Mottenkiste: Vor 60 Jahren – Das große Zittern

Seit Gründung der 1. Bundesliga am 28. Juli 1962 zur Saison 1963/64 besteht der Unterbau aus fünf Regionalligen: Nord, Berlin, West, Südwest und Süd. Die Meister dieser fünf Ligen sind direkt für die Aufstiegsspiele qualifiziert, die damals in zwei Gruppen à vier Mannschaften durchgeführt werden. Des Weiteren die beiden Zweitplatzierten der Regionalliga West und Südwest. Außerdem bestreiten die beiden Vizemeister aus dem Norden und dem Süden ein Qualifikationsspiel um den achten Platz für die Aufstiegsrunde.
Bayer 04 im Jahr 1964

Bayer 04 Leverkusen hat in dieser Saison von Beginn an einen schweren Stand in der Regionalliga West. Die Mannschaft von Trainer Fritz Pliska kämpft gegen den Abstieg. Sie liegt zwar nie auf einem der beiden letzten Tabellenränge, aber auch der drittletzte Platz kann zum Abstieg führen. Es sei denn, einer der beiden Regionalliga West-Vertreter steigt in die 1. Bundesliga auf, dann wird der Drittletzte in der Regionalliga West verbleiben.

Als Trainer Fritz Pliska am 23. März nach einer 0:3-Heimniederlage gegen den Tabellenzweiten Alemannia Aachen die Kündigung einreicht, wird er durch den ehemaligen Bayer 04-Oberligaspieler und jetzigen Trainer der zweiten Mannschaft Theo Kirchberg ersetzt. Kirchberg wird die Geschicke der Werkself in den folgenden sieben Jahren lenken und ist bis heute der Bayer 04-Trainer mit der längsten Amtszeit.

Aber auch er kann das Ruder erstmal nicht herumreißen. Und als am letzten Spieltag Westfalia Herne ins Ulrich-Haberland-Stadion kommt, da zählt nur noch ein Sieg. Es ist der 23. Mai 1965, als eine mit übergroßer Nervosität agierende Werkself vor 5.000 Zuschauern kaum eine geschlossene Aktion zustande bringt. Helmut Brücken wird zum Unglücksraben, denn erst verschuldet er einen Elfmeter, der in der 39. Minute zum 0:1 führt, und in der zweiten Halbzeit vergibt er drei sehr gute Einschussmöglichkeiten zum Ausgleich. In dieser zweiten Halbzeit begeistert Bayer 04. Eine mit vollem Einsatz kämpfende Werkself spielt mit drückender Überlegenheit und schnürt die Westfalen in ihre eigene Hälfte, doch die Bayer 04-Spieler können auch die größten Chancen nicht zu einem Treffer nutzen. So kommt es wie so oft. Mit einem Konter in der 85. Minute kann Westfalia Herne mit einem Weitschuss den Sack zumachen. Und jetzt kommt das, was jeder verhindern wollte: das große Zittern.

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Es beginnt das Daumendrücken für die beiden Regionalliga West-Vertreter für die Aufstiegsspiele. Jeder Sieg der Westvertreter wird in Leverkusen bejubelt und als am 19. Juni Borussia Mönchengladbach zum Nordvertreter Holstein Kiel fährt, können die Borussen mit einem Sieg den Aufstieg perfekt machen. Aber die Borussia verliert mit 2:4 und Alemannia Aachen hat am selben Wochenende zwar den Berliner Meister Tennis Borussia mit 5:4 besiegt, doch der FC Bayern München steht souverän an erster Stelle und wird sich am letzten Spieltag den Aufstieg wohl nicht mehr nehmen lassen.

So muss Bayer 04 eine weitere Woche warten. Was umso ärgerlicher ist, denn seit dem 15. Juni dürfen Vertragsspieler neue Verträge unterschreiben. Mit der Niederlage der Borussen verlieren die Bayer 04-Verantwortlichen um Fußballobmann Franz Blume eine weitere Woche, in der sie keinen Spieler von einem Verbleib unterm Bayer-Kreuz überzeugen können. Und sie können auch potenzielle Neuzugänge nicht davon überzeugen, nach Leverkusen zu wechseln.

Als aber die Borussia am 26.06.1965 mit einem Unentschieden den Aufstieg zur 1. Bundesliga perfekt macht, da jubelt man nicht nur in Mönchengladbach. Auch in Leverkusen freuen sich alle Bayer 04-Anhänger. Und die Planungen für die neue Saison können endlich beginnen.

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