. Gleich im ersten Bayer-Jahr erlebt Bernd Schneider zusammen mit seinen Mannschaftskollegen Traumatisches. Durch eine Niederlage bei Aufsteiger Unterhaching verspielt die Werkself am 34. Spieltag die Meisterschaft. Noch bitterer wird dann das Jahr 2002, in dem Bayer 04 wieder Zweiter in der Bundesliga wird und sowohl das DFB-Pokalfinale gegen den FC Schalke 04 als auch das Champions-League-Endspiel gegen Real Madrid verliert.

Schnix prägt das Spiel der Werkself danach noch viele Jahre und geht mit Bayer 04 durch Höhen und Tiefen. Dem Traum von einem Titel jagt er jedoch bis zuletzt vergeblich hinterher. Nach einem komplizierten Bandscheibenvorfall, der ihn 2008/09 zu einer mehr als einjährigen Pause zwingt, tritt Bernd nach einem emotionalen Comeback am 33. Spieltag beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach in Düsseldorf nach der Saison zurück.

Schon kurz nach dem Wechsel von Schnix nach Leverkusen beruft ihn der damalige Teamchef Erich Ribbeck zur Nationalmannschaft. Bernd gehört zum Kader für den Confed Cup 1999. Ein Jahr später bei der EM 2000 bleibt er außen vor, dann aber schafft er unter Teamchef Rudi Völler den Durchbruch im DFB-Dress. In den entscheidenden Relegationsspielen der WM-Qualifikation gegen die Ukraine ist der frisch zurückgeholte Schnix 2001 einer der besten Spieler auf dem Feld.

Damit verdient er sich einen Platz im deutschen Kader für die WM 2002 in Südkorea und Japan. Als Stammspieler im rechten Mittelfeld dringt er mit der DFB-Auswahl bis ins Finale vor. Gegen den klaren WM-Favoriten Brasilien mit Superstar Ronaldo legt Bernd Schneider eines der besten Spiele seiner Karriere hin. Er treibt seinen Gegenspieler Roberto Carlos mit seinen wuseligen Tricks zur Verzweiflung, wobei er ein ständiger Unruheherd für die brasilianische Abwehr ist. Am Ende steht trotzdem eine 0:2-Niederlage und der vierte „Vize“-Titel 2002 für den „weißen Brasilianer“.

Bernd Schneider

Zwei Jahre später geht Bernd beim deutschen EM–Vorrundenaus in Portugal mit unter. Im Heimturnier 2006 ist er aber wieder eine Säule des deutschen WM-Teams. Beim 4:2-Sieg im Eröffnungsspiel gegen Costa Rica führt er die deutsche Nationalmannschaft in Vertretung des verletzten Michael Ballack als Kapitän aufs Feld. Schnix spielt noch bis Anfang 2008 für Deutschland, ehe seine Bandscheibenverletzung seine Nationalmannschaftskarriere beendet.

Nach seinem unfreiwilligen Karriere-Ende 2009 wird er von Bayer 04 Leverkusen nochmal groß gefeiert. Im Mai 2010 gibt es ein emotionales Abschiedsspiel mit vielen alten Weggefährten auch aus Jena, Frankfurt und dem DFB-Team – unter ihnen Jens Lehmann, Michael Ballack, Ulf Kirsten, Oliver Neuville und viele andere. Am besten fasst TV-Kommentator Marcel Reif das zusammen, was viele in ganz Deutschland denken: „Freude hat er uns gemacht mit seiner Art Fußball zu spielen. Zu führen ohne große Gesten, ohne Allüren. So möchte man seine Söhne auf dem Platz erleben. Bernd Schneider, ich habe Sie gerne gemocht. Alles Gute.“

Nach seiner Karriere lässt er sich mit seiner Frau Carina und den beiden Kindern in seiner Geburtsstadt Jena nieder. Noch heute ist der Bayer 04-Ehrenspielführer regelmäßig als Zuschauer in der BayArena zu sehen und spielt ab und zu noch für unsere Traditionsmannschaft.

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