Geschichte: Vor 45 Jahren – Aufstiegssaison 1978/79

Nach dem 3:1-Auswärtssieg am ersten Spieltag der 2. Bundesliga Nord im Kölner Südstadion gegen die dort beheimatete Fortuna reisen die Werkself-Kicker nach Frankfurt, um dort in der ersten DFB-Pokalhauptrunde gegen Viktoria Sindlingen anzutreten. Der damalige Oberligist ist am 5. August 1978 keine große Hürde, Bayer 04 gewinnt nach Toren von Dieter Herzog, Harry Gniech und Peter Szech vor 1.200 Zuschauern sehr souverän 3:0.
19780812_33_3_0_Peter_Szech.jpg

Am Mittwoch, 9. August, kommt der ehemalige Berliner Bundesligist Tennis Borussia zum ersten Saisonheimspiel ins Ulrich-Haberland-Stadion. Knapp 8.000 Zuschauer erleben an der Bismarckstraße ein Fußballfest. Bayer 04 spielt sich in einen Rausch und am Ende steht ein klarer 5:2-Sieg. Zum dritten Mal in Folge lässt Trainer Willibert Kremer dieselbe Startelf auflaufen. Neben den beiden Mittelfeldspielern Klaus Bruckmann, der zweimal trifft, und Thomas Hörster schießt auch wieder Joker Matthias Brücken zwei Treffer, den ersten eine Minute nach seiner Einwechselung. Und beide Bayer-Mannschaften, sowohl unsere Werkself als auch die der Uerdinger, grüßen mit jeweils 4:0-Punkten und 8:3-Toren von der Spitze der 2. Bundesliga Nord.

Wieder drei Tage später ist Arminia Hannover ohne Chance. Diesmal reicht eine erste gute Halbzeit, in der wieder einmal alles stimmt. Herrliche Kombinationen gepaart mit schönen und auch erfolgreichen Abschlüssen bringen am 3. Spieltag der Saison die alleinige Tabellenführung, die Bayer 04 bis zum Saisonende nicht mehr abgeben wird. Als Trainer Willibert Kremer nach dem Schlusspfiff in der Pressekonferenz kritisch Bilanz zieht, hört er von draußen das, was ihm in diesem Moment noch gar nicht gefällt: Ein Fanclub macht am Tribünenausgang ein Riesenspektakel und die schon in der ersten Halbzeit unüberhörbaren Sprechchöre „Bayer wird Meister, Bayer wird Meister“ sind keine Musik in seinen Ohren. Er tritt lieber auf die Euphoriebremse und verweist auf die etwas schlechtere zweite Halbzeit.

In der Nacht zum Dienstag, 15. August, bekommt das Ulrich-Haberland-Stadion unliebsamen Besuch. Anhänger eines anderen Fußballklubs hinterlassen ihre eigene Visitenkarte: Sie brechen ein Eingangstor auf, verbiegen mit brachialer Gewalt eines der beiden Aluminiumtore, zertrümmern die Scheiben eines neuen Kassenhäuschens und schmieren ein großes „1.FCK“ an eine Wand. Ob die Zerstörer Fans aus der Pfalz oder vom Klub von der anderen Rheinseite gewesen sind, überlasse ich hier mal jedem selbst.

Nichtsdestotrotz bereitet sich die Bayer-Elf konzentriert auf ihr nächstes Auswärtsspiel vor. Der Aufsteiger aus Kiel gilt als Außenseiter, trotzdem deutet Trainer Willibert Kremer in den Vorberichten an, dass er mit einem Punkt zufrieden wäre. Kiels Trainer Kuno Böge wiederum lässt durchblicken, dass er einen frisch ins Spiel kommenden Matthias Brücken durch einen Sonderbewacher ausschalten lassen will. Aber das hilft nicht viel, denn dieses Mal braucht der Joker ganze sieben Minuten nach seiner Einwechselung, um fünf Minuten vor dem Ende den Siegtreffer zum 2:1 zu erzielen. Vorher hatte Norbert Ziegler den Führungstreffer der „Störche“ ausgeglichen.

