Nein, die Aussichten und Prognosen waren alles andere als günstig Anfang März des Jahres. Neun Spieltage vor dem Finale der Bundesliga-Saison 2015/16 lag die Werkself ziemlich distanziert auf Platz neun der Tabelle, satte sechs Punkte hinter Rang drei, den sie am Ende der Spielzeit schließlich belegte und der ihr schon nach dem 32. Spiel nicht mehr zu nehmen war. Aber was war da passiert, dass Bayer 04 in angespannter Lage noch derartig eindrucksvoll die Kurve kriegen konnte?
Wenn man nach Gründen für den enormen Aufschwung im Endspurt forscht, kommt immer wieder das Duell des 27. Spieltags am 20. März in Stuttgart auf den Tisch. In den beiden Begegnungen zuvor hatte sich Bayer 04 noch mehr recht als schlecht zu vier Punkten gemüht: erst beim 3:3 in Augsburg, als Roger Schmidts Truppe in der letzten halben Stunde nach einem 0:3 noch einmal ebenso spektakulär wie unerwartet zurückkam; und dann beim beschwerlichen 1:0-Erfolg gegen den Hamburger SV, als ein Eigentor Ekdals für den Dreier herhalten musste.
Völler: "Initialzündung beim VfB"
Es folgte die Partie im Ländle gegen den VfB – unter denkbar miesen personellen Voraussetzungen. Neun Ausfälle gab's bei der Werkself zu verkraften, darunter so wichtige Akteure wie Toprak, Bender, Jedvaj, Kampl, Calhanoglu, Hilbert und Papadopoulos. So musste André Ramalho in der Innenverteidigung ran, und Vladlen Yurchenko und Benjamin Henrichs gaben ihr Debüt in der Startelf. Doch diese Notbesetzung in Schwarz-Rot machte ein Riesenspiel bei den heimstarken Stuttgartern, zeigte Zähne und siegte vollauf verdient 2:0 nach den Treffern von Julian Brandt und Karim Bellarabi. Und Bayer 04-Sportchef Rudi Völler wird noch heute nicht müde zu betonen, „dass dieses Spiel die Initialzündung für unseren sensationellen Endspurt in der Liga war“.
Fortan nahm die Werkself gewaltig Fahrt auf und häufte verlässlich Erfolg auf Erfolg. 3:0 gegen Wolfsburg, 2:0 im Derby in Köln, 3:0 gegen Frankfurt, 3:2 auf Schalke, herausgeschossen binnen sechs Minuten nach 0:2-Rückstand, und schließlich 2:1 gegen den direkten Konkurrenten um einen Königsklassen-Platz, Hertha BSC – Bayer 04 war zwei Spieltage vor Ultimo am Ziel aller Wünsche und vor den beiden abschließenden Duellen in Mönchengladbach und gegen Ingolstadt nicht mehr von Rang drei zu verdrängen.
Eine fantastische Entwicklung, die noch sieben Wochen zuvor nicht mal kühnste Optimisten hatten vorhersehen können. Entsprechend gelöst und euphorisch waren die Reaktionen unmittelbar nach dem Abpfiff bei den Profis und ihrem begeisterten Publikum in der BayArena. Kevin Kampl sackte von Freude und Erschöpfung übermannt auf den Rasen. Die Stadion-Regie spielte die Champions-League-Hymne ein und die Werkself hüpfte geschlossen vor den Fans auf der Nordtribüne. Der erkrankte Senkrechtstarter Jonathan Tah schickte sogar aus dem Bett im Krankenhaus noch via Instragram erste Glückwünsche.
"Saison perfekt veredelt"
Die Medien wie der Kölner Stadt-Anzeiger verneigten sich danach voller Respekt: „Was vor kurzem noch völlig undenkbar schien, wurde auf wundersame Weise wahr: Bayer 04 hat eine Saison, die noch vor wenigen Wochen als eine völlig verkorkste in die Klubgeschichte einzugehen drohte, zwei Spieltage vor Schluss mit der direkten Qualifikation für die Champions League auf nahezu perfekte Weise veredelt.“
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
Mehr zeigenDie U19 war am Wochenende auf einem Turnier aktiv, die U17 reiste für Testspiele nach Bremen und ins niederländische Enschede. Weiter weg im Einsatz war unterdessen die U15 – im Rahmen des MIC Football Tournament ging es für die Leverkusener in die dominikanische Republik nach Punta Cana. Das Nachwuchs-Wochenende im Überblick.
Mehr zeigenHinweis für alle Bayer 04-Fans: Die Fanwelt bleibt am kommenden Montag, 30. Juni, ganztägig geschlossen. Grund dafür ist die Vorbereitung auf den Ausrüsterwechsel von Castore hin zu New Balance am Dienstag, 1. Juli.
Mehr zeigenDie norwegische U23-Nationalspielerin Julie Jorde wechselt endgültig von Bayer 04 Leverkusen zu Bröndby IF. Der zwölfmalige dänische Meister verpflichtete die Mittelfeldspielerin, die im Winter zunächst auf Leihbasis aus der Bundesliga nach Dänemark transferiert worden war, fest.
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