Sonstiges: SV Bayer 04 – Deutscher Meister 1956

Es ist der 30. Juni 1956. Strahlender Sonnenschein, ein mit 28.000 Zuschauern fast ausverkauftes Wuppertaler Stadion am Zoo und über 5.000 Leverkusener, die ihre Mannschaft im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft unterstützen wollen – im Feldhandball. Seit 1950 sind unsere Handballer Bestandteil der Oberliga Mittelrhein und werden immer mehr zum Topfavoriten in ihrer Region. Ein Jahr zuvor stoßen sie bis ins Finale vor und scheitern nur denkbar knapp mit 12:15 nach Verlängerung am Topfavoriten und Rekordmeister SV Polizei Hamburg. Diese Saison soll der große Wurf gelingen.
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Ungeschlagen, mit nur einem Unentschieden, gewinnen sie die Oberliga Mittelrhein, mit vier Siegen werden sie Westdeutscher Meister, und in den Spielen um die Deutsche Meisterschaft fegen sie ihre Gegner SV Polizei Hildesheim (19:8), TSV Zuffenhausen (16:8) und die Frisch Auf Göppingen (13:6) vom Platz. Im Endspiel wartet der Überraschungsfinalist SG Leutershausen, ein Dorfklub, der unter anderem den Vorjahressieger SV Polizei Hamburg aus dem Weg räumte.

Die Bayer 04-Fans machen sich auf den Weg nach Wuppertal. Es gibt einen Sonderzug, der innerhalb von Stunden ausverkauft ist. Euphorie in Leverkusen. Wer keine Karte für den Zug mehr bekommt, der macht sich mit dem Auto oder sogar per Fahrrad auf den Weg. Alle hoffen, dass unsere Handballer es etwas besser machen als die Frauen vier Wochen zuvor, die recht unglücklich ihr Endspiel um die Deutsche Meisterschaft mit 2:4 gegen den Eimsbütteler SV verloren. Aber dafür sprechen vor allem die gute Form sowie die beiden Nationalspieler Robert Will und Werner Tiemann.

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Als das Spiel mit Verspätung beginnt – vor den Kassen stehen noch Hunderte und begehren Einlass –, ist die vom Leichtathletiktrainer Bert Sumser fit gemachte Mannschaft von Bayer 04 direkt da und geht mit einem 9:5 in die Halbzeit. Über ein zwischenzeitliches 14:6 kommt am Ende ein souveräner 15:8-Sieg heraus. Die Mannschaft läuft eine Ehrenrunde im Stadion und feiert mit den Fans den Gewinn der Deutschen Meisterschaft.

Tausende Fans feiern ihre Feldhandballer

Am Abend trifft das Team gegen 21.30 Uhr am Rathaus ein und wird von 6.000 Leverkusenern begeistert empfangen, darunter Bürgermeister Wilhelm Dopatka, der die Mannschaft mit folgenden Worten empfängt: „Die ganze Stadt ist stolz auf euch.“ Mit einem festlich geschmückten Wagen fährt das Team durch Wiesdorfs Straßen. Im Spiegelsaal vom Schloss Morsbroich wird dann intern kräftig gefeiert. In Leverkusens Gaststätten geht es ebenfalls hoch her. Dort feiern sie ihre Helden: Torwart Willi Stoffel, der sogar für ein paar Wochen mal den Fußballern aushilft, wenn auch nur als Trainingstorwart, Werner Tiemann, Robert Will, Rolf Särchinger, Manfred Boll, Hans Wübbe, Werner Horchler, Kurt Kösters, August Schiefer, Günther Lingelbach und Volkmar Weber.

1959 schaffen es die Feldhandballer noch einmal, bis ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft vorzudringen, aber sie scheitern knapp mit 9:10 am TuS Lintfort, zwei Jahre später gelingt der Sprung ins Halbfinale. Über zehn Jahre haben unsere Feldhandballer ihre Stadt Sonntag für Sonntag begeistert. Und die Feldhandballer des TuS 04 Leverkusen sorgen mit ihrem Aufstieg in die Oberliga Mittelrhein 1956 dafür, dass die Hochburg des deutschen Handballs in Leverkusen steht.

„Aber eins, aber eins, das bleibt bestehen, Bayer 04 wird niemals untergehen!“

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