„Nach einer intensiven Aufarbeitung unseres Saisonstarts sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass wir eine Änderung auf der Position des Cheftrainers vornehmen müssen", erklärte Roland Virkus, Borussias Geschäftsführer Sport, zur Trennung von Gerardo Seoane. Schon das Ende der vergangenen Saison, als das Team von den letzten sieben Partien keine gewinnen konnte (fünf Niederlagen, zwei Remis), habe man sich anders vorgestellt, so Virkus. Gladbach war auf der Zielgeraden von Platz 5 auf Platz 10 abgerutscht und landete damit weit entfernt von den internationalen Rängen.
Auch der Start in die aktuelle Saison geriet holprig. In der ersten Runde des DFB-Pokals mühten sich die Fohlen zu einem 3:2-Sieg beim Fünftligisten Atlas Delmenhorst. In der Bundesliga zeigte die Borussia nach dem 0:0-Auftakt zu Hause gegen Aufsteiger Hamburger SV im folgenden Auswärtsspiel in Stuttgart eine engagierte Leistung, vergab aber zahlreiche gute Chancen und musste schließlich mit einer 0:1-Niederlage nach Hause fahren. Am vergangenen Sonntag folgte ein deutliches 0:4 gegen den SV Werder Bremen. Im Borussia-Park fehlte den Gastgebern trotz vieler Spielanteile defensiv wie offensiv Präzision und Konsequenz. „Und letztendlich auch die Energie“, so Virkus.
Am Tag nach der Niederlage endete die etwas mehr als zweijährige Amtszeit von Gerardo Seoane am Bökelberg. Borussias Präsident Rainer Bonhof ist überzeugt: „Der Schritt, nun einen neuen Impuls zu setzen, ist der richtige.“ Bis auf Weiteres übernimmt U23-Coach Eugen Polanski die Mannschaft. Der ehemalige Bundesliga-Profi kommt aus der Gladbacher Jugend, spielte insgesamt 14 Jahre für den Klub vom Niederrhein (54 Pflichtspiele) und war später noch für den FC Getafe in Spanien sowie für den 1. FSV Mainz 05 und die TSG Hoffenheim aktiv. Roland Virkus erläuterte die Personalentscheidung des Vorstands: „Eugen ist ein junger Trainer mit Ambition und Energie, der auf diese Chance gewartet hat. Er hat sie sich auch verdient mit seiner guten Arbeit in unserer U23. Eugen kennt als Borusse den Verein durch und durch. Er kennt auch die Profimannschaft durch die Verbindung zur U23. Ich sehe kein Problem für ihn, jetzt zu dieser Mannschaft zu kommen und zu performen.“
Performen muss die Mannschaft noch eine Weile ohne ihren Torjäger und Kapitän: Tim Kleindienst verpasste aufgrund einer Meniskus-Operation den Saisonstart. Voraussichtlich wird der schmerzlich Vermisste erst im Oktober nach der Länderspielpause sein Comeback für die Fohlen geben können. Die Torflaute der Borussia hängt natürlich auch mit dem Ausfall des Nationalspielers zusammen. Kleindienst erzielte in der vergangenen Saison 16 Treffer und bereitete neun weitere vor. Das Spiel der Borussen ist stark auf den 30-Jährigen zugeschnitten, die Lücke, die dessen Ausfall reißt, groß. Erschwerend hinzu kommt, dass Alassane Plea im Sommer nach sieben Jahren in Gladbach zur PSV Eindhoven wechselte. Der Franzose war mit elf Toren und sechs Assists zweitbester Scorer der Borussen in der Vorsaison. Und noch zwei weitere Offensivkräfte fallen aus: Rechtsaußen Nathan Ngoumou steht wegen eines Achillessehnenrisses nicht zur Verfügung, zudem muss Robin Hack passen. Die Borussia vermeldete am Freitag, dass der 27-Jährige einen Innenmeniskusriss im rechten Knie erlitten hat und operiert werden muss.
