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9.07.2020Europa League

Basel, Kopenhagen und Piräus: Außenseiter im EL-Lostopf

So langsam wird es spannend. Am Freitag, 10. Juli, kommt Licht ins Dunkel: Die UEFA lost im schweizerischen Nyon ab 13 Uhr die Viertel- und Halbfinals für das Finalturnier der Europa League in Nordrhein-Westfalen aus. Dabei sind neben der Werkself weitere Größen aus dem europäischen Vereinsfußball im Topf, die wir bereits in Teil eins vorgestellt haben. In Teil zwei hat bayer04.de nun die Außenseiter der möglichen europäischen Kontrahenten von Schwarz-Rot genauer unter die Lupe genommen.
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FC Kopenhagen (Dänemark)

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Saisonverlauf: Der aktuelle dänische Meister hechelt in dieser Liga-Saison dem FC Midtjylland hinterher. In der Meisterrunde der Superligaen wird der FCK nicht mehr vorbeiziehen können und aller Voraussicht nach auf Rang zwei einlaufen. Im nationalen Pokal war im Viertelfinale Schluss, die Hauptstädter unterlagen Aalborg BK mit 0:2. Und auch in der Europa League stehen die Zeichen auf ein Ausscheiden: Die Kopenhagener mussten sich im Achtelfinal-Hinspiel dem türkischen Vertreter Basaksehir Istanbul mit 0:1 geschlagen geben.

Stars: Mit Viktor Fischer und Pierre Bengtsson stehen gleich zwei frühere Mainzer im FCK-Kader. Hinten hält der 21-jährige Innenverteidiger Victor Nelsson, der bis auf zwei Partien alle Ligaspiele über die volle Distanz absolvierte, den Laden zusammen. Und vorne wirbelt der erst 18-jährige Mohammed Daramy, der im vergangenen Jahr aus der eigenen Jugend hochgezogen worden und als eines der Top-Talente der Liga gilt.

Trainer: Staale Solbakken. Ja, der Name des norwegischen Glatzkopfes ist in und rund um Köln durchaus ein Begriff. Der 52-Jährige coachte den FC in der Saison 2011/12 bis zu seiner Entlassung im Saisonendspurt. Nach der Zwischenstation Wolverhampton Wanderers bekleidet Solbakken nun bereits seit Sommer 2013 wieder das Traineramt seines früheren Arbeitgebers FC Kopenhagen und gewann mit dem Hauptstadtklub je dreimal die Meisterschaft und den Pokal.

Direkte Duelle: Gerade einmal fünf Spielzeiten ist es her, dass sich der FCK und die Werkself zweimal gegenüberstanden. In der Qualifikation zur Champions League entschied Bayer 04 sowohl das Hin- (3:2) als auch das Rückspiel (4:0) für sich und zog in die Königsklasse ein.

Olympiakos Piräus (Griechenland)

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Saisonverlauf: Die Super League ist seit dieser Woche beendet, Piräus – übrigens Ex-Klub von Panos Retsos – wurde mit 14 Punkten Vorsprung Meister. Im Pokal gab es das Halbfinal-Aus gegen PAOK Saloniki, im Achtelfinal-Rückspiel der Europa League muss gegen die Wolverhampton Wanderers ein Sieg oder ein Unentschieden höher als 1:1 her.

Stars: In der Offensive knipste der Routinier Youssef El Arabi zwar was das Zeug hielt und avancierte mit 17 Treffern zum Torschützenkönig. Doch das Prunkstück von Olympiakos ist in diesem Jahr die Defensive. Die vor Saisonstart getätigte Verpflichtung des portugiesischen Schlussmanns José Sá erwies sich als Volltreffer. Der 27-Jährige behielt in stolzen 18 (!) Duellen eine weiße Weste, kassierte in 26 Spielen lediglich 9 Gegentreffer.

Trainer: Wie Donezk‘ Luís Castro hat auch Piräus-Coach Pedro Martins eine Vergangenheit bei Vitória Guimarães. Der 49-jährige Portugiese wird bei den Griechen seine zweite Saison beenden – ob „nur“ mit seinem ersten Liga-Titel oder auch mit seinem ersten internationalen Vereinserfolg ist noch offen.

Direkte Duelle: Piräus und Bayer 04 spielten 2002/03 in Gruppe F der Königsklasse zweimal gegeneinander. Das Hinspiel entschieden die Griechen mit 6:2 für sich, das zweite Duell ging an die Werkself (2:0).

