Wir sollen mit einer großen Leistung und einem guten Ergebnis die Weichen für das Rückspiel stellen. Aber was ist gegen Werder Bremen zu dieser Zeit schon ein gutes Ergebnis? Gegen eine Mannschaft, die die Tabelle der Bundesliga anführt, die in der zweiten Runde ein 1:4 gegen Spartak Moskau wettgemacht hat und die bekanntermaßen zu Hause einen immensen Druck auf den Gegner ausüben kann. Auf jeden Fall ist es ein Nachteil, zuerst in Leverkusen zu spielen. Als wir dann am Abend des Spiels mit dem Bus zum Stadion fahren, ist die Anspannung schon sehr groß, obwohl irgendwie nicht die rechte Europapokalstimmung aufkommen will. Wir bereiten uns auf einen zähen Kampf vor. Und der wird es dann auch.
In der ersten Halbzeit ist auf beiden Seiten zu spüren, dass man keinen Gegentreffer bekommen will. Vor allem wir sind darauf erpicht, das Tor sauber zu halten, denn ein „zu Null“ ist aufgrund der Auswärtstorregel im Europapokal eminent wichtig. Bremen nimmt zwar das Heft in die Hand und hat auch zwei Torchancen, aber so richtig in Not bringen sie uns nicht. In der zweiten Halbzeit wird es besser, auf beiden Seiten. Die Abwehrreihen werden zwar nicht entblößt, doch beide Mannschaften versuchen jetzt wenigstens, etwas offensiver zu agieren. In der 61. Minute läuft auf der rechten Seite ein Konter über Christian Schreier, der vom Bremer Uli Borowka gefoult wird. Schreier zieht sich dabei eine Leistenverletzung zu und fällt einige Wochen aus. Erst im Rückspiel des Finales gegen Espanyol wird er dann wieder auflaufen, kann aber leider aufgrund mangelnder Spielpraxis nicht die gleiche Qualität auf den Platz bringen wie in den Wochen zuvor. Doch zurück zum Bremen-Spiel: Den nach dem Foul an Schreier fälligen Freistoß bringt Florian Hinterberger in den Strafraum. Irgendwie findet der Ball seinen Weg vor die Füße von Alois Reinhardt. Und der drischt den Ball an den Innenpfosten, von wo die Kugel zum 1:0 ins Tor knallt.
Wir haben dann noch eine lange halbe Stunde zu überstehen – mit einigen hochkarätigen Chancen für Werder Bremen. Aber diese bleiben ungenutzt. Wir gewinnen am Ende mit 1:0, aber alle wissen: Das wird ein schwerer Gang in Bremen.
Zwischen den beiden Spielen gegen die Norddeutschen finden noch zwei Bundesligapartien statt. Der Karlsruher SC ist zu Besuch im Ulrich-Haberland-Stadion, wir kommen vor 7.000 Zuschauern nicht über ein 0:0 hinaus. Eine Woche später geht es nach Kaiserslautern auf den Betzenberg. Das Spiel findet an einem Freitagabend statt, und Trainer Erich Ribbeck lässt in der für das UEFA-Cup-Halbfinale vorgesehenen Taktik spielen: defensiv sicher stehen und kontern. Nach Toren von Herbert Waas, Klaus Täuber und Falko Götz können wir das Spiel mit 3:1 gewinnen und fühlen uns bereit für das Rückspiel in Bremen. Am Dienstag darauf machen wir uns auf den Weg in den Norden. Dort angekommen, erfreut uns die Hotel-Rezeption mit der Nachricht, dass das Haus gerade umgebaut wird. Nein, sie werden selbstverständlich die Mittagspause einhalten. Und ja, natürlich auch lange genug. Raaaaaaaaaaattaaaaaaatttaaaaaaaattaaaaa. Die Bohrmaschinen hämmern morgens um 7:30 Uhr durch die Hotelwände. Wir sind locker eine Stunde früher auf den Beinen als sonst. Am Vormittag absolvieren wir noch ein lockeres Training, wobei die Bauarbeiter die Bohrmaschinen von 8:30 Uhr bis zum Mittagessen natürlich nicht mehr benutzen. Da wir morgens zu früh geweckt wurden, sehnen wir uns nach einem ausgiebigen Nachmittagsschlaf. Leider packen die Handwerker ihre nervtötenden Arbeitsgeräte um Punkt 14:30 Uhr wieder aus. Wer da Absicht unterstellt, hat wahrscheinlich recht …
Trotzdem setzen wir uns abends gut gutgelaunt und mit der für so ein Spiel nötigen Mischung aus Anspannung und Lockerheit in den Bus und fahren zum Stadion. Uns fehlen allerdings drei sehr wichtige Spieler. Libero Thomas Hörster fällt wegen einer Leistenoperation für den Rest der Saison aus, die Position übernimmt Kapitän Wolfgang Rolff. Auch die verletzten Christian Schreier und Tita können uns nicht helfen. Schon nach 12 Minuten muss auch noch Herbert Waas verletzt den Platz verlassen und wird durch Marcus Feinbier ersetzt.
