U19-Coach Hübscher: Spieler „bestmöglich auf Profifußball“ vorbereiten

Hospitanz beim FC Chelsea, Nachwuchstrainer beim FC Schalke 04 sowie Werder Bremen, Chefcoach beim Drittligisten Preußen Münster – Sven Hübscher hat mit seinen 42 Jahren bereits einiges erlebt. Auf die Erfahrungen aus seinen bisherigen Stationen wird der gebürtige Dortmunder künftig für seine Arbeit am Leistungszentrum Kurtekotten zurückgreifen und so „jeden einzelnen Spieler weiterentwickeln“. Seit dem 1. Januar ist Hübscher als Cheftrainer der U19 von Bayer 04 tätig.
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In einer Medienrunde brachte der Fußballlehrer den Pressevertretern am Dienstag unter anderem seine Ausbildungs-Philosophie näher und berichtete auch von Erlebnissen mit bekannten Trainern wie Roberto Di Matteo und Brendan Rodgers. Sven Hübscher über…

…seine ersten Wochen bei Bayer 04: Ich hatte zuletzt ein paar Monate Pause von der Trainertätigkeit. Von daher war und bin ich froh und auch sehr motiviert, hier nun wieder auf dem Platz stehen zu dürfen. Meine grundsätzliche Aufgabe bei Bayer 04 ist künftig, jedem Nachwuchsspieler zu seinem Maximum zu verhelfen und ihn bestmöglich auf den Profifußball vorzubereiten. Dafür bin ich hier.

…die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die U19-Akteure, die seit Oktober kein Pflichtspiel mehr bestreiten konnten: Spieler aus dem ältesten Nachwuchs-Jahrgang denken aufgrund der Umstände aktuell noch verstärkter als die vorherigen Jahrgänge darüber nach, was nach ihrer Zeit im Juniorenbereich passiert. Von daher versuchen wir, regelmäßig Einzelgespräche mit ihnen zu führen und ihnen so gut es geht ihre Sorgen zu nehmen. Wir als Verein und Trainerstab wollen sie sportlich wie menschlich auch in dieser schwierigen Zeit weiterentwickeln. Dafür gebe ich jeden Tag mein Bestmögliches – selbiges müssen aber auch die Jungs selbst in den zahlreichen Trainingseinheiten tun. Das Ziel eines jeden Einzelnen muss sein, am Ende eines Tages zu sich selbst sagen zu können: Heute bin ich wieder ein Stück besser geworden.

…die Gründe für den Wechsel unters Bayer-Kreuz und zurück in die Verantwortung im Nachwuchsbereich: Eine Karriereplanung im Fußball ist schwierig. Ich persönlich habe für mich selbst allerdings schon früh festgelegt, bei einer Tätigkeit nicht primär auf die Liga zu schauen. Ich möchte mich vielmehr über die Arbeit und die Aufgabe an sich definieren. Die Anfrage von Bayer 04 fand ich dann von Anfang an sehr spannend. Ich trainiere hier eine Mannschaft, die sehr nah am Profifußball dran ist – sowohl von den Rahmenbedingungen her als auch von der Qualität der Spieler. Das Leistungszentrum Kurtekotten bietet uns zudem sehr gute Möglichkeiten, um mit den Jungs zu arbeiten.

…den Austausch zwischen dem Lizenz- und Nachwuchsbereich bei Bayer 04: Mein direkter Ansprechpartner ist Thomas Eichin (Leiter Leistungszentrum, Anm. d. Red.). Darüber hinaus hatte ich auch schon Termine mit Sportdirektor Simon Rolfes und dem Trainerteam um Peter Bosz. Vor allem Co-Trainer Rob Maas ist dort unser Ansprechpartner. Wir werden uns regelmäßig über die Spielidee austauschen. Diese liegt meiner im Übrigen sehr nahe. Ich finde mich in dem Fußball des Klubs absolut wieder. Auch deshalb war das Gesamtpaket Bayer 04 für mich sehr passend.

