Eure beiden Vereine trennen knapp 600 Kilometer – wann habt ihr es eigentlich vor der morgigen Partie das letzte Mal geschafft, euch zu sehen?
Marvin: Das letzte Mal gesehen haben wir uns erst vor zwei Wochen.
Melissa: Genau, da war ich bei Marvin zu Besuch, als Bayer 04 auswärts bei Union gespielt hat.
Marvin: In der Sommer- und Winterpause sehen wir uns öfter. Oder wenn Länderspielpause ist, fahren wir beide mal nach Hause nach Kassel. Ansonsten haben wir aber auch so ziemlich viel Kontakt und schreiben viel miteinander.
Zwei Geschwister, die in der höchsten Liga spielen – das kommt selten vor. Hättet ihr früher mal damit gerechnet, dass es so kommt?
Marvin: Gerechnet hat damit wohl keiner. Wir haben uns das einfach erarbeitet. Ich bin ja aus der Schalker Jugend nach Augsburg gewechselt. Dort lief es nicht ganz so gut für mich, dann bin ich zu Union Berlin gegangen und jetzt auch so richtig in der Bundesliga angekommen.
Melissa: Ich hätte damit früher ehrlich gesagt auch nicht gerechnet. Bei mir lief es ja ähnlich: Ich war beim 1. FFC Frankfurt in der Jugend und habe dort zwar den Sprung in die erste Mannschaft geschafft, aber nie lange Einsatzzeiten gehabt. In Leverkusen habe ich dann direkt in der Bundesliga gespielt. Mal abgesehen von meiner aktuellen Verletzung (Kreuzbandriss, Anm.), mit der es aber auch ganz gut voran geht, läuft bis jetzt alles ganz gut.
Zurückgeblickt auf eure fußballerischen Anfänge – habt ihr in Kinder-Zeiten auch mal zusammen gekickt?
Marvin: Ja, auf jeden Fall. Wir haben ja noch einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester, mit denen haben wir damals schon zusammengespielt. Wir hatten zwei größere Tore im Garten und für uns gab es eigentlich immer nur Fußball, keine andere Sportart. Dass aus uns beiden dann tatsächlich Bundesliga-Spieler werden würden, hätte damals keiner gedacht.
Schaut ihr eure Spiele gegenseitig, wenn es zeitlich passt?
Marvin: Für mich ist es ein bisschen schwierig, weil Melissas Spiele selten übertragen werden. Wenn dann mal eins im TV zu sehen ist, gucke ich es mir an. Sonst verfolge ich ihre Spiele über den Live-Ticker und freue mich immer, wenn sie spielt und gewinnt.
Melissa: Ich versuche schon, jedes Spiel von Union zu gucken. Selbst wenn wir mit den Frauen auf Auswärtsfahrten unterwegs sind, schaue ich mir die Spiele mobil an. Wenn es passt, versuche ich aber immer vor Ort live dabei zu sein.
Wird das Spiel des jeweils anderen dann im Nachhinein analysiert? Gibt es Kritik, Lob oder Tipps?
Marvin: Wenn’s gut gelaufen ist, beglückwünschen wir uns. Große Analysen gibt es aber nicht. Wir reden dann ziemlich schnell über andere Themen.
Nun kommt es morgen im Pokal zum Aufeinandertreffen eurer beiden Klubs. Wird das ein besonders Spiel für euch?
Melissa: Für mich ja! Es ist ja für mich ein Heimspiel, das ist schon etwas Besonderes. Ich kann zu Fuß zum Stadion laufen.
Marvin: Nach der Auslosung habe ich mir schon gedacht, dass meine Schwester ins Stadion kommen wird. Natürlich ist es schön, im Viertelfinale zu spielen, aber dass es jetzt ausgerechnet gegen Leverkusen ist, macht die Partie nicht „besonderer“ für mich. Es ist für mich ein Spiel wie jedes andere auch, das wir gewinnen wollen. Ich hätte allerdings lieber ein Heimspiel gehabt, Melissa freut sich dafür umso mehr.
Melissa: Vollkommen richtig! Und dieses Mal konnte ich mir die Tickets auch selbst besorgen, sonst muss Marvin das immer machen. (lacht)
Marvin, in dieser Saison ist es bereits das dritte Aufeinandertreffen für Union mit der Werkself – beide Male musstet ihr euch geschlagen geben, zuletzt im Rückspiel knapp. Was wird das morgen für eine Partie, womit muss die Werkself rechnen?
Marvin: Zu Hause haben wir bis zur 80. Minute gegen Bayer 04 ein gutes Spiel abgeliefert. Wir wissen, dass es auswärts ein bisschen schwieriger für uns wird. Aber man hat gesehen, dass wir Leverkusen auch Probleme bereiten können. Im Pokal-Spiel heißt es jetzt: gewinnen oder verlieren – da gibt es kein Unentschieden. Wir fahren natürlich mit der Einstellung nach Leverkusen, ins Halbfinale kommen zu wollen. Egal wie!
Melissa, Hand aufs Herz: Wem drückst du morgen ein wenig fester die Daumen? Deinem Verein oder dem deines Bruders?
Melissa: Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen. Natürlich drücke ich meinem Bruder ganz fest die Daumen und werde auch ein Union-Trikot mit „Friedrich“ hinten drauf tragen.
Marvin: Das ist aber wohl eher ein „Friedrich-Trikot“ als ein „Union-Trikot“… (schmunzelt)
Melissa: Das stimmt schon. Ich bin nicht Fan von Union Berlin, sondern von meinem Bruder. Für mich ist es morgen ein Spiel, bei dem ich mich am Ende so oder so freuen werde, egal welche Mannschaft weiterkommt. Ich kann morgen also nur gewinnen!
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