
Rambo, zunächst einmal die Frage: Wie geht es dir?
Özcan: Mir geht es sehr gut, danke! Familie und Kinder sind gesund, das ist das Wichtigste in dieser Zeit. Ansonsten sind wir momentan mit dem Nachwuchs wieder voll am Arbeiten nach der langen Lockdown-Zeit. Erstmal bis zum 3. Juli noch, dann geht es für uns gleichzeitig mit dem Ferienbeginn in eine kurze Sommerpause.
Im vergangenen Sommer hast du deine Karriere beendet, inmitten der Corona-Pandemie, ohne Verabschiedung vor Zuschauern. Das hattest du dir nach 17 Jahren als Profi sicher auch anders vorgestellt. Gib uns mal einen Einblick, was da in dir vorgegangen ist.
Özcan: Ich denke, jeder Sportler wünscht sich, in einem vollen Stadion nochmal alles aufzusaugen, es noch einmal zu genießen und sich vor eigenem Publikum zu verabschieden. Im Endeffekt lag es nicht in unserer Hand, die Pandemie war nun mal da und wir konnten es nicht ändern. Das war eine schwierige Zeit, die aber eigentlich jeder erlebt hat – egal ob Fußballfan oder nicht. Es blieb uns nichts anders übrig, als das so hinzunehmen.
War die Entscheidung, aufzuhören, schwierig? Oder war einfach die Zeit für etwas Neues gekommen?
Özcan: Die Entscheidung zu treffen, die aktive Karriere zu beenden, fiel schon schwer. Vor allem, wenn du noch fit und körperlich voll im Saft bist. Mein Ziel war es immer, die Entscheidung noch selbst in der Hand zu haben und in einem Top-Zustand aufzuhören und zu wissen, viele Jahre mit meinen Kindern vor mir zu haben als gesunder Papa. Als ich die Entscheidung dann getroffen habe, habe ich die Dinge ab diesem Moment noch einmal ganz anders eingefangen und wahrgenommen – jedes Auswärtsspiel, jeder Hotelaufenthalt, die Stadien... Alles habe ich viel intensiver genossen.

Schön war dann die Nachricht, dass du dem Verein als Torwarttrainer erhalten bleibst. Wann stand für dich fest, dass du den Job machen würdest?
Özcan: Das war mir relativ schnell klar, nachdem Simon Rolfes und Rudi Völler im Gespräch auf mich zugekommen waren und den Wunsch geäußert hatten, mich weiterhin im Verein behalten zu wollen. Und ich wollte auch weiterhin ein Teil von Bayer 04 bleiben. Die letzten paar Jahre als Fußballer macht man sich schon ein paar Gedanken, wo man sich danach sieht. Für mich war klar, dass ich gerne dem Fußball erhalten bleiben und Torwarttrainer werden will und meine Erfahrungen, die ich über all die Jahre gesammelt habe, weitergeben möchte.
Jetzt liegt dein erstes knappes Jahr als Torwarttrainer im Jugend-Bereich hinter dir – wie war es?
Özcan: Ich habe mich im Leistungszentrum gut eingelebt. Das erste Jahr ist vom Einstieg, Kennenlernen und sich neu anpassen sehr gut gelungen. Der Umstieg vom Spieler zum Trainer war vom Kopf her kein Problem. Auch bei den Trainerscheinen bin ich voll dabei. Die erste Lizenz habe ich im Lockdown gemacht, der nächste Schein beginnt jetzt im September. Ich will mich auf jeden Fall mit den Lizenzen ausstatten, ich bin da sehr willig und motiviert. Aus sportlicher Sicht war das erste Jahr aber natürlich sehr schwierig, weil die Kinder durch die Lockdowns sehr gelitten haben.
Was reizt dich an der Aufgabe, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten?
Özcan: Der Reiz liegt eindeutig darin, die Entwicklung der jungen Spieler mitzuverfolgen. Ein weiterer Anreiz ist, dass wir uns in der Torwartausbildung bei Bayer 04 einen Namen erarbeiten und eigene Torhüter rausbringen wollen, die es bis in den Profibereich schaffen. Auf uns wartet viel Arbeit, aber wir werden in den nächsten Jahren Gas geben, um uns national und international zu etablieren.
Hast du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Werkself-Kollegen? Wie oft lauft ihr euch auf dem Vereinsgelände über den Weg?
Özcan: Ich bin noch mit vielen im Kontakt und komme ab und an mal, wenn ich in der BayArena bin, an der Kabine vorbei und sage kurz Hallo. Jetzt zur Europameisterschaft schicke ich den Nationalspielern Glückwünsche per WhatsApp. Unter der Saison habe ich mir mehrere Heimspiele angeschaut und blicke nun auch mal aus der Trainersicht auf unsere Torhüter Lukas Hradecky und Co. beim Aufwärmen und bei den Spielen.
Was erhoffst du dir für die neue Spielzeit?
Özcan: Ich erhoffe mir ein bisschen mehr Normalität. Ich hoffe, dass die Jungs alle gesund bleiben und wir wieder eine ganze Saison lang durchspielen und gut arbeiten können. Wir wollen uns für die neue Saison neue Ziele setzen, und ich hoffe, dass wir vorwärtskommen und viel erreichen.

Im Rahmen des 7. Spieltags der Ligaphase der UEFA Champions League 2025/26 reist die Werkself zu Olympiakos Piräus. Das Spiel beim griechischen Topklub steigt am Dienstag, 20. Januar 2026, um 21 Uhr deutscher Zeit. Alle Infos zum Ticketverkauf.
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