
Den Saisonstart hatten sie sich in Augsburg sicher anders vorgestellt. In der ersten Runde des DFB-Pokals musste der FCA beim Regionalligisten SC Verl die Segel streichen, eine Woche später gerieten die Fuggerstädter mit 1:5 bei Borussia Dortmund unter die Räder – trotz Blitz-Führung nach 31 Sekunden. Die Länderspiel-Pause Anfang des Monats scheint den Augsburgern nun aber sichtlich gutgetan zu haben: Mit einer starken Leistung holte sich das Team von Martin Schmidt (im Bild oben) gegen Europa-League-Teilnehmer Frankfurt den ersten Sieg der Saison, am vergangenen Wochenende dann erkämpfte sich Augsburg bei den bislang so starken Freiburgern ein 1:1. Mit fünf Punkten nach fünf Spieltagen stehen die bayrischen Schwaben damit im Mittelfeld der Tabelle – eine Platzierung, mit der die Verantwortlichen am Ende der Saison durchaus zufrieden wären, immerhin würde sie für die zehnte Spielzeit in Folge im deutschen Oberhaus sorgen. Allerdings: Die nächsten Wochen haben es ganz schön in sich für den FCA. Nach der Partie gegen die Werkself warten Mönchengladbach, Bayern München, Wolfsburg und Schalke 04 auf die Augsburger.
Nachdem die FCA-Defensive am 1. Spieltag von spielfreudigen Dortmundern regelrecht auseinandergenommen worden war, reagierte die Führungsriege um Geschäftsführer Stefan Reuter und nahm bis zum Ende der Transferperiode gleich drei Spieler für die Abwehrkette unter Vertrag. Neben U-21-Nationalspier Felix Uduokhai (Leihe aus Wolfsburg) und dem 105-fachen Schweizer Nationalspieler Stephan Lichtsteiner (zuletzt FC Arsenal) kam auch Abwehr-Allrounder Tin Jedvaj von Bayer 04. Bei der Werkself hatte sich der kroatische Vize-Weltmeister zuletzt hintenanstellen müssen. Um in der Fuggerstadt Spielpraxis zu sammeln, ist der 23-Jährige für ein Jahr von Leverkusen nach Augsburg verliehen worden. Dieses Vorhaben scheint aufzugehen: Seit Jedvaj in Augsburg ist, stand er in allen Spielen über 90 Minuten auf dem Platz. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gegen den 1. FC Union Berlin und Werder Bremen hat sich der 23-Jährige zuletzt stabilisiert – und mit ihm die gesamte FCA-Abwehr. Die Schwachstelle der Saison-Anfangsphase sollte sich somit allmählich schließen. In der Offensive ist Augsburg ohnehin erstklassig besetzt – und auch hier machen die Neuzugänge Spaß: Ruben Vargas und Florian Niederlechner erzielten sechs der bislang sieben Augsburger Saisontore. Niederlechner war insgesamt sogar an fünf der sieben Treffer direkt beteiligt, der 28-Jährige ist quasi die Lebensversicherung des FCA in der Frühphase der Saison. Ligaweit kommen nur Bayern-Stürmer Robert Lewandowski sowie die beiden Dortmunder Jadon Sancho und Paco Alcacer auf mehr Scorer-Punkte.
Dass in der Defensive unter anderem mit Jedvaj nachgelegt wurde, hat auch einen personellen Grund: die Verletzung von Jeffrey Gouweleeuw. Der Niederländer hatte sich in den vergangenen beiden Jahren als Abwehrchef unverzichtbar für Augsburg gemacht, nun konnte der 28-Jährige wegen hartnäckiger Adduktorenprobleme noch in keinem einzigen Spiel in dieser Saison auf dem Platz stehen. Zwar kann Gouweleeuw mittlerweile wieder Teile des Mannschaftstrainings absolvieren, gegen Bayer 04 ist er aber wohl noch keine Option. Und auch wenn mit Jedvaj oder Lichtsteiner reichlich internationale Erfahrung geholt und die größten Löcher damit gestopft wurden: Zur nötigen Stabilität wird Augsburgs Defensive wohl erst wieder gelangen, wenn der Dirigent der Viererkette zurück aufs Feld kehrt.
Es wäre ein echter Meilenstein: Wenn auch in diesem Jahr der Klassenerhalt gelingt, stünde die zehnte Bundesliga-Saison in Folge für Augsburg an. Eine ganze Dekade, in der die Fuggerstädter in beinahe jeder Saison zu den Abstiegskandidaten zählten und doch regelmäßig Vereine mit weitaus mehr finanziellen Möglichkeiten hinter sich ließen. Auf diese Leistung kann man beim FCA mehr als stolz sein – und sie macht sich auch in der Personalpolitik dieses Sommers bemerkbar: Dass ein amtierender Vize-Weltmeister wie Jedvaj, ein siebenfacher italienischer Meister wie Lichtsteiner oder ein tschechischer Nationaltorwart wie Tomas Koubek für Augsburg auflaufen, während national und international begehrte Spieler wie Philipp Max, Michael Gregoritsch und Marco Richter gehalten werden, verdeutlicht, wie attraktiv der Bundesliga-Standort Augsburg auch für Profis geworden ist.
Auf den erneuten Abstiegskampf hat sich die Mannschaft von Beginn an eingestellt. Die jüngsten beiden Auftritte haben den FCA aber nicht nur aus dem Tabellenkeller gehievt, sondern auch Mut gemacht, dass es nicht mehr dorthin zurückgeht. Der Angriff hat genügend Durchschlagskraft, um gegen jeden Gegner ein Tor erzielen zu können. Wenn sich die Defensive mit der Rückkehr von Schlüsselspieler Gouweleeuw wie erwartet stabilisiert, sollte dem zehnten Erstliga-Jahr in Augsburg nichts mehr im Weg stehen.

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