Die Wochen der kurzen Wege sind vorbei für die TSG Hoffenheim – und so wirklich erfolgreich waren sie nicht. Die nahegelegenen Auswärtsspiele in Stuttgart und Augsburg gingen jeweils verloren, dazwischen endete auch das Südwest-Duell mit dem 1. FSV Mainz 05 mit einer Heimniederlage. Macht insgesamt null Punkte aus drei Spielen, in denen man im Kraichgau alle Abstiegssorgen eigentlich vorzeitig bannen wollte. Noch immer hat Hoffenheim recht komfortable sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, doch für einen sorgenfreien Endspurt müssen sie bald wieder in die Spur kommen – zumal die vier kommenden Gegner in der Tabelle allesamt vor der TSG stehen. „Natürlich sind wir nicht zufrieden mit den Ergebnissen und Leistungen“, machte Offensivstar Andrej Kramaric zuletzt klar. „Das ist nicht unser Anspruch.“ Schließlich war Hoffenheim noch in der vergangenen Saison als Tabellensechster in die Europa League eingezogen, wo – analog zur Werkself – nach starker Gruppenphase in der Zwischenrunde Schluss war.
„Wir wollen zeigen, wofür wir eigentlich stehen“, sagt Kramaric nun. Denn das hat die TSG in dieser Saison schon des Öfteren getan – insbesondere auch gegen vermeintlich stärkere Gegner. Allen voran das 4:1 am 2. Spieltag gegen den FC Bayern München dürfte nicht nur im Kraichgau noch sehr präsent sein. Aber auch 2021 zeigte das Team etwa in Dortmund (2:2) sowie gegen den VfL Wolfsburg (2:1) starke Auftritte gegen Champions-League-Aspiranten.
Die wohl wichtigste Personalie im Vorlauf des Spiels gegen die Werkself betrifft den Star im Team. Andrej Kramaric, der Unterschiedsspieler der TSG, musste zuletzt in Augsburg aufgrund von Sprunggelenksproblemen passen. Gegen die Werkself sieht es allerdings gut aus, was eine Rückkehr des Kroaten betrifft. Am Mittwoch kehrte Kramaric wieder zurück ins Mannschaftstraining. Sollte das Sprunggelenk der Belastung standhalten, dürfte der Top-Scorer der TSG gegen Bayer 04 wohl wieder im Aufgebot stehen.
Bei einer ganzen Reihe von weiteren Spielern sieht das anders aus, denn Hoffenheim hat eine lange Liste an Langzeitverletzten. Besonders bitter: Kapitän und Abwehrchef Benjamin Hübner (Kapselverletzung) konnte in der gesamten Saison kein einziges Spiel absolvieren und wird auch nicht mehr zum Einsatz kommen. Für das als Mittelfeldlenker eingeplante Eigengewächs Dennis Geiger (Operation am Oberschenkel) ist die Spielzeit ebenfalls schon vorzeitig gelaufen. Innenverteidiger Ermin Bicakcic hofft nach einem im September erlittenen Kreuzbandriss zwar ebenso noch auf ein Comeback in dieser Saison wie der ehemalige Leverkusener Konstantinos Stafylidis (Bruch am Schienbeinkopf), gegen die Werkself werden beide aber noch nicht dabei sein können.
Hoffnung besteht hingegen bei den beiden Angreifern Sargis Adamyan und Munas Dabbur, die wie Kramaric in Augsburg angeschlagen fehlten. Während Adamyans Einsatz gegen Bayer 04 noch fraglich ist, steht Dabbur aller Voraussicht nach wieder zur Verfügung. Trainer Sebastian Hoeneß hat also wieder deutlich mehr Offensiv-Optionen.
Gerade mit Kramaric und Dabbur stellt Hoffenheim eine Angriffsreihe mit unheimlich viel Qualität, Durchschlagskraft – und mit vielen verschiedenen Waffen. Während Kramaric quasi Torjäger und Spielgestalter in einer Person sein kann, ist Dabbur ein klassischer Strafraumspieler mit hoher Abschlussqualität. Hinzu kommen der spielstarke Mittelfeldmann Christoph Baumgartner sowie der pfeilschnelle Angreifer Ihlas Bebou. Die TSG-Offensive, das hat sich in dieser Saison schon oft genug gezeigt, kann jedem Team in der Liga wehtun – und das auf unterschiedlichste Weise. Nicht umsonst hat Hoffenheim von allen Teams der zweiten Tabellenhälfte die meisten Tore geschossen und sich ligaweit sogar die sechstmeisten Großchancen erspielt.
Gegen den Ball haben die Kraichgauer immer wieder Schwierigkeiten. Nur das Schlusslicht FC Schalke 04 hat aktuell mehr Gegentore auf dem Konto als die TSG. Ein großer Faktor hierfür: Hoffenheim hat unter allen Bundesligisten die schwächste Zweikampfquote. Dies liegt sicherlich auch in den Ausfällen von Hübner und Bicakcic begründet, die normalerweise als äußerst durchsetzungsstark in den Duellen gelten und so ein großer Stabilitätsfaktor waren – aber eben in dieser Saison gar nicht beziehungsweise fast gar nicht zum Einsatz kamen. Doch nicht nur die Zweikampfschwäche ist problematisch. Hoffenheim kassierte bereits acht Gegentore nach Kontern und neun Gegentreffer in der Anfangsviertelstunde – beides trauriger Liga-Höchstwert. Dass die TSG schon vier Platzverweise und damit die meisten unter allen Bundesliga-Teams hinnehmen musste, machte die Sache für die Hoeneß-Elf da nicht gerade einfacher.
Um noch einmal ernsthaft in Abstiegsgefahr zu geraten, dürfte die Hoffenheimer Mannschaft zu stark besetzt sein. Gerade in der Offensive verfügt die TSG über einige Spieler, die jederzeit den Unterschied ausmachen können – und gegen vermeintlich stärkere Gegner, wie sie für die Kraichgauer jetzt auf dem Plan stehen, hat Hoffenheim in dieser Saison schon mehrfach sehr gute Leistungen gezeigt. Der Blick der Verantwortlichen dürfte jetzt darauf gehen, den Klassenerhalt frühzeitig unter Dach und Fach zu bringen – und dann in der kommenden Saison wieder höhere Tabellenregionen anzugreifen. Denn das Zeug dazu hat diese Mannschaft in jedem Fall.
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
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