In den ersten Partien dieser Saison erarbeitete sich Gladbach dennoch zahlreiche Chancen, schlug viele Flanken – aber in der Mitte fehlte schlicht der Vollstrecker. Dem im Sommer auf Leihbasis von der TSG Hoffenheim verpflichteten Haris Tabakovic mangelte es bislang ebenso an Durchschlagskraft wie dem vom Bundesliga-Absteiger Holstein Kiel gekommenen Shuto Machino. Der Japaner ist ein variabler Stürmer, kann zentral, aber auch außen eingesetzt werden. Für Kiel netzte Machino in der vergangenen Saison elfmal ein und gab vier Assists. Beim neuen Klub läuft es noch nicht so rund. Auch weitere Sommer-Neuzugänge wie die Mittelfeldspieler Giovanni Reyna (Borussia Dortmund) und Jens Castrop (1. FC Nürnberg) konnten sich in der Offensive noch nicht entscheidend in Szene setzen. Und auf den Flügeln sind Franck Honorat und Robin Hack zwar fleißig unterwegs, aber in der Mitte fehlte – siehe oben. Nun muss Polanski bei seinem Debüt auch noch auf Hack verzichten. Der 27-Jährige, in der Vorsaison drittbester Scorer der Gladbacher (vier Tore, neun Assists), zog sich einen Innenmeniskusriss im rechten Knie zu und wird nach einer OP in den kommenden Wochen nicht zur Verfügung stehen.
Eine neue feste Größe in der Gladbacher Defensive ist Kevin Diks. Der 28 Jahre alte Abwehrspieler kam vom FC Kopenhagen und kann sowohl im Zentrum als auch auf der Außenverteidiger-Position eingesetzt werden. Ko Itakura, in der Vorsaison als torgefährlicher Innenverteidiger (drei Treffer) ein Leistungsträger, hat die Borussia im Sommer Richtung Amsterdam verlassen und kann nun für Ajax in der Champions League spielen. Auch Julian Weigl hat sich für einen Wechsel entschieden. Den defensiven Mittelfeldspieler zog es nach drei Jahren am Niederrhein zu Al-Qadisiyah nach Saudi-Arabien.
Wann platzt vorne der Knoten bei der Borussia? Die angesprochenen Probleme in der Torproduktion sind freilich nur das eine. Das andere und nicht weniger wichtige Thema ist die Torverhinderung. In den vergangenen fünf Jahren kassierten die Fohlen im Schnitt knapp 60 Gegentore pro Saison. Nach dem 0:4 gegen Bremen dürfte der Fokus bei Coach Eugen Polanski am Sonntag im Auswärtsspiel bei der Werkself zunächst auf einer stabilen Defensive liegen.
Fußballerisch steckt viel Potenzial im Kader der Borussen. Gerade in der Offensive sind sie gut besetzt. Das Team hat auch in den bisherigen drei sieglosen Saisonspielen viele Chancen kreiert. Gladbach gab die zweitmeisten Torschüsse (51) aller Bundesligisten ab, schlug die zweitmeisten Flanken (62) aus dem Spiel heraus und holte die meisten Ecken (21). In Kevin Stöger verfügt die Truppe über einen ausgewiesenen Standardspezialisten. Auch bei Pässen und Passquote belegt die Borussia einen Rang unter den Top 5. Die Mannschaft bringt jede Menge Dynamik, Spielfreude und Tempo auf den Platz. Typischer „Fohlen-Fußball“ eigentlich – nur die Tore fehlen noch.
Am Ende wurde es noch einmal richtig spannend, doch für einen Punkt hat es nicht mehr gereicht: In der Vorrunde der U17 DFB-Nachwuchsliga lag Bayer 04 am 4. Spieltag gegen den MSV Duisburg zur Pause bereits 0:3 in Rückstand. Dank einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang kamen die Gastgeber durch einen Doppelpack von Ivan Massek Bakotaken noch auf 2:3 heran. Dabei blieb es jedoch. Nach zwei Siegen in Folge verlor die U17 damit erstmals in dieser Saison.
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