Gegner-Check: Mit maximaler Bereitschaft und starker Physis

Nach zwei Siegen aus den vergangenen drei Spielen ist die Berliner Luft wieder besser geworden: Hertha BSC, am kommenden Sonntag, 5. März (Anstoß: 15.30 Uhr), Gegner der Werkself in der BayArena, hat am vergangenen Wochenende die Abstiegsränge verlassen. Zum Aufwärtstrend der Alten Dame haben auch zwei Winter-Zugänge beigetragen, wie der Gegner-Check zeigt.
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Position

„Erleichtert“, das war wohl das am häufigsten verwendete Wort der Hertha-Profis, als sie nach dem 2:0-Sieg gegen den FC Augsburg in der Mixed-Zone des Olympiastadions ihren Gemütszustand beschrieben. Im Berliner Schneegestöber hatte das Team von Sandro Schwarz den Gegner in einem zähen Duell niedergerungen. „Das war der erwartete Abnutzungskampf“, brachte es der Hertha-Chefcoach kurz und knapp auf den Punkt. Hauptsache gewonnen. Wie, das konnte ihnen und den Fans piepegal sein. „Es hat nur der Sieg gezählt“, fand auch Marco Richter, der mit einem Flatterball das 1:0 erzielt und vor der Partie von einem „Sechs-Punkte-Spiel“ gesprochen hatte. Schließlich ist der FC Augsburg ein Konkurrent um den Klassenerhalt.

Der Druck war also mal wieder groß auf Berliner Seite. Und die Herthaner haben ihm einmal mehr standgehalten. Zwei Wochen zuvor war ihnen nach vier Niederlagen in Folge mit dem 4:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach der erste Dreier in diesem Kalenderjahr gelungen. Er wurde als Befreiungsschlag empfunden. Zwar folgte eine Woche später eine im Ergebnis deutliche 1:4-Niederlage bei Borussia Dortmund und der erneute Absturz auf Rang 17. Aber auch beim BVB hatte die Leistung der Berliner gestimmt. „Pleite mit Potenzial“ titelte die Berliner Morgenpost tags drauf. Von einer „verpassten Chance“ schrieb die Berliner Zeitung. Denn couragiert und gewohnt laufstark hatten die Blau-Weißen den Schwarz-Gelben einen intensiven Kampf geliefert, nur eben ihre Chancen vor allem nach dem 1:2-Anschlusstreffer nicht nutzen können. „Wir waren gegen einen sehr guten Gegner extrem widerstandsfähig, Effizienz war der ausschlaggebende Punkt“, analysierte Sandro Schwarz.

Dank des 2:0-Sieges gegen Augsburg, dem ersten Zu-Null-Spiel in diesem Jahr, hat sein Team die Abstiegsränge wieder verlassen und kletterte zumindest vorübergehend auf Platz 14. Winter-Neuzugang Tolga Cigerci sieht die Mannschaft „auf dem richtigen Weg“ und „in den vergangenen drei, vier Spielen einen guten Fortschritt“.

Personal

Cigerci (30) war nach sechseinhalb Jahren in der Türkei (unter anderem bei Galatasaray, Fenerbahce und Basaksehir) erst Ende Januar 2023 zur Hertha zurückgekehrt. Zwischen 2013 und 2016 hatte der gebürtige Niedersachse und türkische Nationalspieler bereits für den Hauptstadtklub gespielt. Seit seiner Rückkehr ist er der Chef im Mittelfeld der Berliner. „Es ist ein absoluter Gewinn für uns als Gruppe, dass wir so jemanden haben“, lobt Schwarz den kommunikativen Taktgeber und Strategen. Auch Marco Richter schwärmt vom Kollegen: „Mal beruhigt Tolga das Spiel, mal macht er es schnell. Es fühlt sich an, als sei er schon immer Teil des Teams.“ Neben Cigerci komplettierten zuletzt Lucas Tousart und Suat Serdar das Trio im zentralen Mittelfeld. Auf den Außenbahnen setzt Schwarz seit der Umstellung vom 4-3-3- aufs 3-5-2-System auf Marvin Plattenhardt (links) und Marco Richter (rechts), der beim 2:2 in der Hinrunde gegen Bayer 04 ein Traumtor erzielt hatte.

Hinten in der Dreierkette gibt meist Marc Kempf den Mittelmann und Abwehrchef, daneben agierten zuletzt Filip Uremovic und Marton Dardai, Sohn von Hertha-Legende Pal Dardai. Dem Verteidiger war an seinem 21. Geburtstag gegen Mönchengladbach ein herrlicher Treffer gelungen – sein erster in der Bundesliga. Gegen Augsburg musste er zwar verletzt passen und von Agustin Rogel ersetzt werden. Am Sonntag ist Dardai aber wieder einsatzbereit.

