Gegner-Check: Nur auf dem Papier ein Viertligist

Nach elf Jahren kann die Werkself wieder ins Finale des DFB-Pokals einziehen. Nötig dafür: ein Sieg am Dienstagabend, 9. Juni (Anstoß: 20.45 Uhr), beim 1. FC Saarbrücken. Vorsicht ist in jedem Fall geboten: Dieses Team ist nur auf dem Papier ein Viertligist.
crop_imago0044019496h.jpg

Position

Schon mit dem Einzug ins Halbfinale ist dem 1. FC Saarbrücken Historisches gelungen. In der Geschichte des DFB-Pokals ist noch nie ein viertklassiges Team so weit in den Wettbewerb vorgedrungen. Allerdings: Allzu lange werden die Saarländer auch nicht mehr viertklassig spielen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde die Regionalliga Südwest vorzeitig abgebrochen, und der FCS als Tabellenführer zum Aufsteiger in die 3. Liga erklärt. Das ausgeschriebene Saisonziel ist damit schon vorzeitig erreicht – und jetzt konzentrieren sich alle Kräfte im Verein darauf, noch mehr aus dieser Fabelsaison herauszuholen, die das Team im Pokal gespielt hat. Die begann im vergangenen August mit einem 3:2 gegen Zweitligist SSV Jahn Regensburg, ehe das erste ganz große Ausrufezeichen folgte: 3:2 auch gegen den 1. FC Köln. Die Euphoriewelle gepaart mit taktischer Disziplin und hoher Qualität trug das Team auch durch die nächsten beiden, äußerst dramatischen Runden. Gegen den Karlsruher SC und dann auch gegen den zweiten Bundesligisten, Fortuna Düsseldorf, setzte sich der FCS jeweils im Elfmeterschießen durch. Die Bilder nach dem Erfolg gegen die Fortuna machten deutschlandweit die Runde, Saarbrücken flogen als Sinnbild für den kämpfenden Underdog viele Sympathien zu. Jetzt will das Team von Trainer Lukas Kwasniok, der kurz vor Weihnachten den ehemaligen Bundesliga- und Werkself-Profi Dirk Lottner ablöste, auch noch einem dritten Bundesligisten vom Rhein ein Bein stellen.

Personal

Beim Blick auf den Saarbrücker Kader fällt schnell auf: So sieht eigentlich keine Regionalliga-Mannschaft aus. Ein Großteil der Mannschaft verfügt über Dritt- oder Zweitliga-Erfahrung, einige waren sogar in der Bundesliga aktiv. So auch Torhüter Daniel Batz, der eine Partie für den SC Freiburg absolvierte und in der Pokalsaison als Elfmeterkiller zum umjubelten Helden und Gesicht des unverhofften Erfolgs wurde. Die Liste mit gestandenen Profis lässt sich noch lange fortsetzen: Offensivmann Tobias Jänicke, der sowohl gegen Köln als auch gegen Düsseldorf traf, war zu Zweitliga-Zeiten lange Stammspieler bei Hansa Rostock, Außenbahnspieler Markus Mendler absolvierte 16 Bundesligaspiele für Nürnberg, Abräumer Fanol Perdedaj deren acht für Hertha BSC. Und dann wäre da noch der wohl bekannteste Name im Team: Christopher Schorch. Der FCS-Abwehrchef galt einst als eines der vielversprechendsten deutschen Talente in der Innenverteidigung, wechselte mit 18 Jahren zu Real Madrid, wo er – noch im A-Jugend-Alter – für die zweite Mannschaft der Königlichen auflief. Anschließend spielte Schorch in der Bundesliga für den 1. FC Köln und bei zahlreichen weiteren Vereinen in der 2. und 3. Liga. Seit dieser Saison steht der mittlerweile 31-Jährige nun in Diensten von Saarbrücken und stellt eindrucksvoll unter Beweis: Dieses Team, gespickt mit Spielern aus den Leistungszentren der Bundesliga-Klubs, hat eine Qualität, die den meisten Drittliga-Klubs in nichts nachsteht.

Probleme

Angesichts der aktuellen Lage stellt sich natürlich die Frage: Kann Saarbrücken die fehlende Spielpraxis kompensieren? Das letzte Pflichtspiel hat der FCS vor ziemlich genau drei Monaten bestritten, am 7. März in der Regionalliga Südwest (0:1 bei Astoria Walldorf). In voller Mannschaftsstärke darf das Team bereits seit Mitte Mai wieder trainieren und durch den Abbruch der Regionalliga lag der Fokus voll und ganz auf der Partie gegen die Werkself – aber die hat nach der Corona-Pause eben schon fünf Partien in der Bundesliga absolviert. Wo Saarbrücken konditionell wie spielerisch steht, wissen wohl nicht einmal die Verantwortlichen im Saarland so ganz genau.