Am 25. August, einem Freitagabend, stellt sich der VfL Osnabrück als Gast im Ulrich-Haberland-Stadion vor. Wo sich vor Jahresfrist noch unter 1.000 Zuschauer verliefen, befinden sich jetzt über 8.000 begeisterte Fans. Innerhalb kürzester Zeit schafft es eine personell wenig veränderte Mannschaft, ihre Anhänger zurückzuholen. Sie feiern stürmisch ein Bayer 04-Team, das den Niedersachsen in keiner Phase des Spiels eine Chance lässt, und das mit derselben Startelf wie in den Spielen zuvor: Bockholt – Posner, Gelsdorf, Klimke, Scheinert, Hörster, Bruckmann, Ziegler, Gniech, Szech, Herzog

Nach dem souveränen 3:0 durch die beiden Tore von Mittelstürmer Peter Szech und einen Elfmeter von Mannschaftskapitän Dieter Herzog steht die Werkself mit 10:0-Punkten alleine an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga Nord. Und wieder warnt Trainer Willibert Kremer: „Begeisterung ja, aber keine Euphorie. Wir sollten schön auf dem Teppich bleiben.“ Aber dieses Gefühl der Tabellenführung im August 1978 genießt natürlich jeder Bayer 04-Fan in vollen Zügen.

Ähnliche News

Ulf Kirsten – Eine Legende wird 60 | Geburtstagskind des Monats Dezember
Bayer 04 - 01.12.2025

Geburtstagskind des Monats: Ulf Kirsten – Eine Legende wird 60

Ulf Kirsten wird am 4. Dezember 1965 in Riesa (Sachsen) geboren. Bereits im Alter von sechs Jahren beginnt er beim BSG Stahl Riesa Fußball zu spielen und legt dort die Grundlagen für seine beeindruckende Karriere. Sein außergewöhnliches Talent bleibt nicht lange unentdeckt – schon bald wechselt er in den Nachwuchs des DDR-Spitzenvereins Dynamo Dresden.

Mehr zeigen
10. Dezember 1950
Bayer 04 - 01.12.2025

Geschichte: Vor 75 Jahren – Die Saison 1950/51 (Dezember)

Der Tabellenführer aus der Farbenstadt fährt am 3. Dezember 1950 zum Auswärtsspiel nach Köln. Gegner ist der VfL 99, Spielort der Weidenpescher Park. Beim ältesten Verein der Stadt Köln soll die Erfolgsserie fortgesetzt werden. Dort, wo am Wochenende teilweise über 10.000 Zuschauer beim Galopprennen zuschauen, verlieren sich diesmal nur knapp 2.000 Fußballbegeisterte.

Mehr zeigen
Von Vöge bis Wirtz | Tore des Monats Dezember
Bayer 04 - 01.12.2025

Tore des Monats: Von Vöge bis Wirtz

Im Video seht ihr eindrucksvolle und wichtige Tore der Bayer 04-Geschichte aus dem Monat Dezember. Es geht dabei nicht immer um die Schönheit der Tore, sondern es sollen euch auch besondere Spiele und Spieler in Erinnerung gerufen werden.

Mehr zeigen
Vor 25 Jahren – Spitzenspiel in der BayArena | Spiel des Monats Dezember
Bayer 04 - 01.12.2025

Spiel des Monats: Vor 25 Jahren – Spitzenspiel in der BayArena

Am 16. Spieltag der Saison 2000/01 kommt der aktuelle Tabellenführer der 1. Bundesliga, Hertha BSC, zu Besuch in die BayArena. Die Mannschaft von Bayer 04-Trainer Berti Vogts, der die Mannschaft von Interimstrainer Rudi Völler übernommen hat und sie in seinem ersten Spiel als Cheftrainer direkt mit einem Auswärtssieg am 13. Spieltag beim Hamburger SV an die Spitze der 1. Bundesliga geführt hat, will mit einem Sieg die Tabellenführung wieder zurückerobern.

Mehr zeigen
22. Dezember 1975
Bayer 04 - 01.12.2025

Mottenkiste: Vor 50 Jahren – Debakel in Dortmund

Vier Tage vor Weihnachten 1975 muss die Werkself am 18. Spieltag der 2. Bundesliga Nord beim Tabellenführer Borussia Dortmund im Westfalenstadion antreten. Als Aufsteiger ist die Werkself recht gut in die Saison gestartet, verliert aber zunehmend an Boden und steht vor dem Spiel nur drei Punkte vor einem Abstiegsplatz.

Mehr zeigen