Emrehan Gedikli ist zwar in Styrum, einem Stadtteil von Mülheim an der Ruhr, aufgewachsen, aber man darf ihn trotzdem mit Fug und Recht als Bayer 04-Eigengewächs bezeichnen. Denn schon als siebenjähriger Steppke kickte er für die U8 der Leverkusener. Jürgen Haagmans, sein damaliger Trainer, hat ihm, wie so vielen anderen Talenten vor und nach Emre, das Einmaleins des Fußballspielens beigebracht. „Emrehan hat schon in der U8 gerne Tore geschossen. Für ihn war das schon als Kind das Wichtigste. Er hat nie nachgelassen, bis der Ball im Netz war“, erinnert sich Gediklis einstiger Förderer zurück.
Emres Eltern – der Vater stammt aus Trabzon, die Mutter aus Tokat in der Türkei – brachten ihren Sohn jahrelang fast täglich zum Training. Hin und zurück waren das 100 Kilometer. „Und sie sind auch zu jedem Spiel und jedem Turnier gekommen“, sagt Emre, der seit zweieinhalb Jahren bei der Gastfamilie Czarniecki in Opladen lebt. Was nicht nur seinen Eltern viel Fahrerei erspart, sondern auch den 17-Jährigen in seiner persönlichen Entwicklung vorangebracht hat.
Slawomir Czarniecki war Emres Trainer in der U13. Der heutige Leiter Koordination Lizenz und Nachwuchs von Bayer 04 sieht dessen Stärken nicht nur auf dem Rasen („Eine der größten Stärken von Emre ist das Toreschießen. Er weiß, dass er noch an vielem arbeiten, sich in vielen Bereichen verbessern muss. Und das sage ich ihm auch. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass er daran weiter arbeiten und dann auch sein Abschluss vor dem Tor noch stärker verbessern wird“), sondern auch abseits des Spielgeschehens. „Emre ist auf dem Platz, in der Ausbildung, aber auch bei uns zu Hause ein Top-Junge. Er verhält sich einfach, wie man es von einem Spieler erwartet. Und vor allem auch, wie man es von einem Bayer 04-Spieler erwartet, denn Emre ist durch und durch Bayer 04. Er steht zu einhundert Prozent hinter unserem Verein“, so Czarniecki.
Emre selbst sagt über einen seiner größten Förderer: „Herr Czarniecki hat mich sehr geprägt. Er hat mit uns damals viel im taktischen Bereich gearbeitet. Er kann Dinge super erklären. Und heute sagt er mir offen, was ich noch falsch mache und was ich tun muss, damit ich besser werde.“ Und da gibt’s, das weiß er nur zu gut, noch eine Menge zu tun. Auch wenn es in seiner Karriere bislang immer nur steil nach oben ging.
Der 1,84 Meter große Schlaks ist eine echte Tormaschine. In seiner ersten Saison bei der U17 erzielte er in der B-Junioren-Bundesliga 25 Treffer in 26 Spielen. Eine starke Quote, die dennoch nicht zu Platz 1 in der Torjägerliste reichte, weil Dortmunds Ausnahme-Talent Youssoufa Moukoko auf sage und schreibe 46 Treffer kam. „Das ist schon krass, aber ich muss auch sagen, dass ich selber eine ganze Menge an Chancen verballert habe, während Moukoko vor dem Tor einfach eiskalt ist und jedes Ding reinmacht“, sagt Emre. Vielleicht sei es sogar seine Schuld gewesen, dass die U17 in der vergangenen Saison nur um die zwei Treffer schlechtere Tordifferenz im Vergleich zum 1. FC Köln auf Platz drei gelandet ist – und damit die Endrunde um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft nur denkbar knapp verpasste. Es sind nicht die einzigen selbstkritischen Töne, die Emre Gedikli anschlägt. Der Junge weiß, dass sich sein Traum von der Profi-Karriere nur erfüllt, wenn er noch einige Hürden überspringt. „Ich muss mehr tun für die Defensivarbeit und mein Kopfballspiel verbessern“, erzählt er. Deshalb schiebt er mit U17-Trainer Jan Hoepner seit einiger Zeit Extra-Schichten. Und auch beim DFB arbeiten sie mit ihm an seinem Kopfballspiel. Emre gehört zum U17-Kader von Trainer Christian Wück. Sein großer Traum, an der U17-EM in Estland im Mai teilzunehmen, ist leider geplatzt -das Turnier wurde wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
Es soll trotzdem ein ganz wichtiges Jahr für ihn werden, sagt Emre. Ein Jahr, in dem er die Weichen Richtung Profifußball stellen will. Einige Trainingseinheiten pro Woche absolvierte er schon bei der U19. Beim 3:3 im Topspiel gegen Borussia Dortmund Anfang März stand er erstmals im Kader, sein Debüt bei den A-Junioren feierte er eine Woche später mit einem Kurzeinsatz beim 5:0-Sieg in Düsseldorf. „Wichtig für ihn ist, dass er auch hier Spielpraxis bekommt“, sagt Jan Hoepner, der seinem Schützling viel zutraut. „Emre hat seine besonderen Qualitäten ganz sicher vor dem Tor. Er ist ein klassischer Stürmertyp, der sich an Toren misst, sehr ehrgeizig, aber auch reflektiert.“ Gute Voraussetzungen, um es mal weit zu bringen.
