Geschichte: Vor 75 Jahren – Die Saison 1950/51 (August)

Schon am 20. Juli 1950 startet Bayer 04 in die neue Saison. Unter dem Applaus von fast 2.000 Zuschauern betritt die Werkself den Rasen des Stadions Am Stadtpark und für die Anhänger ist das Ziel dieser Saison klar: endlich in die 1. Oberliga West aufsteigen. Unter der Leitung des neuen Trainers Raymond Schwab, der von TuS Helene Essen unter das Bayer-Kreuz gewechselt ist und der mit Karl-Heinz Spikofski einen seiner Essener Spieler mitbringt, dreht die Mannschaft erst ein paar Runden. Trainer Schwab hält auch eine Rede vor allen Fans, in der er ihnen klar vermittelt, dass er sich Ruhe auf den Rängen erbittet und er nichts mehr hasse als störende Zwischenrufe oder Lachen über misslungene Aktionen. Er hofft, dass sich die Bayer 04-Anhänger an seine Anweisungen halten.
Mannschaftsfoto 1950

Richard Job kehrt zurück

Die Fans sehen auch einen alten Bekannten. Nach einem Jahr bei der TSG Vohwinkel kehrt Richard Job wieder zurück zu Bayer 04. Außerdem zu sehen auch Mittelstürmer Fritz Tiede, der allerdings noch auf die Freigabe von Preußen Köln hofft. Die sollte er aber erst zur nächsten Saison bekommen, sodass er in dieser Spielzeit noch bei den Kölnern bleiben muss.

Nachdem sich die Leverkusener Fußballanhänger zwei Wochen mit der mageren Trainingskost begnügen mussten, startet am Mittwoch, 2. August 1950, das Spielprogramm. Zwar erstmal nur mit einem Freundschaftsspiel, aber mit der Mannschaft von Vienna Wien, in deren Reihen sich sieben österreichische Nationalspieler befinden, kommt ein durchaus hochkarätiger Gegner.

Attraktives Auftaktspiel gegen Vienna Wien

Bei schlechtem Wetter werden immerhin 5.000 Zuschauer Zeuge eines ausgezeichneten Fußballspiels. Die Werkself setzt das Tor der Wiener permanent unter Druck und scheitert vor allem am österreichischen Nationaltorwart Engelmeier. Kurz vor der Halbzeit gelingt Vienna überraschend die Führung, die Linksaußen Paul Wiorek, der seinen Spitznamen „Atom“ sowohl seinem immensen Antritt als auch seinem harten Schuss zu verdanken hat, ausgleichen kann. Nach einem Fehler von Torhüter Helmut Rennen, der 1948 vom Großfeld-Handballtor des TuS Rheindorf ins Gehäuse der Werksfußballer gewechselt ist, erzielen die österreichischen Hauptstädter das 2:1, dem sie kurze Zeit später auch noch das 3:1 folgen lassen. So geht das erste Spiel unter der Leitung von Trainer Raymond Schwab verloren.

Reise nach Süddeutschland

Nachdem Bayer 04 am Wochenende zweimal gegen den Ligakonkurrenten Union Ohligs gespielt hat, bricht die Werkself eine Woche später Richtung Süden auf. Samstagmorgen macht sich der Bayer 04-Tross mit dem Bus namens „Käthe“ auf den Weg nach Würzburg. Nach achtstündiger Fahrt verliert Bayer 04 auf einem sehr schmalen Platz mit 1:2 gegen die Würzburger Kickers. Der Anschlusstreffer durch einen Kopfball des langen Mittelläufers Peter Röger kommt leider zu spät.

Tags drauf und nach einer durchgeschlafenen Nacht sieht der Fußball der Werkself schon besser aus. Beim SV Wiesbaden gelingt ein 1:0-Erfolg. Der Torschütze des einzigen Treffers ist Fritz Tiede, der diese Reise mitmacht, obwohl er Spieler von Preußen Köln ist.

Süddeutschland-Reise 1950

Tiede und die Folgen seiner Sehschwäche

Auf der Rückreise am Montag macht die Werkself eine kurze vergnügliche Pause in einer Sektkellerei in Rüdesheim. Gutgelaunt geht es dann in Richtung Heimat und das Duett der beiden Fritzes Pütz und Tiede sorgte für die nötige Unterhaltung. Kleine Anekdote zu Mittelstürmer Fritz Tiede, der ja in den nächsten Monaten keine Berücksichtigung in diesen Berichten finden wird, weil er, wie schon erwähnt, bei Preußen Köln spielen muss: Als stark sehbehinderter Spieler, der während des Spiels keine Kontaktlinsen trägt, hat er auf dem Platz oftmals seine mit ihm nach vorne laufenden Mitspieler nach ihren Namen gefragt und erst abgespielt, wenn er die Stimme erkannt hat. Wenn er die Stimme nicht erkannte, war es für ihn ein Gegenspieler und er lief mit dem Ball weiter.

Heißer Punktspielstart in Düren

Nach dem letzten Freundschaftsspiel beim SV Röhlinghausen, dessen Ergebnis nicht übermittelt wurde, geht es am 27. August zum ersten Punktspiel in die Dürener Westkampfbahn. Das meist zweimal wöchentlich von Pressewart Heinz Nelles herausgebrachte Bayer 04-Sprachrohr stimmt die Bayer 04-Anhänger auf den Punktspielstart ein. Um 13.15 Uhr startet ein Sonderzug, gefüllt mit 1.000 Bayer 04-Fans und den diversen mitgebrachten Fahnen, Trommeln und Trompeten, in Richtung Düren. Und als die Anhänger gerade im Stadion ihre Plätze eingenommen haben, können sie auch schon jubelnd aufschreien. Denn bereits in der 2. Minute gelingt Paul Wiorek der Führungstreffer. In den folgenden vierzig Minuten stürmt die Werkself weiter und scheitert nur am Dürener Torhüter oder an Pfosten und Latte. So bleibt es bei der 1:0- Führung zur Halbzeit.

In der zweiten Halbzeit musste die Werkself ihrem hohen Tempo in der ersten Halbzeit Tribut zollen. Die pralle Sonne tat ihr übriges dazu, sodass man als Bayer 04-Fan um den Sieg bangen muss. Am Ende bleibt es aber beim verdienten Auswärtserfolg und dem guten Start in die neue Saison.

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