Linzer ASK (Österreich)

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Saisonverlauf: Nach der Vizemeisterschaft im vergangenen Jahr stand für den LASK in der mittlerweile beendeten Serie „nur“ Rang vier zu Buche. Ohne die vier Punkte Abzug aufgrund von unerlaubtem Teamtraining während der Corona-Pause hätte es zu Platz drei gereicht. Im ÖFB-Cup schieden die Linzer gegen das übermächtige RB Salzburg aus, in der Europa League wird nach der 0:5-Heimpleite gegen Manchester United nach dem Achtelfinal-Rückspiel ebenfalls Schluss sein.

Stars: Nach dem österreichischen Doublesieger aus Salzburg kassierte der LASK die wenigsten Gegentreffer (37) – unter anderem ein Verdienst von Keeper Alexander Schlager. Doch vorne entwickelte sich in dem Brasilianer Klauss ein Akteur zum Torgaranten, der im Januar 2019 per Leihe von der TSG 1899 Hoffenheim II ins Alpenland wechselte. Der 23-Jährige knipste in der Liga zwölfmal, in der Europa League netzte er dreimal ein.

Trainer: Bremen, Hannover und München als Spieler; im Anschluss Hannover, Nürnberg und Wolfsburg als Trainer: Valérien Ismaël war über 15 Jahre in Deutschland zu Hause. Im Sommer 2019 nahm der Franzose dann seinen ersten Job in Österreich an und fungierte beim LASK seither als Trainer und Sportdirektor in Personalunion – bis Samstag, 11. Juli. Die Österreicher gaben bekannt, dass Dominik Thalhammer auf Ismaël folgen würde. Der 49-Jährige war zuletzt für die Frauen-Nationalmannschaft des Alpenstaates verantwortlich.

Direkte Duelle: Lang, lang ist es her, dass Linz in einem Pflichtspiel einem deutschen Kontrahenten gegenüberstand. In den 1960ern hießen die Gegner beim damaligen Intertoto-Cup etwa Fortuna Düsseldorf und SC Motor Karl-Marx-Stadt. 1996 siegte der LASK in diesem Wettbewerb gegen Bremen mit 3:1, auf Bayer 04 trafen die Österreicher nie.

FC Basel (Schweiz)

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Saisonverlauf: Die Dauer-Dominanz des FCB in der Super League ist seit nunmehr drei Jahren Geschichte – und auch in diesem Jahr scheint es für die Baseler nicht zum Ligatitel zu reichen. Die Meisterschaft der Young Boys Bern beendete 2018 die achtjährige FCB-Dominanz. Im Schweizer Pokal wartet Basel noch auf die Ermittlung des Halbfinal-Gegners, in der Europa League scheint der Einzug ins Viertelfinale nach dem 3:0-Auswärtssieg bei Eintracht Frankfurt mehr als sicher.

Stars: Basel verfügt über die stärkste Defensive der Liga, was auch ein Verdienst des sicheren Schlussmanns Jonas Omlin ist. Der Schweizer musste in 29 Partien bislang erst 30-mal hinter sich greifen. Im Mittelfeld lenken mit Fabian Frei (ehemals Mainz 05) und Valentin Stocker (Hertha BSC) zwei frühere Bundesliga-Profis die Geschicke, als treffsicherster Offensivmann erwies sich bislang der Brasilianer Arthur Cabral (elf Tore).

Trainer: Auch der derzeitige Baseler Übungsleiter hat Erfahrungen mit dem 1. FC Köln (2003/04). Besser bekannt sein dürfte Marcel Koller den deutschen Fußball-Anhängern aber aus seiner darauf folgenden vierjährigen Amtszeit beim VfL Bochum 1848. Nach sechs Jahren als österreichischer Nationaltrainer kehrte der geborene Züricher 2018 in den Vereinsfußball zurück und schloss sich dem FCB an.

Direkte Duelle: SV Tasmania Berlin, der Karlsruher SC, der FC Schalke 04. Aber Bayer 04 ist nicht dabei. Das mögliche Aufeinandertreffen zwischen Basel und der Werkself im Rahmen eines Pflichtspiels wäre das erste; das Ticket für die Runde der letzten Acht jedenfalls haben beide Vertreter bereits halb in der Tasche.

