
Nach dem 1:1 im Hinspiel am Donnerstag gegen den FC Chelsea haben die Frankfurter noch alle Chancen, das Finale der Europa League zu erreichen. Zuvor feierte die Eintracht bereits gegen internationale Größen wie Olympique Marseille, Lazio Rom, Inter Mailand oder zuletzt Benfica Lissabon teils magische Nächte. Inmitten der Europa-Euphorie blieben positive Ergebnisse der Frankfurter in der Liga zuletzt aus. Nach einer lange Zeit überragenden Rückrunde mit zwischenzeitlich sechs Siegen am Stück konnten die Hessen aus den vergangenen drei nationalen Spielen nur noch zwei Punkte einfahren. Dennoch befindet sich Frankfurt noch in der Pole Position, um in der kommenden Saison zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte an der Champions League teilnehmen zu dürfen. Der Vorsprung auf die ersten Verfolger aus Mönchengladbach und Leverkusen beträgt aktuell jeweils drei Punkte, dazu hat die Eintracht ein besseres Torverhältnis als die beiden Verfolger vom Rhein. Dennoch: Das Spiel am Sonntag dürfte von elementarer Bedeutung für den Saisonausgang werden – selbstverständlich auch für Bayer 04.
Der teilweise begeisternde Offensiv-Fußball, den Frankfurt in dieser Saison zelebrierte, ist maßgeblich mit der Drei-Mann-„Büffelherde“ verbunden, dem physisch wie technisch starken Offensiv-Trio aus Luka Jovic, Ante Rebic und Sebastien Haller. Während Rebic im Hinspiel gegen Chelsea gelb-gesperrt fehlte und für das Spiel gegen Bayer 04 damit bestens ausgeruht sein sollte, zittert Frankfurt noch um Mittelstürmer Haller. Der Franzose fällt seit Anfang April mit einer Bauchmuskelzerrung aus, nun drohen eine Operation und damit das Saison-Aus. Um das zu umgehen, weilte Haller zuletzt sogar bei einem Spezialisten in Österreich. Das macht klar: Den Angreifer kann man in Frankfurt nicht so eben ersetzen. Mindestens genauso wichtig für das intensive Spiel unter Trainer Adi Hütter sind jedoch die beiden Außenbahnspieler Filip Kostic (im Bild oben links neben Luka Jovic) und Danny da Costa, der bei Bayer 04 ausgebildet worden ist. Beide Akteure sind quasi allein für ihren kompletten Flügel zuständig und durch ihre Dynamik und Laufstärke wesentliche Bausteine für den Erfolg der Eintracht in dieser Saison.
Der Einsatz von Haller gegen die Werkself ist mehr als fraglich, zuletzt fehlte seine Wucht im Angriff merklich. Ebenfalls ausfallen könnte Mittelfeldmann Mijat Gacinovic, den muskuläre Probleme plagen. Neben diesen beiden Personalien ist es aber vor allem die fehlende Frische durch die zahlreichen Pflichtspiele, die zuletzt die Leistungen der Eintracht beeinträchtigten. Nach den teilweise nerven- und kraftraubenden Europa-League-Schlachten spielte Frankfurt in den vergangenen Wochen in der Bundesliga nur selten so befreit auf wie über weite Strecken der Saison. Spieler wie Rebic, Kostic und da Costa standen in beinahe jedem Spiel auf dem Feld und litten zuletzt unter dem immensen Kräfteverschleiß. Zumindest Rebic dürfte die Pause bedingt durch die Gelb-Sperre mit Blick auf die Partie gegen Bayer 04 durchaus gelegen kommen.
Erst der DFB-Pokalsieg, nun mindestens das Europa-League-Halbfinale und im kommenden Jahr unter Umständen zum ersten Mal die Teilnahme an der Champions League: Die Begeisterung in Frankfurt könnte größer kaum sein. Die Euphorie der Fans überträgt sich auf den Platz, die Anhänger sind ein großes Plus für die Mannschaft. Mit diesem Europa-Lauf und der nötigen Selbstverständlichkeit im Rücken kann Frankfurt aktuell jedes Spiel gewinnen – und auch in Zukunft viel erreichen: Spieler wie Jovic, Rebic und Haller sind international begehrt, Verkäufe könnten viel Geld in die Kassen spülen. Eintracht Frankfurt besitzt durchaus die Voraussetzungen, um dauerhaft um die internationalen Plätze mitzuspielen.
Wo die SGE am Ende der Saison abschließt, hängt maßgeblich vom Spiel gegen die Werkself ab. Gelingt Frankfurt ein Auswärtssieg, hat die Eintracht allerbeste Aussichten, sich ein Ticket für die Champions League zu sichern, ansonsten könnte es noch ein heißer Tanz werden für die Hessen. In der kommenden Woche gastieren zwar die bereits geretteten Mainzer in der Commerzbank-Arena, am letzten Spieltag aber muss Frankfurt noch nach München, wo der FC Bayern unter Umständen noch eine Meisterschaft zu gewinnen hat. Vor dem letzten Spieltag würde Frankfurt Platz vier gerne schon sicher haben. Ein positives Ergebnis am Sonntag ist dafür unerlässlich.

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