Greenkeeper Rothe und die Liebe zum Detail

Andreas Rothe ist einer von zwei Bayer 04-Greenkeepern, die am Leistungszentrum Kurtekotten arbeiten. Im Interview spricht der langjährige Werksklub-Mitarbeiter über die Aufgaben der Greenkeeper in der Saison und während der Sommerpause sowie seinen besonderen Bezug zu Bayer 04.
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Hallo Herr Rothe, vielen Dank, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Sie sind als Greenkeeper täglich auf der Anlage des Leistungszentrums Kurtekotten unterwegs; dennoch bin ich mir sicher, dass die allermeisten Eltern Sie noch nie gesehen haben. Wie sieht Ihr Alltag aus?

Rothe: Hallo zusammen. Unsere Hauptaufgabe besteht darin, möglichst gute Trainingsbedingungen für unsere noch jungen Fußballer zu schaffen. Vorzugsweise soll das Training von März bis Oktober auf Rasen stattfinden, bei circa 250 spielen im Jahr auf Kurtekotten ist das aber nicht immer machbar. Dennoch: Wir sind stets bemüht.

Das scheint mir eine ganz schön umfangreiche Aufgabe zu sein, wenn ich mir die Spielstätte so anschaue. Wie groß ist das Gelände und wie viele Plätze umfasst es?

Rothe: Das gesamte Gelände hat fast sieben Hektar, davon sind 23.000m² Natur/Hybridrasen (2,5 Plätze) und 12.000m² Kunstrasen.

Wie groß ist das Team?

Rothe: Ich selbst bin angestellter der TecArena+. Im Leistungszentrum Kurtekotten arbeiten zwei Greenkeeper: Herman Josef Meuthen und ich. Am Stadion sind zwölf Mitarbeiter angesiedelt. Unser Abteilungsleiter ist Georg Schmitz.

Welche Aufgaben fallen im Laufe einer Saison so an?

Rothe: Als ich am 2. August 1999 auf Kurtekotten angefangen habe, habe ich mir gedacht: Zweimal die Woche Rasenmähen, ein bisschen Düngen - das ist wird „easy“ hier. Aber Pustekuchen: Die Plätze Platz 1-4 hatten wir zu dem Zeitpunkt bis Ende Oktober 1999 sechsmal pro Woche gemäht. Alle 14 Tagen wurde gedüngt, mit dem zur Jahreszeit passenden Dünger. Erst 2007 bekamen wir Kunstrasen am Kurtekotten, den wir ebenfalls pflegen müssen. Dazu gehören Aufgaben wie Bürsten/Sanden/Striegeln und vor allem sauber halten. Wir mähen auch unsere Hybridsysteme und den Naturrasen täglich. Gedüngt wird 30- bis 35-mal im Jahr. Zusammengefasst heißt das also, wir mähen, düngen und versorgen den Kunstrasen. Darüber hinaus fallen Arbeiten rund um die Anlage an. Schneeräumen im Winter, Tornetze wechseln und natürlich auch die Maschinenpflege. Ein umfangreiches Gebiet.

Und in der spiel- und trainingsfreien Zeit?

Rothe: Denken viele wir trinken den einen oder anderen Kaffee mehr. (lacht) Dem ist aber nicht so. Da geht es an die wichtigste Pflegezeit im Jahr für uns, denn die Plätze werden dann wieder richtig „aufgepäppelt“. Vertikutieren, Sanden, Nachsähen, Löcher machen. Das muss ich genauer erklären. Ja, es werden Löcher gemacht. Jetzt denken viele, der Platz geht kaputt. Dem ist aber natürlich nicht so. Im Gegenteil: Dieser Vorgang ist wichtig für den Wassertransport und die Wurzelbildung. Außerdem werden auch des Öfteren die Torräume gewechselt, denn dieser Teil des Rasens ist oft sehr stark belastet und kaputt. In den Stadien sieht man in den Halbzeitpausen und nach den Spielen Mitarbeiter damit beschäftigt, den Rasen zu reparieren. Das gibt es hier natürlich nicht.

Wie halten Sie die Plätze nach Training und Spielen so gut in Schuss?

Rothe: In den Hallen hier auf dem Gelände sehe ich viele Geräte, Trecker und Maschinen stehen, um das Gelände zu pflegen. Ich denke mir, der eine oder andere Junge könnte sich für diese Aufgabe interessieren. (lacht)

Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, worauf muss man sich einstellen und was muss man mögen?

Rothe: Man sollte die Arbeit an der frischen Luft mögen, denn davon bekommen wir sehr viel! Auch bei Wetterlagen, bei denen wir sonst lieber im Warmen wären. Heißt bei Wind, Schnee, Dauerregen, Affenhitze oder Eiseskälte sind wir draußen. Da gibt es leider wenig Spielraum, denn dem Rasen ist das Wetter meist egal. Danach kommt die Liebe zu den Pflanzen - in unserem Fall zum Rasen. Vielleicht auch die Liebe zum Detail. Ein bisschen Technikverständnis ist hilfreich, das kann man aber auch erlernen. Ich habe persönlich als Platzwart begonnen und dann über Bayer 04 die Ausbildung zum Greenkeeper gemacht.

Wie sind Sie dazu gekommen, haben Sie einen besonderen Bezug zu Bayer 04 Leverkusen?

Rothe: Ich hatte tatsächlich Glück, war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dieter Prahl hat mich damals eingestellt. Ein Fan von Bayer04 bin ich schon seit meiner Kindheit, daher ist mein Anspruch an guten Rasen, glaube ich, noch immer so hoch. Mir ist gute Rasenqualität sehr wichtig.

Gibt es etwas, was Sie besonders lieben an ihrem Job?

Rothe: Draußen an der frischen Luft zu arbeiten, egal wie das Wetter ist. Und natürlich die Gemeinschaft hier auf der Jugendanlage unter allen Angestellten des Leistungszentrums. Das geht von der Leitung über die Trainer hin zum Bistro, sowie den Mitarbeitern der WfB, die uns immer unterstützen. Wir sind hier eine tolle Gemeinschaft. Besonders viel Freude haben wir aber am Ergebnis unserer Arbeit: Ein top-gepflegter Rasen, auf und an dem Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene Spaß haben!

Und am Schluss noch eine Info an die Eltern. Ihr Tipp: Was steht gerade jetzt im Frühjahr für die Rasenpflege an? Wie bekommt man so einen schönen Rasen zu Hause hin?

Rothe: Das Wichtigste ist „ruhig bleiben“. Nicht gleich bei den ersten Sonnenstrahlen hektisch werden und den Rothe anrufen. (lacht) Wichtig ist die Temperatur im Boden! Ab zwölf Grad Bodentemperatur setzen sich die Mikroorganismen in Bewegung und der Rasen beginnt zu wachsen. Dies ist der richtige Zeitpunkt zum Düngen und Vertikutieren. Wichtig: Keine kahlen Stellen vertikutieren! Sonst kommt eher Unkraut anstelle von Rasen. Rasensamen mit etwas Torf mischen, gleichmäßig verteilen und feucht halten. Torf speichert Feuchtigkeit und schützt vor Austrocknung. Den Rasen nicht zu lang wachsen lassen, lieber zwei- bis dreimal pro Woche mähen. Der Rasen wächst so besser in die Breite und nicht in die Höhe. Er wird dichter. Besonders wichtig: Das Messer vom Rasenmäher muss immer scharf sein. Stumpfe Messer sorgen für einen schlechten Schnitt und Krankheiten haben ein leichtes Spiel, in die Pflanzen einzudringen.

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