Istanbul Basaksehir FK (Türkei)

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Saisonverlauf: Die Istanbuler sind in der Süper Lig gerade auf dem besten Weg zum ersten Titel in der Vereinsgeschichte. An den drei verbliebenen Spieltagen geht es gegen drei Teams aus der unteren Tabellenhälfte, das Vier-Punkte-Polster ist ebenfalls vielversprechend. Der Trumpf: Basaksehir kassierte im Durchschnitt weniger als einen Gegentreffer pro Spiel. Während im nationalen Pokal gegen einen Drittligisten Schluss war, verschafften sich die Istanbuler gegen den FC Kopenhagen mit dem 1:0-Hinspielsieg eine gute Ausgangsposition fürs zweite Aufeinandertreffen.

Stars: Bei einem Blick auf den Kader springen gleich diverse Namen ins Auge: Martin Skrtel (früher FC Liverpool), Gaël Clichy (Arsenal/Man City), Eljero Elia (HSV/Bremen/Juventus), Demba Ba (Hoffenheim/Chelsea) oder der legendäre Robinho. Wichtigster Mann in der Offensive ist aber Edin Visca. Der Bosnier traf elfmal, bereitete zudem zwölf Tore vor und führte sein Team zuletzt auch als Kapitän aufs Feld.

Trainer: Der derzeitige Trainer Okan Buruk trat die Nachfolge des langjährigen Chefcoaches Abdullah Avci an – und hat die Mannschaft zu einem Titel-Aspiranten geformt. Bis auf ein dreijähriges Intermezzo als Spieler bei Inter Mailand arbeitete der 46-Jährige durchweg in der Türkei. Sein größter Erfolg war der türkische Pokalsieg 2018 mit Akhisarspor.

Direkte Duelle: Noch standen sich Bayer 04 und Basaksehir zwar in keinem Pflichtspiel gegenüber, trafen im Sommer-Trainingslager 2018 im österreichischen Zell am See-Kaprun aber im Rahmen eines Testspiels aufeinander. Damals endete die Partie 1:1-Unentschieden. In der Gruppenphase der Europa League bekamen es bereits Borussia Mönchengladbach (2019/20) und die TSG 1899 Hoffenheim (2017/18) mit Basaksehir zu tun.

Schachtar Donezk (Ukraine)

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Saisonverlauf: Sie sind das Maß der Dinge im ukrainischen Vereinsfußball. Der Klub aus dem Südosten des Landes steht bereits als Meister fest und wird damit zum vierten Mal in Folge die Liga-Trophäe in die Höhe stemmen. Den erfolgreichsten Angriff und die beste Abwehr, drei Spieltage vor Schluss nur sieben Punkte liegengelassen: Die Werte können sich sehen lassen. Der Rekordmeister Dynamo Kiew ist längst nur noch Verfolger in der Ukraine – auch wenn der Hauptstadtklub die Donezker im Achtelfinale aus dem nationalen Pokal warf. In der Europa League stehen die Zeichen nach dem 2:1-Hinspielsieg beim VfL Wolfsburg auf Viertelfinale.

Stars: Der ukrainische Topklub hat in der Vergangenheit bereits einige Namen hervorgebracht, sei es der Ex-Münchner Douglas Costa (Juventus Turin), Fernandinho (Manchester City) oder Fred (Manchester United). Traditionell ist der Kader neben den Landsmännern – wie beispielsweise dem Ex-Schalker Yevgen Konoplyanka – vor allem geprägt von brasilianischen Profis. Der Rechtsaußen Teté gilt als vielversprechendstes Talent, erfolgreichster und wichtigster Torjäger aber ist Júnior Moraes, der in der Premier Liga bis dato 17-mal einnetzte. Der 32-Jährige wird sich damit die Torjägerkanone sichern.

Trainer: Die Donezk-Ära von Paulo Fonseca ist Geschichte, der Portugiese schlug seine Zelte nach drei Double-Erfolgen in Folge beim AS Rom auf. Die Verantwortlichen verpflichteten als Nachfolger Fonsecas Landsmann Luís Castro. Der 58-Jährige kam von Vitória Guimarães, dem Ex-Klub von Werkself-Profi Edmond Tapsoba. Die nationale Double-Ära seines Vorgängers wird Castro nicht fortsetzen können – allerdings ist mit der Europa League bekanntlich ja noch ein zweiter Titel möglich.

Direkte Duelle: In der Saison 2013/14 kämpften Bayer 04 und Donezk in Gruppe A der Champions League um den Einzug in die K.o.-Runde. Während Manchester United vorne enteilte, sicherte sich die Werkself mit zwei Punkten Vorsprung vor den Ukrainern Rang zwei. Auch, weil man in den zwei direkten Duellen vier Zähler einheimste (4:0, 0:0).

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