Potenzial

Mit dem Aufstieg in die 3. Liga ist das Ende der Fahnenstange für den 1. FC Saarbrücken noch längst nicht erreicht. Die Qualität der Mannschaft reicht aus, um eine Etage höher mehr als nur mitzuspielen. Waldhof Mannheim, in den Jahren zuvor Dauerkonkurrent des FCS um den Titel in der Regionalliga Südwest, steht aktuell sogar auf einem Aufstiegsplatz in der 3. Liga. Ob Saarbrücken in der kommenden Saison ähnliches bewerkstelligen kann? Dass das Team mit den Profi-Vereinen mindestens mithalten kann, hat es in der Pokal-Saison bereits gezeigt. Hinzu kommt der strukturelle Fortschritt im Verein: Das heimische Ludwigsparkstadion wird aktuell umgebaut, um den Anforderungen des Profifußballs gerecht zu werden. Deshalb wird die Partie gegen Bayer 04 auch im benachbarten Völklingen ausgetragen.

Prognose

Saarbrücken wird der Werkself einen harten Kampf abverlangen. Der Noch-Viertligist verfügt über eine taktisch exzellent geschulte Mannschaft, die nichts mit Amateurfußball zu tun hat. Bayer 04 kann sich auf eine engmaschige Verteidigungslinie einstellen sowie ein Mittelfeld, das die Räume vor allem im Zentrum geschickt verdichten und über ihre pfeilschnellen Angreifer auf Kontersituationen lauern wird. Natürlich geht die Werkself dennoch als Favorit ins Spiel, aber um dieses Team zu schlagen, wird es definitiv eine Top-Leistung brauchen – und eventuell auch viel Geduld.

Ähnliche News

Bayer04_AS_Rom_2324h.jpg
Europa League - 29.04.2024

Tickets für das Halbfinal-Rückspiel gegen die AS Rom

Im Rückspiel des Halbfinals der UEFA Europa League empfängt Bayer 04 die AS Rom in der BayArena. Das Spiel steigt am Donnerstag, 9. Mai (Anstoß: 21 Uhr). Alle Infos zum Ticketkauf.

Mehr zeigen
crop_Screens_Gedenken_16zu9.jpg
Fans - 29.04.2024

„Im Herzen feierst du mit!“: Gedenk-Aktion beim Heimspiel gegen Augsburg

Die Momente rund um den Gewinn der ersten Deutschen Meisterschaft werden auf ewig bleiben. Leider gibt es aber auch zahlreiche Werkself-Fans, die diesen Tag nicht mehr miterleben konnten. Aus diesem Grund möchten wir als Bayer 04-Familie beim letzten Heimspiel der Saison gegen den FC Augsburg (18. Mai) einen ganz besonderen Moment schaffen. Nach 19:04 gespielten Minuten sind alle Fans in der BayArena eingeladen, einen Augenblick innezuhalten und an all jene zu denken, die diese besonderen Momente liebend gern mitgefeiert hätten, aber leider nicht mehr unter uns sind.

Mehr zeigen
crop_20240428_B04DSC_U19_VK7_0357.jpg
U19 - 28.04.2024

5:0 gegen Bielefeld – U19 behauptet Platz zwei

Souveräner Sieg für die U19 von Bayer 04: Mit dem 5:0 (1:0) gegen den DSC Arminia Bielefeld am 24. Spieltag der A-Junioren-Bundesliga West verteidigte das Nachwuchsteam Tabellenplatz zwei und hat damit nach wie vor die Qualifikation für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft in der eigenen Hand. Kurz vor der Pause brachte Filip Milojevic sein Team in Führung, nach der Pause trafen Isaiah Okafor, David Widlarz, Daniel Lang und Jordan Zirkzee für die Gastgeber.

Mehr zeigen
U19 behauptet nach 5:0 gegen Bielefeld Platz zwei | 24. Spieltag
Werkself-TV - 28.04.2024

U19: Die Highlights des 5:0-Erfolgs gegen Arminia Bielefeld

Werkself-TV zeigt die Highlights des 5:0-Erfolgs der U19 von Bayer 04 gegen Arminia Bielefeld am 24. Spieltag der A-Junioren-Bundesliga West 2023/24...

Mehr zeigen
2:2 gegen den VfB | Die PK nach dem Last-Minute-Ausgleich gegen Stuttgart | 31. Spieltag
Werkself-TV - 27.04.2024

Die Pressekonferenz nach dem 2:2-Unentschieden gegen den VfB Stuttgart

Werkself-TV zeigt nach dem 2:2-Unentschieden gegen den VfB Stuttgart am 31. Bundesliga-Spieltag die Pressekonferenz mit den beiden Cheftrainern Sebastian Hoeneß und Xabi Alonso...

Mehr zeigen