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…seinen Fokus auf bestimmte Eigenschaften in der Ausbildung von Nachwuchsspielern: Geschwindigkeit, Technik, das Auge für bestimmte Räume – ein Spieler muss meiner Meinung nach etwas Besonderes mitbringen. Eine Fähigkeit, die ihn auszeichnet. Auf der anderen Seite darf er dabei aber keine Eigenschaft aufweisen, die ihn als Fußballer limitiert. Im Nachwuchs geht es zwar erst einmal vorrangig um die Ausbildung der Spieler und die Weiterentwicklung ihrer jeweiligen Fähigkeiten. Aber meiner Meinung nach müssen wir den Jungs zusätzlich auch eine gewisse Siegermentalität vermitteln. Denn darum geht es schließlich später im Profibereich, wo alle eines Tages hinwollen: Spiele gewinnen, Ergebnisse liefern.

…Vorteile der Junioren-Bundesligen für die Entwicklung von Nachwuchsspielern: Ich bin ein großer Freund davon, diesen Meisterschafts-Betrieb beizubehalten. Die Jungs brauchen den Wettkampf-Charakter, den es auch später im Seniorenbereich gibt. Darauf müssen Nachwuchsspieler vorbereitet sein.

…die Hospitanz beim FC Chelsea in seiner Zeit als Nachwuchstrainer beim FC Schalke 04 Anfang der 2000er: Ich hatte das Glück, dass die Verantwortlichen der Jugendabteilung von Chelsea im Vorjahr selbst beim FC Valencia hospitiert hatten. Dadurch waren sie selbst sehr offen für Kollegen, die bei ihrem Klub reinschauen wollten. Ich durfte in der Zeit in London die Trainingseinheiten der U19 und U17 begleiten, mir zudem die Einheiten der Profis unter José Mourinho anschauen. Sie haben mir darüber hinaus spannende Unterlagen gezeigt, unter anderem über die Ausbildungs-Philosophie des Klubs. Brendan Rodgers (heute Trainer bei Leicester City, Anm. d. Red.) war damals Trainer der U19. Er hat mich an einem Samstagmorgen erst zum Spiel bei Arsenal eingeladen und mich anschließend sogar noch mit seinem Privatauto zum Flughafen gefahren. Diese offene, hilfsbereite Art hat mir sehr imponiert. Daher habe ich für mich selbst aus dieser Zeit einiges mitgenommen: Ich teile mein Wissen seither gerne mit anderen, die sich engagiert und lernwillig zeigen.

…Trainerkollegen als Vorbilder: In meiner Zeit als Co-Trainer bei Schalke 04 hat mich Roberto Di Matteo (Oktober 2014 bis Mai 2015, Anm. d. Red.) beeindruckt. Er war eine sehr angenehme Persönlichkeit. Ich schaue allerdings vielmehr auf Spielstile statt auf einzelne Personen. Beispielsweise auf den von Ajax Amsterdam aus der erfolgreichen Zeit in der Champions League. Oder den Ballbesitz-Fußball von Manchester City. Oder das Gegenpressing von Liverpool. Ich nehme immer gewisse Kleinigkeiten mit und trage diese mit meinen eigenen Ideen zusammen.

…seine Erfahrungen aus der fünfmonatigen Amtszeit als Cheftrainer beim Drittligisten Preußen Münster: Ich habe damals im Sommer 2019 bewusst diesen Weg in die Tätigkeit als Cheftrainer im Profifußball gesucht. Am Ende hat es zwar nicht so geklappt, wie sich das alle Beteiligten gewünscht haben. Generell bin ich aber davon überzeugt, dass ich jeden Tag ein besserer Trainer werde. Für mich ist es wichtig, jeden Tag voranzukommen. Von daher war auch diese Zeit eine sehr lehrreiche. Heute kann ich den Jungs beispielsweise vermitteln, dass auch in der 3. Liga ein sehr großer Konkurrenzkampf vorherrscht.

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