Geschichte: Vor 50 Jahren – Aufstiegssaison 1974/75 (November)

Im November 1974 muss die Werkself nur dreimal ran. Am 8. Spieltag kommt der Tabellenletzte SSV Troisdorf 05 ins Ulrich-Haberland-Stadion. Lediglich 1.200 Zuschauer verlaufen sich im Stadionrund und sehen ein Spiel, das sich perfekt den Witterungsbedingungen anpasst: schlecht (Bayer 04), schlechter (Wetter, Dauerregen während des ganzen Spiels) und noch schlechter (SSV Troisdorf 05).
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Der Freude über das frühe Führungstor in der 4. Minute durch Klaus Röhrig, der in der 10. Minute verletzt ausscheiden muss, folgt der Ärger über den unnötigen Ausgleich in der 18. Minute. Eine Werkself mit zahllosen Fehlpässen und Missverständnissen kann ihre Anhänger nicht begeistern. In einer Abwehrschlacht schlagen die Verteidiger des SSV Troisdorf immer wieder die Bälle, vom einfallslosen Angriffsfußball der Werkself „fußgerecht“ serviert, auf die Tribüne. Als nach ununterbrochenem Powerplay Matthias Brücken, der schon das erste Tor vorbereitet hatte, Matthias Hemmersbach bedient, fällt in der 82. Minute endlich der erlösende Führungstreffer. In den folgenden sieben Minuten macht der dann überragende Matthias Brücken noch einen Hattrick und schraubt das Ergebnis auf ein nicht mehr erwartetes 5:1.

Eine Woche später muss die Werkself in den Sportpark Höhenberg. Bei Viktoria Köln kann Bayer 04 auf dem feuchten, aber sehr gut bespielbaren Rasen in der ersten Hälfte nicht überzeugen. Dem frühen Rückstand in der 6. Minute vermag die Elf von Trainer Manfred Rummel lange nichts entgegenzusetzen. Sie drückt zwar wieder unentwegt auf das Tor der Viktoria, muss aber bis zur 62. Minute warten, ehe endlich der Ausgleich gelingt. Wieder war Goalgetter Matthias Brücken der Torschütze. Eine Viertelstunde später ist dieser dann nur durch ein Foul im Strafraum zu bremsen. Den fälligen Elfmeter tritt wie immer der sehr sichere Schütze Willi Rehbach, aber er scheitert diesmal in der 77. Minute am Viktoria-Keeper Horst Holubek. So bleibt es beim Unentschieden, das die Bayer 04-Verantwortlichen natürlich nicht zufriedenstellt.

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Am 10. Spieltag kommen die Amateure des 1. FC Köln ins Ulrich-Haberland-Stadion. Dieses Spiel wollen immerhin 1.600 Zuschauer sehen, aber sie werden bitter enttäuscht. Eine mit erschreckender Hilflosigkeit spielende Werkself kann gegen die aus einer dichten Abwehrkette agierende zweite Mannschaft des 1. FC Köln die sich immer wieder bietenden Torchancen nicht nutzen. Weder Matthias Brücken, Gerd Kentschke und Norbert Sobbe noch Peter Surbach oder Dieter Axemacher bringen den Ball am Kölner Torhüter Bodo Mattern vorbei. Die Gäste wiederum leben von ihrer Effizienz. Aus vier Torchancen machen sie drei Tore und stürzen Bayer 04 in Richtung Mittelfeld. Mit 12:8 Punkten liegt die Werkself auf Platz 5 der Tabelle, vier Punkte hinter Tabellenführer SC Brühl. Zwei Wochen haben die Bayer 04-Kicker und ihr Trainer Manfred Rummel Zeit, die Wunden zu lecken.

Im Leverkusener Stadt-Anzeiger gibt es schon einen Abgesang auf die Saison: „Titel und Aufstieg sind kaum noch zu realisieren“, steht in der Überschrift des Anzeigers vom 22.11.1974. Die Bayer 04-Offiziellen um Trainer Manfred Rummel und Fußball-Obmann Hermann Büchel wirken ratlos. Eines ist allerdings allen klar: Nur mit einer deutlichen Leistungssteigerung kann die Werkself ihr Ziel, die Rückkehr in den bezahlten Fußball mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord, noch retten. Und so fiebern die Fans unter dem Kreuz den beiden Spielen im Dezember gegen den Tabellendritten SC Jülich und Tabellenführer SC Brühl entgegen. Jetzt können nur noch Siege helfen.

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