Geschichte: Vor 50 Jahren – Aufstiegssaison 1974/75 (Dezember)

Es ist der 8. Dezember 1974, zweiter Advent, als sich der nach Minuspunkten führende SC Jülich 10 im Ulrich-Haberland-Stadion vorstellt. Für die Werkself gibt es nur eine Option für dieses Spiel: ein Sieg und zwei Punkte.
Aufstiegssaison 1974/75 (Dezember)

Auf tiefem Boden gehen die Jülicher dann jedoch in der 17. Minute mit 1:0 in Führung, allerdings schockt dieser Rückstand die Schwarz-Roten in keiner Weise. Schon fünf Minuten später erzielt Matthias Brücken den Ausgleich, als er einen Schuss von Helmut Röhrig ins Jülicher Tor abfälscht. In der 30. Minute wechselt Trainer Manfred Rummel den offensiven Gerd Kentschke für einen defensiven Mittelfeldspieler ein und ab diesem Zeitpunkt beherrscht die Werkself das Geschehen.

In der zweiten Halbzeit wird der von Platzwart Gustav Schmitz sorgsam gepflegte Rasen allerdings zu einem Schlammbad. Zwei aufopferungsvoll kämpfende Mannschaften liefern sich ein Spitzenspiel und können spielerisch aufgrund des Geläufs zwar nicht glänzen, aber dennoch gibt es auf beiden Seiten Chancen zur Führung. Bayer 04-Torhüter Hubert Makel hat einen guten Tag und hält in der zweiten Halbzeit sein Tor sauber. Mit zunehmender Spielzeit drängt Bayer 04 die Jülicher immer mehr in und um den eigenen Strafraum, die Gäste kommen nur ab und an zu Kontern. Zum Schluss ist dann das Glück auf Leverkusener Seite. In der 77. Minute flankt Manfred Eickerling auf den Kopf des an diesem Tag nimmermüden Hans-Werner Marx und der überrascht den Gäste-Keeper Roland Gühsgen mit einem Kopfball, der sich als Bogenlampe ins lange Eck senkt. Zehn Minuten später macht der eingewechselte Manfred Schumann den Deckel drauf. Nach einer feinen Vorarbeit von Helmut Röhrig netzt der Mittelstürmer souverän ein und bei nun drei Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze ist die Saison für die Werkself wieder interessanter.

Eine Woche später muss Bayer 04 beim Mitaufstiegskonkurrenten SC Brühl 06/45 ran. Trainer Manfred Rummel bringt die Elf, die gegen SC Jülich 10 das Spiel beendete, also stehen auch Gerd Kentschke und Manfred Schumann wieder auf dem Platz. Die Mannschaft fängt auch da wieder an, wo sie aufgehört hat: sie gibt kämpferisch alles und überzeugt dieses Mal auf einem guten Platz auch spielerisch. Schon nach siebzehn Minuten setzt sich Matthias Brücken gegen seinen Gegenspieler durch und bedient Manfred Schumann, der zum 1:0 verwandelt. Dann verursacht der ehemalige Bayer 04-Spieler Horst Wielandt zwei Strafstöße, deren Verwandlung sich Libero Willi Rehbach nicht nehmen lässt. So steht es zur Pause schon 3:0. In der zweiten Halbzeit kann Brühl zwar noch auf 1:3 verkürzen, aber am Ende steht ein hochverdienter Sieg für die Werkself.

Allerdings tauchen in Brühl Gerüchte auf, wonach der Ausgang des Spiels durch Leverkusens Fußballobmann Hermann Büchel manipuliert werden sollte. Der bestätigt auch die Übergabe seiner Visitenkarte an einen Brühler Spieler, allerdings nicht, um ihn zu bestechen, sondern dieser habe sich für einen Job bei der Bayer AG interessiert und Hermann Büchel, selbst im Einkauf des Werkes tätig, antwortet auf Nachfrage eines Journalisten: „Warum soll ich da nicht helfen?“ Das einzige Mal, dass es an diesem Tag um Geld ging, war die noch immer ausstehende Ablösesumme für den ehemaligen Bayer 04-Spieler Horst Wielandt. Fußballchef Dr. Jürgen Schwericke nennt solche Vorwürfe absurd: „Wir sind kein Kleckerverein. Ich bin zwar nicht in Brühl gewesen, weise aber solche Verdachtsmomente entschieden zurück.“

Bis zum Jahreswechsel soll die Werkself zwar noch zwei Spiele bestreiten, allerdings fallen diese den Witterungsbedingungen zum Opfer und so ergibt sich eine eng zusammengerückte Tabellenkonstellation:

  1. Godesberg 08 // 13 Spiele // 19:7 Punkte // 21:9 Tore
  2. SC Jülich 10 // 12 Spiele // 17:7 Punkte // 38:16 Tore
  3. Bayer 04 Leverkusen // 12 Spiele // 16:8 Punkte // 28:15 Tore
  4. SC Nord Köln // 13 Spiele // 16:10 Punkte // 25:18 Tore
  5. SC Brühl // 13 Spiele // 16:10 Punkte // 25:21 Tore
  6. Bonner SC // 12 Spiele // 15:9 Punkte // 23:12 Tore
  7. FC Viktoria Köln // 12 Spiele // 15:9 Punkte // 16:11 Tore

Für das Jahr 1975 stehen noch spannende Spiele an. Die Werkself muss sich für ihr Ziel, den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord, gegen mehr Konkurrenten durchsetzen als vor der Saison erwartet. Und der Januar wird es mit den angesetzten fünf Partien in sich haben.

