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Allerdings werde ich für die Dopingkontrolle gelost. Aus Sorge, dass bei all den Medikamenten, die ich am Tag zuvor genommen habe, etwas Verbotenes dabei gewesen sein könnte, renne ich voller Panik zu Tscholli. Doch der beruhigt mich. Zu Recht, wie sich herausstellen soll. Aber das Spiel hat meinem Körper nicht gutgetan. Das Regenerationstraining am Sonntag lasse ich ausfallen und Tscholli besucht mich zur Krankenpflege zu Hause. Denn am Dienstag steht schon das nächste Spiel im Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger bei Benfica Lissabon an. Und bis dahin muss ich wieder fit werden, weil unsere Offiziellen unserem zweiten Keeper Dirk Heinen noch nicht zutrauen, vor 90.000 portugiesischen Fans im Estádio da Luz zu bestehen. Bisher hat Dirk noch kein Pflichtspiel für Bayer 04 Leverkusen in der ersten Mannschaft bestritten.
Den Flug nach Lissabon überstehe ich irgendwie, allerdings mit hohem Fieber. Beim Einchecken ins Hotel wird entschieden, dass Tscholli das Zimmer direkt neben mir bekommt und er mein Zimmer durch eine Verbindungstür betreten kann. Das abendliche Abschlusstraining bestreitet die Mannschaft ohne mich, auch dem Abendessen bleibe ich fern. Viel wichtiger sind die Wadenwickel, die mir Tscholli jede Stunde verabreicht, um mein Fieber in den Griff zu bekommen. Auch nachts!
Am nächsten Morgen schleppe ich mich zum Abschlusstraining auf den Platz, hechte einmal nach rechts bei einer Übung mit meinem Torwarttrainer Werner Friese und komme völlig entkräftet fast nicht mehr auf die Beine. Ich schaue ihn an und gehe direkt wieder auf mein Zimmer und ins Bett. Ich habe wieder geschlafen, Tscholli hat das Fieber bis zum Nachmittag in den Griff bekommen. Bei der Abschlussbesprechung fragt mich unser Trainer Dragoslav Stepanovic, ob ich spielen kann. Und ich sage voller Überzeugung: Ja!
Von dem abendlichen Spiel weiß ich nicht mehr viel. Wir gehen nach einem Eckball in der zweiten Halbzeit durch Markus Happe mit 1:0 in Führung und bekommen in der letzten Minute, nachdem Franco Foda den Ball an der Seitenlinie unglücklich vertändelt, durch einen Kopfball den Ausgleich.
Beim Rückflug am nächsten Morgen sitze ich mit Schüttelfrost, käseweiß im Gesicht und schlafend auf meinem Platz. In Köln/Bonn angekommen, schickt mich unser Vereinsarzt Dr. Sepp Schmitt direkt in die Praxis zu seiner Frau, einer Lungenfachärztin. Und da bestätigt sich das, was eigentlich alle außer meiner Wenigkeit vermuten: Lungenentzündung! Ich bekomme absolute Bettruhe verordnet und mein Körper kämpft über eine Woche gegen das hohe Fieber an.
So bekommt mein Ersatzkeeper und langjähriger Zimmerkollege Dirk Heinen endlich seine Bewährungschance. Die beiden anstehenden Bundesligaspiele werden mit 0:1 zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach und 0:2 in Frankfurt verloren. Der Abstand auf Tabellenführer Bayern München vergrößert sich innerhalb dieser zwei Spieltage auf sechs Punkte. Dirk gibt in beiden Spielen eine gute Figur ab, also an ihm liegt es nicht, dass beide Spiele verloren gehen.
Zwischen diesen Partien verlasse ich am Mittwoch, 10. März, erstmals das Bett. Ich mache einen leichten Spaziergang im Garten und bereite mich gedanklich auf das am Dienstag stattfindende Rückspiel gegen Benfica Lissabon vor. Wir beziehen wieder unser Trainingslager in der Sportschule Hennef, trainieren am Montagnachmittag auf deren Gelände und machen am Dienstagmorgen ein Auflockerungstraining. Beides überstehe ich gut. Das Spiel kann kommen.