Vorne vertraute Sandro Schwarz in den letzten drei Spielen jeweils dem Duo Jessic Ngankam und Florian Niederlechner, der erst im Januar dieses Jahres vom FC Augsburg an die Spree gewechselt war und der sich wie Cigerci gleich als echte Verstärkung erwies. Am 22-jährigen gebürtigen Berliner Ngankam schätzt Schwarz dessen „Körperlichkeit im Anlaufverhalten, er hält immer wieder den Stock in die Speichen. Was er arbeitet für die Jungs, ist herausragend“. Dodi Lukebakio, mit 9 Treffern bester Torschütze der Hertha, kam in den vergangenen Partien nur von der Bank, stellte aber auch als Joker seine Klasse unter Beweis. Sowohl beim 4:1 gegen Mönchengladbach als auch beim 2:0 gegen Augsburg setzte der 25-jährige Belgier mit seinen beiden Treffern jeweils den Schlusspunkt. Mit Stevan Jovetic stand ein weiterer „wichtiger Impulsgeber in unserem Offensivspiel“ (Schwarz) nach längerer Verletzungspause schon gegen Augsburg wieder zur Verfügung.  

Nicht einsatzbereit in Leverkusen sind die Stürmer Wilfried Kanga (individuelles Training nach Zehenverletzung), Chidera Ejuke (Bänderverletzung im Knie) und Kelian Nsona (Aufbautraining nach Knie-OP).

Prunkstück

Keine Mannschaft in der Liga führt so viele Zweikämpfe pro Spiel wie Hertha BSC (114). Ein Beleg für die hohe Intensität und Aggressivität, mit der die Berliner zur Sache gehen. „Wir brauchen die maximale Bereitschaft, Aktivität und Physis auf dem Platz“, sagt Sandro Schwarz. Die letzten drei Spiele stimmen den Trainer diesbezüglich optimistisch. In der neuen 3-5-2-Grundordnung scheint sich die Mannschaft wohlzufühlen. Im zentralen Mittelfeld gibt Neuzugang Tolga Cigerci dem Team viel Stabilität. Selbst beim 1:4 in Dortmund habe das hohe Angriffspressing gut funktioniert, fand Kapitän Marvin Plattenhardt. Die mutige Spielweise bei gleichzeitig besserer Absicherung nach hinten führte zuletzt zu einem Aufwärtstrend. Und im Angriff besitzt die Hertha mit dem gut harmonierenden Duo Ngankam/Niederlechner mehr Optionen, ist nicht mehr ausschließlich auf Dodi Lukebakio angewiesen.

Probleme

Aufwand und Ertrag stehen bei der Alten Dame oft in keinem guten Verhältnis. Die Chancenverwertung ist unbefriedigend. Insbesondere auswärts präsentiert sich die Hertha bei allem Einsatz meistens zu harmlos. Nur vier Punkte stehen hier auf dem Konto. Der einzige Sieg auf fremdem Platz gelang Anfang September 2022 in Augsburg (2:0). Die letzten sechs Auswärtsspiele verloren die Berliner allesamt. Eine besondere Schwachstelle: Beim 1:4 in Dortmund kassierten die Blau-Weißen bereits ihr 17. Standard-Gegentor. Nur Bochum (21) weist diesbezüglich einen noch schlechteren Wert auf. Zusätzliche Unruhe brachte die Beurlaubung von Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic Ende Januar in den Hauptstadtklub.

Prognose

Zwei Siege aus den letzten drei Spielen geben den Berlinern Selbstvertrauen im Abstiegskampf. Dass gegen Augsburg hinten nach langer Zeit mal wieder die Null stand, tut der Hertha auch gut. Die Leistungen haben sich stabilisiert, die Kurve zeigt nach oben. Jetzt wollen die Blau-Weißen dranbleiben und den Trend am Sonntag in der BayArena bestätigen. „Wir haben eine Aufgabe in Leverkusen vor der Brust, die wir demütig, aber auch selbstbewusst angehen“, sagt Sandro Schwarz und ergänzt: „Wir wollen hochkonzentriert in die Begegnung starten und etwas mitnehmen.“ Aber selbst im Falle einer weiteren Auswärtsniederlage scheinen die Berliner als Mannschaft gefestigt genug, um auch im vierten Jahr Abstiegskampf in Folge die Klasse halten zu können.

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