Ähnliche News

Schnix, der „weiße Brasilianer“ | Legende des Monats Juni
Bayer 04 - 01.06.2025

Legenden: Schnix, der „weiße Brasilianer“

Der am 17. November 1973 in Jena geborene Bernd Schneider verbringt seine Jugendjahre noch in der DDR. Seine ersten Schritte mit dem Ball am Fuß macht er für die beiden Jenaer Vereine BSG Aufbau und FC Carl Zeiss, dem größten Klub seiner Heimatstadt. In den Neunzigern spielt er sechs Jahre lang in der 2. Bundesliga. Bernd Schneider sticht als feiner Dribbler hervor, dem seine Herkunft als Straßenfußballer immer anzumerken ist. Dazu passt auch sein Spitzname „Schnix“, der aus der thüringischen Mundart kommt: „Schnixeln“ ist dort ein Synonym für Dribbeln, gut mit dem Ball umgehen können. Nach Jenas Abstieg 1998 geht Schnix den umgekehrten Weg. Aufsteiger Eintracht Frankfurt holt ihn in die Bundesliga. Das Intermezzo dort währt allerdings nur ein Jahr.

Mehr zeigen
18. Juni 1950
Bayer 04 - 01.06.2025

Mottenkiste: Vor 75 Jahren – Erstes Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Köln

Am 18. Juni 1950 kommt der im Februar 1948 aus zwei Vereinen gegründete 1. FC Köln zu einem Freundschaftsspiel gegen die Werkself in das Stadion Am Stadtpark. Schon im Mai 1949 hatten sich beide Teams als Sieger der Rheinbezirksligen im Finale um den Aufstieg in die 1. Oberliga West gegenüber gestanden. In zwei Spielen konnte sich dabei der neue Klub aus Köln durchsetzen und aufsteigen.

Mehr zeigen
Vor 40 Jahren – Letzter Spieltag | Spiel des Monats Juni
Bayer 04 - 01.06.2025

Spiel des Monats: Vor 40 Jahren – Letzter Spieltag

In einer mehr als verkorksten Saison 1984/85 sind alle froh, dass es am letzten Spieltag nicht mehr gegen den Abstieg geht. Als Gast kommt der UEFA-Cup-Aspirant SV Waldhof Mannheim in das mit nur 6.000 Zuschauern spärlich besuchte Ulrich-Haberland-Stadion. Die Waldhof-Buben unter ihrem Trainer Klaus Schlappner sind die Überraschung dieser Saison. In ihrer zweiten Spielzeit in der 1. Bundesliga stehen die Mannheimer vor dem Spiel in Leverkusen mit 35 Punkten (bei der damals geltenden Zwei-Punkte-Regelung) auf Platz 5 und damit auf dem UEFA-Cup-Qualifikationsplatz. Hinter ihnen lauern Bayer 05 Uerdingen und der Hamburger SV mit einem bzw. zwei Punkten Abstand.

Mehr zeigen
15. Juni 1975
Bayer 04 - 01.06.2025

Geschichte: Vor 50 Jahren – Aufstiegssaison 1974/75 (Juni)

Nach dem 2:1-Auswärtssieg gegen Arminia Hannover fiebern Bayer 04 und seine Fans dem ersten Heimspiel in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga Nord entgegen. Es kommt zu einem Nachbarschaftsduell, denn als Gast kommt der Meister der Oberliga Niederrhein, Union Solingen, ins Ulrich-Haberland-Stadion.

Mehr zeigen
Tranquillo Barnetta wird 40 | Geburtstagskind des Monats Mai
Bayer 04 - 01.05.2025

Geburtstagskind des Monats: Tranquillo Barnetta wird 40

Tranquillo Barnetta wird am 22. Mai 1985 im schweizerischen St. Gallen geboren. Quillo, wie er in Fußballerkreisen genannt wird, hat italienische Wurzeln. Sein Urgroßvater wanderte aus Italien in die Ostschweiz aus. Schon früh interessiert Quillo sich für den Fußball und spielt bereits im Alter von sechs Jahren im St. Galler Stadtteilverein FC Rotmonten. Mit elf Jahren wechselt er zu seinem Lieblingsverein, dem FC St. Gallen. Hier wird er zum Jugendnationalspieler. Mit seinen Teamkollegen der Schweizer U17-Nationalmannschaft gelingt ihm 2002 bei der Europameisterschaft der große Wurf. Im Finale besiegt die kleine „Nati“ das Team aus Frankreich nach Elfmeterschießen mit 4:2 und wird U17-Europameister.

Mehr zeigen