"Ich wünsche mir, dass Bayer 04 gewinnt"

Für die Werkself steht am Freitag mit dem Pokalmatch beim Karlsruher SC das erste Pflichtspiel der Saison an. Jens Nowotny freut sich auf das Erstrundenduell. Der gebürtige Badener war für beide Vereine aktiv: Beim KSC glückte ihm der Sprung ins Profigeschäft, ehe er 1996 zur Werkself wechselte und dort zum Nationalspieler reifte.
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Heute ist der 43-Jährige unter anderem als Spielerberater tätig, schnürt aber regelmäßig auch noch die Fußballschuhe fürs Traditionsteam von Bayer 04. Wir haben mit ihm über das Duell, seine Ex-Klubs und die Saisonvorbereitung der Werkself gesprochen...

Jens, welchen Bezug hast du noch zu deinem Ex-Verein Karlsruher SC, für den du insgesamt sechs Jahre lang gespielt hast?
Natürlich hat man als Ex-Spieler eine gewisse Verbundenheit zum KSC. Bei mir allein schon, weil es meine Heimat ist – ich bin 20 Kilometer von Karlsruhe entfernt geboren und aufgewachsen. Meine Eltern, mein Bruder und viele Freunde leben heute noch dort. Und es ist auch immer so, dass sich die Leute freuen, wenn ich in Karlsruhe bei einem Spiel bin. Auch Menschen, die ich gar nicht kenne, sagen 'Och, der Jens ist wieder da – schön, dich zu sehen'. Die älteren Leute kneifen dich in die Backen und schütteln ein bisschen dran (lacht). Das ist wirklich noch ein arg heimatliches Gefühl. Definitiv.

Für den KSC hat die neue Spielzeit in der 3. Liga mit einem Unentschieden und zwei Niederlagen begonnen. Am Wochenende gelang der Mannschaft von Trainer Marc-Patrick Meister der erste Sieg. Wie bewertest du den Saisonstart?
Der Start ist sicherlich durchwachsen, aber durchaus so, wie man sich eine Saison nach einem Abstieg vorstellen kann. Man hat eine neue Mannschaft gegründet, die sich erst einmal finden und an den anderen Fußball gewöhnen muss, der in der neuen Liga gespielt wird. Die Gegner sind nun meist Vereine, die vielleicht eine nicht ganz so professionelle Infrastruktur haben wie zum Beispiel Kaiserslautern oder Braunschweig. Es dauert etwas Zeit, um anzukommen. Deswegen ist der Start nicht so dramatisch. Aber der KSC muss die Kurve bekommen.

Was zeichnet den Klub aus?
Heute kann ich das Geschehen nur noch aus der Ferne beurteilen. Früher aber war der KSC wie eine große Familie. Wir haben Woche für Woche zusammen trainiert und am Wochenende kamen die Frauen und Kinder dazu. Jeder hat sich wohl gefühlt, es war immer schön und sehr herzlich. Auch mit den Fans. Unsere Stärke war, dass wir übers Team gekommen sind. Wir hatten vielleicht nicht so sehr die individuelle Klasse, dafür aber die mannschaftliche Geschlossenheit. Das hat den KSC eigentlich immer schon ausgezeichnet.

Wie schätzt du nach dem Abstieg in der vergangenen Saison die Situation in Karlsruhe ein?
Der KSC ist zu Erfolg verdammt und muss so schnell wie möglich wieder aufsteigen. Sonst kann es passieren, dass der Verein in der 3. Liga versauert. Und dann ist es wie eine Spirale, in die man reingerät, wo man auch nicht mehr attraktiv genug für Jugendspieler ist. Wenn die erste Mannschaft keinen Erfolg hat, merken das natürlich alle im Verein: Es muss durchgehend gespart und es müssen Veränderungen vorgenommen werden. Und die betreffen in erster Linie nicht die erste Mannschaft, sondern den Verein, der dahinter kommt. Aber allein vom Klub, seiner Führung und von der Infrastruktur her gehört der KSC für mich mindestens in die 2. Liga.

Du wohnst mit deiner Familie in Kürten, nicht weit weg von Leverkusen. Welchen Bezug hast du noch zu Bayer 04?
Aufgrund meiner Nähe habe ich natürlich einen großen Bezug zum Verein: Ich bin ein Teil der Traditionsmannschaft. Das entwickelt sich in eine sehr gute Richtung, wir gestalten immer mehr Aktionen zusammen. Ich bin auch des öfteren in der BayArena und schaue mir Spiele an – meine älteste Tochter ist Bayer 04-Fan hoch zehn (lacht).

Wie beurteilst du die Saisonvorbereitung der Werkself?
Auch wenn die Testspiel-Ergebnisse nicht so positiv waren, scheint die Stimmung insgesamt gut zu sein. Ich will mir nicht anmaßen, zu beurteilen, ob Heiko Herrlich gute oder schlechte Arbeit leistet. Dafür kenne ich ihn zu wenig. Ich hatte in meiner aktiven Zeit aber auch schon durchwachsenere Vorbereitungen, nach der wir dennoch gut in die Saison gestartet sind. Auf der anderen Seite hatten wir schon eine gute Saisonvorbereitung und sind im Pokal plötzlich ausgeschieden. Es bringt wenig, die Partien im Vorfeld alle zu gewinnen, wenn das erste Pflichtspiel verloren geht. Dann kannst du alles in die Tonne kloppen. Wichtiger ist es, dass man in der Saisonvorbereitung weitestgehend von größeren Verletzungen verschont bleibt und dass man sich als Team findet. Und dann muss man sich von Spiel zu Spiel verbessern. Gute Ergebnisse in der Saisonvorbereitung sind sekundär.

Auf was muss sich die Werkself im Wildparkstadion einstellen?
Das badische Publikum ist kein Publikum, dass feindselig ist. Die KSC-Fans wollen eher die eigene Mannschaft unterstützen und nicht so sehr gegen den Gegner wettern. Das macht es irgendwo durchaus angenehm, dort zu spielen. Im Idealfall kann man sich auf schönes Wetter, schöne Stimmung und ein schönes Badener-Lied freuen (lacht). Und im Normalfall geht’s für die Werkself dann mit einem Sieg wieder nach Hause.

Was erwartet du vom Spiel, wem drückst du die Daumen?
Normalerweise wünscht man sich ja immer, dass die Kleinen den Großen ein Bein stellen. Ich wünsche mir aber, dass Bayer 04 gewinnt. Für den Klub ist es wichtig, sich über die Liga oder halt über den Pokal für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Und die Option muss er sich offenhalten. Der KSC muss hingegen schnell wieder nach oben kommen. Und da ist es aus meiner Sicht sinnvoll, sich voll und ganz auf die Liga zu konzentrieren – auch wenn ein Weiterkommen im Pokal natürlich beflügeln kann. Ich fände es dennoch besser, wenn Bayer 04 weiterkommt.

Das Gespräch führte Jens Kopke

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