Mottenkiste: Vor 90 Jahren – das Derby am Stadtpark

Dieses Mal ein Spielbericht aus der Feder eines Leverkusener Journalisten des „General-Anzeigers“. Am Stadtpark, der 1934 noch „Platz am Hemmelrather Weg“ heißt, stehen sich die Mannschaften der Sportvereinigung Leverkusen 1904, Vorgängerverein des SV Bayer 04 Leverkusen, und des BV Opladen gegenüber. Es ist Sonntag, der 4. März 1934:
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„1200 Zuschauer sahen gestern auf dem Platze am Hemmelrather Weg einen Meisterschaftskampf, im wahrsten Sinne des Wortes. Von der ersten bis zur letzten Minute Kampf … wenn auch verschiedentlich unfair gespielt wurde, dies bleibt ja auch nicht aus. Jedenfalls verstand es der Schiedsrichter immer im richtigen Moment einzugreifen. Opladens Mannschaft spielte gut, wenn ihre Stürmerreihe nicht mehr Tore schoss, so lag das nicht an Unvermögen, sondern an der prächtigen Arbeit des Leverkusener Torwächters. Besonders in der zweiten Spielhälfte sah man ein ganz überlegenes Spiel der Opladener, außer den ersten zehn Minuten und den Schlussangriffen. Die Gastgeber können jedenfalls sagen, wir haben mit Glück einen Punkt gerettet. Sämtliche Spieler der Gäste standen durch, keine Lücke, die Verteidigung mit einem guten Schlag und einer besonders in der ersten Halbzeit guten Deckung. Die Läuferreihe, namentlich Schlemper und Kauter, warfen ihren Sturm immer wieder nach vorne und schafften unermüdlich im Mittelfelde, sodass die Farbenstädter gar nicht hierüber hinauskamen. Im Sturm fand man ein harmonisches Zusammenspiel vor, wenn auch manche Sache versiebt wurde.

Die Leverkusener hatten ihren besten Mann in Torwächter König, weiterhin war die Verteidigung auf dem Posten und ebenso arbeitete die Läuferreihe. Der Aufbau ließ ja zeitweise zu wünschen übrig, die Flanken waren nicht genau und zudem spielte man zu hoch. Der Sturm konnte in der ersten Hälfte zufriedenstellen. Peckhaus als Mittelstürmer konnte gefallen. In der ersten Hälfte dominierten die Gastgeber leicht, manche gute Torgelegenheit wurde verpasst, dagegen gehörte, wie schon oben erwähnt, den Gästen die zweite Hälfte deutlich. Dem Spielverlauf nach zu urteilen, müsste das Spiel Opladen gewonnen haben, aber letzten Endes ist ja auch „Verteidigen“ eine Kunst. Sehen wir uns die Spielmomente einmal näher an:

Die erste Viertelstunde geht leicht an Leverkusen. Peckhaus verpasst einmal, ein wenig später geht der Ball eben über die Latte. Eine Ecke wird abgewehrt, dann die Gegenseite, König rettet verschiedentlich. Der Opladener Sturm hat sich noch nicht recht gefunden, sie verfangen sich im eigenen Kombinationsnetz. Dann kommt Opladen gut ins Spiel, der Mittelstürmer gibt zum Halbrechten und dieser verwandelt mit spitzem Schuss unhaltbar für König zum ersten Treffer. Leverkusen lässt sich nicht entmutigen, sie greifen wieder beherzt an, können aber bis zum Halbzeitpfiff nichts mehr erreichen.

Gleich zu Anfang der zweiten Hälfte drängt Leverkusen stark. Ein Alleingang von Dickbrenner führt zur Ecke. Diese von demselben Spieler geschossen, landet direkt ins Netz. Kauter will noch retten, aber er befördert das Leder ganz hinein (Ihm ist also keine Schuld zu geben). Dann war es aus mit Leverkusen, Opladen wird drückend überlegen, es wird geschossen und geschossen … in den Händen des Leverkusener Torwächters jetzt … nein Latte! Dann steht Steinacker frei, knapp neben den Pfosten. Die Gastgeber haben lange bange Minuten auszustehen, aber den Gästen gelingt nichts mehr, im Gegenteil, eine Minute vor Schluss wäre den Einheimischen bald noch der Sieg gelungen, als Dickbrenner frei vor dem Tore den Ball … über die Latte hebt. Da! Aber meine Herren, es war der Schlusspfiff. Die Punkte wurden somit unter Brüdern geteilt.“

So war die Berichterstattung in den 1930er-Jahren. Sehr authentisch, manchmal mit sehr spitzem Stift, durchaus auch kritisch und immer hautnah am Ball. Und Derbys spielte man damals noch unter Brüdern.

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