Nur einen Tag nach seiner Premiere für die U19 präsentierte sich Emre bei der U17 übrigens wieder einmal in unglaublicher Torlaune und schoss beim 4:1-Sieg gegen Preußen Münster alle vier Treffer für sein Team. Dass die Luft ganz oben dünner wird, hat Emre im Wintertrainingslager der Werkself im spanischen La Manga feststellen dürfen. Eigentlich war er mit der deutschen U17 nebenan auf der Anlage selber im Trainingslager. Einmal aber durfte er rüberkommen und unter Peter Bosz mittrainieren. „Eine mega Erfahrung. Aber man merkt auch, dass das vom Niveau her ein Riesen-Unterschied zur U17 und U19 ist. Die Profis sind alle richtig gut, es war schwer, da mitzuhalten.“ Aber das haben vor ihm schon unzählige Nachwuchsspieler ganz ähnlich erlebt. Kai Havertz wird es nicht anders ergangen sein, bei seinem ersten Training mit dem Lizenzkader. Er ist jetzt selbstverständlich das große Vorbild für alle Nachwuchskicker am Kurtekotten. Derjenige, dem Jungs wie Emre Gedikli nacheifern.
In der abgelaufenen Saison, seiner zweiten in der U17, reichte es für den Werkself-Nachwuchs mit einem Punkteschnitt von 1,9 am Ende zu Rang fünf, hinter Schalke 04 (2,0) und vor dem VfL Bochum (1,38). Emre selber verpasste wegen eines Bandscheiben-Vorfalls gleich mehrere Spiele. Trotzdem kam er auch schon wieder auf 17 Tore und lag damit in der Torschützenliste nach den bis zum Saisonabbruch ausgetragenen 21 Spieltagen gemeinsam mit dem Kölner Wydra auf dem ersten Platz.
So heiß er auf eigene Tore ist: Als Kapitän der U17 dachte Emre in der Saison vor allem auch ans Team. „Vielleicht haben wir nicht ganz die individuelle Qualität im Kader wie in der vergangenen Saison, aber als Mannschaft geben wir wirklich alles. Der Teamspirit ist toll.“ Er selber gab in der Spielzeit oft den hängenden Stürmer, der Angriffe einleitete und nicht mehr nur vollendete. „Eigentlich fühle ich mich als klassischer Strafraumstürmer wohler, weil man da einfach mehr Tore schießt“, sagt Emre. Aber wenn’s die Lage erfordert, schlüpft er eben auch in die Spielmacherrolle. Als Typ ist übrigens Zlatan Ibrahimovic sein großes Vorbild. „Der hat eine ziemlich große Klappe, aber meistens hat er den Worten ja auch Taten folgen lassen“, lacht Emre. „Ich sag selber vor jedem Spiel: Heute mach ich drei Tore. Das klappt manchmal, manchmal aber auch nicht. Mich motivieren solche Ansagen.“
Einen engagierten Eindruck macht Emre auch an seinem Arbeitsplatz im Servicecenter der Osttribüne. Er kümmert sich um Ticketanfragen und wird demnächst auch mal das Headset aufsetzen und am Telefon Kundengespräche führen. Nick Behnke, Leiter Kundenservice bei Bayer 04, hält große Stücke auf den Azubi: „Emre ist ein sehr ehrgeiziger Azubi, der mitdenkt und seine Aufgaben sehr zielstrebig erledigt.“
Sein erstes halbes Jahr hat der angehende Sport- und Fitnesskaufmann im Bayer 04-Shop in Wiesdorf verbracht. Interessant, aber auch anstrengend sei es gewesen, weil er den ganzen Tag stehen musste. Es sind ganz sicher nicht die schlechtesten Erfahrungen, die ein junger Nachwuchskicker machen kann, wenn er selber erlebt, wie viele Menschen im Klub in den unterschiedlichsten Bereichen hart für den gemeinsamen Erfolg arbeiten. „Das war mir vor meiner Ausbildung wirklich nicht klar, da kannte ich ja ausschließlich den Jugendbereich“, sagt Emre. „Jetzt weiß ich, dass der Teamgedanke bei Bayer 04 weit über die Fußball-Mannschaften hinausgeht und von allen Mitarbeitern gelebt wird.“ Er selbst darf in den nächsten zwei Jahren das besondere schwarz-rote Gemeinschaftsgefühl sozusagen auf dualem Weg genießen: als Fußballer und Azubi.
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