Sonstiges: Das Wunder von Leverkusen – Toulouse und Rotterdam – 35 Jahre danach

Am 4. November 1987 findet das Rückspiel im UEFA-Pokal gegen die französische Mannschaft FC Toulouse statt. Das Spiel ist schnell erzählt. 15.000 Leverkusener im Ulrich-Haberland-Stadion hoffen auf einen Europapokal-Knüller à la Austria Wien. Leider vergebens.
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Bayer 04 versucht, die Initiative zu ergreifen, Toulouse verteidigt und lauert. In der ersten Halbzeit reicht es zu zwei Weitschüssen von Alois und Knut Reinhardt, dazu noch eine Kopfballchance von Falko Götz. In der zweiten Halbzeit wird Toulouse offensiver, ohne aber wirklich gefährlich zu werden. In der 78. Minute setzt sich Bum-kun Cha halbrechts durch, seinen Schuss kann Bergeroo nicht festhalten und Christian Schreier staubt ab. Bis Spielende passiert nichts mehr und die Werkself erreicht das Achtelfinale.

Nach diesem Spiel schlägt Bayer 04 den HSV mit 2:0, erreicht aber nur ein 2:2 gegen Borussia Dortmund, beides im heimischen Ulrich-Haberland-Stadion. Das letzte Spiel der Hinrunde verliert die Werkself in München gegen die Bayern mit 2:3. Der 10. Platz nach 17 Spieltagen mit 15:19-Punkten, näher am Abstiegsplatz (4 Punkte Vorsprung) als am UEFA-Cup-Platz (5 Punkte Rückstand), ist indiskutabel. Die Rückrunde der Saison 1987/88 beginnt schon Ende November, weil im Sommer 1988 die Europameisterschaft in Deutschland stattfindet. Aber bevor es zum Rückrundenstart nach Mannheim geht, steht das schwere Auswärtsspiel in Rotterdam gegen Feyenoord an. Deutsch-holländische Duelle haben es immer in sich, sowohl auf dem Platz als auch zwischen den Fans. Das Stadion „De Kuip“ ist ein ganz heißes Pflaster und an diesem Mittwochabend mit 35.000 Zuschauern nicht ganz ausverkauft. Die Stadt Rotterdam, Feyenoord, die holländische Polizei, die deutsche Polizei und Bayer 04 entscheiden sich dafür, aus Sicherheitsgründen einen Sonderzug von Leverkusen nach Rotterdam fahren zu lassen. Er bietet Platz für 1.000 Fans und wenn mehr hineingepasst hätten, wären auch mehr mitgefahren. Innerhalb von drei Tagen ist der Sonderzug ausgebucht. Diejenigen Fans, die uns schon in Wien und Toulouse unterstützt haben, erhalten vom Verein als Dankeschön die Tickets (Fahrt, Eintrittskarte und Lunchpaket) gratis. Für alle anderen werden sie zum „Freundschaftspreis“ von 40,- DM verkauft.

Ohne einen etatmäßigen Stürmer fährt Bayer 04 in die Niederlande. Sowohl Bum-kun Cha und Herbert Waas als auch Klaus Täuber sind verletzt. Also läuft ein 18-Jähriger auf, Marcus Feinbier. Er ist noch A-Jugendspieler, gehört aber schon seit ein paar Wochen zu unserem Kader. Zusammen mit Christian Schreier bildet er unseren Sturm.

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Von Beginn an setzt Feyenoord die Werkself enorm unter Druck. Mit zunehmender Spielzeit kann sich Bayer 04 aber Stück für Stück befreien und sich Spielanteile sichern. In der 20. Minute setzt sich Andrzej Buncol nach einem Steilpass von Alois Reinhardt durch und überlupft den rausstürzenden Feyenoord-Keeper zum 1:0. Leider knickt Buncol bei dieser Aktion um und muss durch Falko Götz ersetzt werden. Keine 10 Minuten später erhöht Ralf Falkenmayer auf 2:0. Aber noch vor der Pause kann Feyenoord nach zwei Standardsituationen den Ausgleich erzielen. In der zweiten Halbzeit haben wir unsere Fans im Rücken. Feyenoord drückt und die Werkself verteidigt aufopferungsvoll. Bayer 04 zeigt wieder das UEFA-Cup-Gesicht. Beim Schlusspfiff jubeln sowohl Mannschaft als auch Fans. Das 2:2 ist ein sehr gutes Ergebnis und die Vorfreude auf das Rückspiel in zwei Wochen ist groß.

Am 28. November 1987 geht es noch zu Waldhof Mannheim. Der erstmals auf seiner Lieblingsposition auflaufende Brasilianer Tita erzielt beim 4:1-Auswärtssieg drei Tore und avanciert in den nächsten Monaten zum Publikumsliebling.

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