Es entwickelt sich eine Partie, in der die 3.000 mitgereisten Bayer 04-Fans und die Mannschaft sich mit vereinten Kräften gegen eine Niederlage stemmen. Von Anfang an berennt Werder unser Tor, aber wir wehren uns leidenschaftlich, und die Gastgeber können sich keine großen Torchancen herausspielen. Zur Halbzeit bleibt es beim 0:0. Wir stehen sehr gut in der Defensive, haben aber nach vorne zu wenig versucht. Das soll sich im zweiten Durchgang ändern. Und so bekommen wir auf einmal unsere Torchancen. Marcus Feinbier hat kurz nach der Halbzeit (52.) eine große Möglichkeit, aber Pech mit einem Volleyschuss aus elf Metern – der Ball streicht knapp über den Querbalken. Werder erhöht den Druck und hat durch einen Kopfball von Manni Burgsmüller die größte Möglichkeit, aber dessen Aufsetzer geht über das Tor. Mit fortschreitender Spieldauer werden Bremens Versuche hektischer, unkontrollierter und wir können uns öfter befreien. Zwei Großchancen durch Andrzej Buncol und Jean-Pierre de Keyser in der 84. und 85. Minute bleiben ungenutzt, so dass bis zur 90. Minute und darüber hinaus gezittert werden muss. In den letzten Minuten der Nachspielzeit hält eine Kamera auf Trainer Erich Ribbeck und dieser ist nicht begeistert:
„Ist doch Sch… immer diese Nachspielerei. Mann du, das kostet nur Nerven.“
„Ist schon wieder die 47., möcht‘ mal wissen, was der da nachspielen lässt.“ (laut schreiend) „Mach‘ doch Schluss, Mann, HEY.“
„Ist doch unverschämt, möcht‘ mal wissen, was der nachspielen lässt.“
„Jetzt muss mal Schluss sein, guck mal, 48. Minute du, das ist nicht zu glauben, DAS IST NICHT ZU GLAUBEN, DU.“
„Das ist ‘ne Sauerei, ist das, erste Halbzeit auch.“
Und dann die Erlösung mit einem lauten und langem „Jaaa!“.
Finale, Bayer 04, unglaublich.
Wir feiern mit den Fans in der Kurve. Unbeschreiblich das Gefühl für alle. Eine Mischung aus Euphorie und Ungläubigkeit. Die Bundesliga wird zweitrangig. Es folgen ein 0:0 zu Hause gegen den VfL Bochum und ein furchtbares 1:4 beim anderen Werksklub Bayer 05 Uerdingen. Endlich kommt der 4. Mai und das erste Finale bei Espanyol Barcelona. An diesem Tag passiert etwas, dass wir uns in unseren schlimmsten Albträumen nicht hätten vorstellen können. Doch dazu mehr im Mai.
Claus-Dieter, genannt „Pele“, Wollitz wird am 19. Juli 1965 in Brakel geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren bekommt er seinen Spitznamen nach dem brasilianischen Weltstar, weil er schon als Kind den Ball lange hochhalten kann. Was am Anfang nur als Gag gemeint war, wird ihn sein Leben lang begleiten. Jeder Fußball-Fan verbindet mit dem Namen Wollitz gleichzeitig seinen Spitznamen: Pele.
Mehr zeigenJosé Roberto da Silva Junior, kurz Zé Roberto, wird am 06. Juli 1974 in der brasilianischen Stadt Sao Paulo geboren. Mit sieben Jahren kickt er bei der Fußballschule Pequeninos de Joquey, was auf deutsch „Joqueys Kleine“ heißt. Über den Verein Palestra Sao Bernardo kommt der Linksfuß zum Profiverein Portuguesa de Desportos, bei dem er 1994 sein Debüt feiert.
Mehr zeigenNach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hat Fußballobmann Hermann Büchel alle Hände voll zu tun, um eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Zum Trainingsauftakt am 14. Juli 1975 im Ulrich-Haberland-Stadion tummeln sich neun Neuzugänge, darunter fünf Spieler, die 1979 zur Stammelf der Aufstiegsmannschaft in die 1. Bundesliga gehören werden.
Mehr zeigenNach dem Erfolg des Vorjahres veranstaltet der Turn- und Spielverein Leverkusen zum zweiten Mal die „Wiesdorfer Sportwoche“ (die Stadt Leverkusen wird erst 1930 gegründet). Die Sportwoche nimmt am Sonntag, den 12. Juli 1925, ihren Anfang. In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg gibt es sogenannte städtische Turn- und Spielfeste. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Vereins 1924 haben der Vorstand und viele helfende Hände diese Sportwoche ins Leben gerufen. Aus dem internen städtischen Spielfest hat sich eine nationale Veranstaltung entwickelt, die sich besonders wegen ihrer Eigenart als Staffel schon nach einem Jahr einen Namen gemacht hat.
Mehr zeigenDer am 17. November 1973 in Jena geborene Bernd Schneider verbringt seine Jugendjahre noch in der DDR. Seine ersten Schritte mit dem Ball am Fuß macht er für die beiden Jenaer Vereine BSG Aufbau und FC Carl Zeiss, dem größten Klub seiner Heimatstadt. In den Neunzigern spielt er sechs Jahre lang in der 2. Bundesliga. Bernd Schneider sticht als feiner Dribbler hervor, dem seine Herkunft als Straßenfußballer immer anzumerken ist. Dazu passt auch sein Spitzname „Schnix“, der aus der thüringischen Mundart kommt: „Schnixeln“ ist dort ein Synonym für Dribbeln, gut mit dem Ball umgehen können. Nach Jenas Abstieg 1998 geht Schnix den umgekehrten Weg. Aufsteiger Eintracht Frankfurt holt ihn in die Bundesliga. Das Intermezzo dort währt allerdings nur ein Jahr.
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