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18.10.2018Bundesliga

Gegnercheck Hannover: Hinten drückt der Schuh

Raus aus der Länderspielpause, rein in die BayArena zum nächsten Heimspiel in der Bundesliga. Am Samstag (20. Oktober, 15.30 Uhr) empfängt die Werkself Hannover 96. Die Niedersachsen erwischten zwar keinen guten Start in die Spielzeit, kommen nun aber mit dem Rückenwind aus dem ersten Sieg der Saison nach Leverkusen. Der Gegnercheck.
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Position

Die Länderspielpause hätte für alle Beteiligten in Hannover sehr unangenehm werden können. Hätte. Im siebten Anlauf gelang 96 unmittelbar vor der Unterbrechung als letztem Team in Deutschlands Eliteklasse aber doch noch der langersehnte erste Saisonsieg. Verdient gewann die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter mit 3:1 gegen den VfB Stuttgart und gab damit auch die Rote Laterne an die Schwaben ab, während sich Hannover selbst auf Rang 16 verbesserte. Wie ein Tabellenletzter waren die Niedersachsen aber bereits zuvor nicht wirklich aufgetreten. Gerade gegen die starken Gegner aus Bremen, Dortmund und Leipzig hatte Hannover mutig dagegengehalten und war gegen die beiden Erstgenannten auch zu jeweils einem Punkt gekommen. Dass es nach den beiden Zählern an den ersten zwei Spieltagen aber bis zum Stuttgart-Spiel dauerte, ehe weitere Punkte hinzukamen, stellte die Verantwortlichen durchaus auf die Probe, die sie unaufgeregt und ohne Aktionismus letztlich meisterten und sich so über den ersten Dreier freuen konnten.

Personal

Trainer André Breitenreiter setzt voll auf taktische Variabilität. Die lebt er durch sein häufiges Wechseln des Spielsystems, etwa von Vierer-auf Dreierkette, einerseits selbst vor, andererseits erwartet er sie auch von seinen Spielern. Bestes Beispiel: Offensivmann Ihlas Bebou lief noch beim 1:4 in Frankfurt in der Sturmzentrale auf, agierte nur eine Woche später gegen Stuttgart aber als defensiver Außenbahnspieler in einem 3-4-3-System – mit Erfolg: Dem Togolesen gelang in ungewohnter Rolle das Tor zum 3:1-Endstand für 96. Neben Bebou hat Breitenreiter trotz aller Flexibilität und häufiger Rotation aber noch ein Trio, das als zentrale Achse unverzichtbar für die Mannschaft ist. Da wäre einerseits Innenverteidiger Waldemar Anton (im Foto oben), derzeit mit gerade einmal 22 Jahren der jüngste Kapitän der Bundesliga, außerdem Mittelfeldmann Walace, der nach starken Leistungen im Dress von 96 zuletzt zu seinem dritten Einsatz für die brasilianische Nationalmannschaft kam und vorne Stürmer Niclas Füllkrug, mit 14 Toren vergangene Saison gemeinsam mit Kevin Volland und Mark Uth Dritter in der Torjägerliste. Beim Sieg über Stuttgart war es aber ausnahmsweise mal nicht die Lebensversicherung Füllkrug, der mit seinen Treffern den ersten Dreier der Saison herausschoss, sondern sein Sturmpartner Bobby Wood. Der aus Hamburg ausgeliehene US-Amerikaner erzielte gegen die Schwaben gleich zwei Tore – und damit genau so viele wie in der kompletten Vorsaison für den HSV.

Probleme

Der Blick auf das Torverhältnis verrät schnell die vermeintliche Problemzone bei 96: Mit 14 Gegentoren aus 7 Spielen haben die Niedersachsen die meisten aller Bundesligisten hinnehmen müssen. Das liegt zum einen sicherlich an der offensiven Spielweise, die Breitenreiter seiner Mannschaft konsequent eingeimpft hat und ihm nach wie vor nicht nur in Hannover viele Sympathien und unter anderem packende Spiele wie das 4:4 gegen Bayer 04 in der Vorsaison einbringt. Andererseits scheint Breitenreiter auch Probleme damit zu haben, einen zweiten stabilen Innenverteidiger neben Kapitän Anton zu finden. Sowohl dem aus der Premier League ausgeliehenen Ex-Kölner Kevin Wimmer als auch Neuzugang Josip Elez und dem Brasilianer Felipe fehlten bislang die Konstanz in ihren Leistungen. Eigengewächs Timo Hübers, der Ende der vergangenen Saison zum Senkrechtstarter in der 96-Innenverteidigung avancierte, zog sich in der Vorbereitung einen Kreuzbandriss zu und kann den Personalmangel auf dieser Position zumindest in der Hinrunde nicht mehr beheben.

Potenzial

So ruhig die Länderspielpause in Hannover aus sportlicher Hinsicht verlief – um die künftige Struktur des Vereins gibt es nach wie vor Wirbel. Ende September hatte der Verein Neuregelungen in seiner GmbH & Co. KgaA vorgenommen und sie ins Handelsregister eintragen lassen. Dies rief die DFL auf den Plan, die befürchtet, dass durch die Neuausrichtung die Rechte der Management GmbH des Klubs beschnitten werden, was die DFL-Statuten wiederum untersagen. Der Dachverband steht seitdem in Kontakt mit den Niedersachsen, die sofort betonten, sich in allen Punkten den Statuten entsprechend verhalten zu haben. Ob es zu einem Konflikt mit der DFL kommt oder nicht: Die Umstrukturierung des Vereins, die vor allem von Klub-Boss Martin Kind vorangetrieben wird, wird die Schlagzeilen in Hannover noch eine Weile lang bestimmen – und letztlich auch, in welche Richtung es bei 96 sportlich gehen wird.

Prognose

In den ersten Spielen verkaufte sich Hannover häufig unter Wert. Die Mannschaft hat definitiv das Potenzial und auch die spielerische Klasse, um am Saisonende besser als auf Platz 16 zu stehen und wieder einen Rang im gesicherten Mittelfeld zu erreichen. Der Knackpunkt: Die Defensive muss zwingend an Stabilität gewinnen, sonst könnten die Niedersachsen doch dauerhaft im Abstiegskampf stecken. Schafft es Breitenreiter hingegen, Konstanz in seine Abwehrreihe zu bringen, dürfte Hannover den Klassenerhalt in jedem Fall schaffen.

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