Spiel des Monats: Vor 30 Jahren – Nachbarschaftsduell mit Kieferbruch

Am 3. Dezember 1994 steigt das Nachbarschaftsduell im Ulrich-Haberland-Stadion. Das Stadion ist mit 27.600 Zuschauern ausverkauft. Die Bayer 04-Fans stehen im C-Block, die Kölner Anhänger füllen den Gästeblock und die daneben im Süden noch nicht umgebaute Stehplatzkurve des alten Ulrich-Haberland-Stadions aus der Bundesliga-Anfangszeit. Fertiggestellt wird die Arena erst im Sommer 1997 und fasst dann lediglich 22.500 Zuschauer.

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Die Tabellenkonstellation ist folgende: Mit 17:13 Punkten steht die Werkself auf dem 8. Platz, lediglich zwei Punkte hinter dem Dritten Borussia Mönchengladbach. Die Kölner rangieren mit 13:17 Punkten auf Platz 13, fünf Punkte vor einem Abstiegsplatz. Aber wie so oft bei diesem Spiel ist der Tabellenplatz nicht wichtig, sondern die Einstellung auf dem Platz – und die stimmt von der ersten Minute an. Beide Mannschaften werfen alles rein, Bayer 04 geht in der 19. Minute durch einen an diesem Tag überragenden Rudi Völler in Führung.

Ohne die verletzten Bernd Schuster, Hans-Peter Lehnhoff und Ulf Kirsten kann die Werkself aber die Führung nur zwei Minuten halten, als ich einen Flachschuss von Bruno Labbadia aus 18 Metern neben das Tor gehen wähne, dieser aber für mich überraschend doch den Weg ins Tor findet. Von da an habe ich alles reingeworfen, einige Torchancen der Kölner vereitelt und werde noch in der ersten Halbzeit nach einer Flanke vom Kölner Mittelstürmer Toni Polster ins Tor gerammt. Mit Schmerzen am Kiefer spiele ich aber durch. In der 33. Minute erzielt dann Heiko Scholz den viel umjubelten Führungstreffer für uns. Mit diesem Ergebnis geht es in die Halbzeit. Ich bekomme ein bisschen Eis für meinen Kiefer und weiter geht’s in Halbzeit zwei. Die Kölner versuchen alles, werden allerdings in der 65. Minute nach einer Gelb-Roten Karte für ihren Abwehrspieler Karsten Baumann dezimiert. Von nun an fällt es der Werkself etwas leichter, das Spiel zu kontrollieren. In der 88. Minute erlöst der eingewechselte Markus Münch die Bayer 04-Fans und seine Mitspieler mit einem schönen Schuss von der Strafraumgrenze zum 3:1-Endstand.

Andreas Thom

Nach dem Spiel drehen wir unsere Ehrenrunde, gehen duschen und dann wie immer nach einem Heimspiel in unseren Bereich des VIP-Raumes. Als ich mich an den Tisch begebe, wo meine Frau sitzt, sagt sie nur: „Dein Gesicht ist schief.“ Ich: „Ach, ein bisschen Schmerzen am Kiefer, das kenne ich, ist morgen wieder gut.“ Ich nehme mir eine Garnele, beiße genüsslich drauf und schreie auf. Meine Frau: „Ich glaube, wir fahren ins Krankenhaus.“ Gesagt, getan. Die Röntgenbilder zeigen einen Kieferbruch, ich bekomme meinen Mund zugedrahtet, das heißt: nur flüssige Nahrung für die folgenden drei Wochen und definitiv kein Sport. In den nächsten drei Tagen esse ich nur Suppe und nehme drei Kilo ab. Meine Frau kocht mir ab da immer Kartoffelbrei, abwechselnd mit Mohrrüben und Brokkoli vermischt. Die erste feste Nahrung nehme ich dann wieder am Weihnachtsabend zu mir, denn die Weihnachtspute muss sein.

Die restlichen beiden Spiele des Jahres im UEFA-Pokal gegen GKS Kattowitz (4:0) und in der Bundesliga in Dresden (1:1) steht Dirk Heinen im Bayer 04-Tor und macht seine Sache sehr gut.

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