Am Nachmittag vor dem Duell haben wir unsere Abschlussbesprechung. Vor dieser zitiert Trainer Dragoslav Stepanovic Dirk Heinen und mich aus dem Besprechungsraum und stellt mir die Frage: „Wie fühlst du dich?“ Ich: „Gut!“ Stepi: „Okay, dann spielt Dirk!“
Völlig perplex folge ich mehr oder weniger konzentriert der Spielbesprechung. In dem Bewusstsein, mich wesentlich besser zu fühlen als beim Hinspiel und wegen der letzten beiden Niederlagen in der Bundesliga mit Dirk im Tor kann ich die Entscheidung absolut nicht nachvollziehen. Allerdings sehe ich dann am Abend von der Bank aus eines der besten Spiele der Bayer 04-Geschichte. Das 4:4 und das ständige Auf und Ab im Spielverlauf begeistern sowohl die Zuschauer im Stadion als auch die vor dem Fernseher.
Als Bernd Schuster in der 58. Minute das 2:0 erzielt, scheint die Entscheidung gefallen, doch postwendend gelingt den Portugiesen der Anschlusstreffer und zwei Minuten später nach einem Eckball der Ausgleich. Als Benfica in der 78. Minute sogar noch in Führung geht, gibt keiner mehr einen Pfifferling auf die Werkself. Doch der eingewechselte Paulo Sergio bereitet den Ausgleich in der 80. Minute durch Ulf Kirsten vor und muss von seinen Mannschaftskollegen vom Zaun geholt werden. Denn er lässt sich ein bisschen ausgiebig feiern und uns fehlt noch ein Treffer zum Weiterkommen. Der fällt dann zwei Minuten später auch – das Stadion bebt. Aber die Freude währt leider nur drei Minuten, denn der erneute Ausgleich zum 4:4 und fünf Minuten später der Abpfiff lassen Mannschaft und Fans in Schockstarre zurück.
Claus-Dieter, genannt „Pele“, Wollitz wird am 19. Juli 1965 in Brakel geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren bekommt er seinen Spitznamen nach dem brasilianischen Weltstar, weil er schon als Kind den Ball lange hochhalten kann. Was am Anfang nur als Gag gemeint war, wird ihn sein Leben lang begleiten. Jeder Fußball-Fan verbindet mit dem Namen Wollitz gleichzeitig seinen Spitznamen: Pele.
Mehr zeigenJosé Roberto da Silva Junior, kurz Zé Roberto, wird am 06. Juli 1974 in der brasilianischen Stadt Sao Paulo geboren. Mit sieben Jahren kickt er bei der Fußballschule Pequeninos de Joquey, was auf deutsch „Joqueys Kleine“ heißt. Über den Verein Palestra Sao Bernardo kommt der Linksfuß zum Profiverein Portuguesa de Desportos, bei dem er 1994 sein Debüt feiert.
Mehr zeigenNach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga hat Fußballobmann Hermann Büchel alle Hände voll zu tun, um eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen. Zum Trainingsauftakt am 14. Juli 1975 im Ulrich-Haberland-Stadion tummeln sich neun Neuzugänge, darunter fünf Spieler, die 1979 zur Stammelf der Aufstiegsmannschaft in die 1. Bundesliga gehören werden.
Mehr zeigenNach dem Erfolg des Vorjahres veranstaltet der Turn- und Spielverein Leverkusen zum zweiten Mal die „Wiesdorfer Sportwoche“ (die Stadt Leverkusen wird erst 1930 gegründet). Die Sportwoche nimmt am Sonntag, den 12. Juli 1925, ihren Anfang. In den Jahren vor dem 1. Weltkrieg gibt es sogenannte städtische Turn- und Spielfeste. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Vereins 1924 haben der Vorstand und viele helfende Hände diese Sportwoche ins Leben gerufen. Aus dem internen städtischen Spielfest hat sich eine nationale Veranstaltung entwickelt, die sich besonders wegen ihrer Eigenart als Staffel schon nach einem Jahr einen Namen gemacht hat.
Mehr zeigenDer am 17. November 1973 in Jena geborene Bernd Schneider verbringt seine Jugendjahre noch in der DDR. Seine ersten Schritte mit dem Ball am Fuß macht er für die beiden Jenaer Vereine BSG Aufbau und FC Carl Zeiss, dem größten Klub seiner Heimatstadt. In den Neunzigern spielt er sechs Jahre lang in der 2. Bundesliga. Bernd Schneider sticht als feiner Dribbler hervor, dem seine Herkunft als Straßenfußballer immer anzumerken ist. Dazu passt auch sein Spitzname „Schnix“, der aus der thüringischen Mundart kommt: „Schnixeln“ ist dort ein Synonym für Dribbeln, gut mit dem Ball umgehen können. Nach Jenas Abstieg 1998 geht Schnix den umgekehrten Weg. Aufsteiger Eintracht Frankfurt holt ihn in die Bundesliga. Das Intermezzo dort währt allerdings nur ein Jahr.
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