Die Eintracht hat mit ihren Auftritten in der Europa League eine ganze Region in einen Rausch versetzt. Knapp 30.000 Frankfurt-Fans waren zum „Jahrhundertspiel“ nach Barcelona gepilgert und hatten im Camp Nou in ihren weißen Shirts für eine beeindruckende Heimspiel-Atmosphäre gesorgt, die ihre Mannschaft zu einem 3:2-Sieg trug. Die Frankfurter Rundschau nannte diese Symbiose die „Waldstadionisierung des Camp Nou“. Am vergangenen Donnerstag durften im Halbfinal-Hinspiel bei West Ham United auf Weisung der Gastgeber zwar nur 3.000 Anhänger aus der Main-Metropole ins London Stadium, aber auch die machten beim 2:1-Sieg ihrer Mannschaft wieder mächtig Stimmung. Frankfurt kann sich vor heimischer Kulisse im Rückspiel am 5. Mai nun den Traum vom Finale erfüllen.
So begeisternd sich die Hessen in dieser Saison auf der internationalen Bühne präsentieren, so wenig überzeugend lief es für sie zuletzt in der Bundesliga. Seit fünf Spielen sind sie dort ohne Sieg (drei Unentschieden, zwei Niederlagen). Zuletzt trennten sich die Adler zu Hause 2:2 von der TSG 1899 Hoffenheim. „Sehr okay, aber nicht überragend“, fand Trainer Oliver Glasner die Leistung seiner Mannschaft. Nur Platz 9 nach 31 Spieltagen: Für die Europa-League-Qualifikation reicht es aufgrund des großen Punkteabstandes in dieser Saison definitiv nicht mehr. Bestenfalls die Conference League wäre über den Bundesliga-Weg noch drin. Dabei hat die Eintracht eine starke Hinrunde gespielt, stand nach 17 Spieltagen auf Platz 6 nur einen Punkt hinter dem Vierten Bayer 04. Aber die Frankfurter kamen schlecht aus der Winterpause, verloren fünf der ersten sieben Bundesligaspiele im neuen Jahr.
Klar, dass sie nun vor allem auf ihren großartigen Lauf in der aktuellen Europa-League-Saison setzen. „Man merkt einfach, dass jeder Einzelne im Verein, aber auch im Umfeld und bei den Fans diesen Wettbewerb lebt“, sagt Sportvorstand Markus Krösche. Würden sie hier den Titel gewinnen, nähmen sie in der kommenden Saison sogar an der Champions League teil.
Oliver Glasner war nach dem 2:1-Erfolg bei West Ham United voll des Lobes über sein Team: „Das Auftreten meiner Mannschaft beeindruckt mich. Wir kommen aus der Kabine, spielen auswärts vor 60.000 und führen nach einer Minute, weil wir vorwärts spielen und mutig agieren. Ich bin stolz, dass ich mit solchen Spielern zusammenarbeiten darf.“ Im Vergleich zum 2:2 gegen Hoffenheim hatte der Eintracht-Coach nur zwei personelle Änderungen vorgenommen. Für die gesperrten Evan Ndicka und Kristijan Jakic kamen Almamy Toure und der von seiner Kniezerrung genesene Djibril Sow ins Team. Ndicka könnte gegen die Werkself wieder die linke Innenverteidiger-Position übernehmen. Der 22-jährige Franzose, der gegen Hoffenheim einmal ins eigene und einmal ins gegnerische Tor traf, sowie einen weiteren Treffer vorbereitete, ist in der Dreierkette ebenso gesetzt wie Martin Hinteregger auf der zentralen Position und der Brasilianer Tuta auf der rechten Seite. Dass auch Toure eine echte Alternative ist, hat der 26-jährige Malier zuletzt bei seinen Einsätzen in der Europa League bewiesen.
Im zentralen Mittelfeld sind Jakic, Sow und Sebastian Rode Stammkräfte. Die beiden Letzteren hob Glasner nach dem 2:1 in London ebenso wie Daichi Kamada besonders hervor, „weil sie mit ihrem Positionsspiel sehr gut die Situationen aufgelöst haben“. Kamadas Siegtreffer war bereits das fünfte Tor des Japaners im laufenden Europa-League-Wettbewerb. Auf den Flügeln sorgen Filip Kostic und Ansgar Knauff für Tempo und Akzente. In der Offensive ist das Trio Jesper Lindström (rechts), Daichi Kamada (links) und Rafael Borré erste Wahl. Lindström musste in London allerdings wegen einer Oberschenkelverletzung nach 62 Minuten ausgewechselt werden. „Er wird am Montag in Leverkusen eine Pause bekommen“, kündigte Glasner an. Gut möglich, dass der Coach in der BayArena auch auf die eine oder andere weitere Stammkraft angesichts des schon drei Tage später anstehenden Rückspiels gegen West Ham United verzichten wird.
Vor allem gegen spielstarke und auf Ballbesitz bedachte Mannschaften kommen die Frankfurter Stärken zur Geltung. Über aggressives Pressing, schnelles Umschaltspiel und viele Sprints in die Tiefe kreieren die Hessen ihre Chancen. Für die größte Torgefahr sorgen dabei Filip Kostic, mit 4 Treffern und 9 Vorlagen bester Scorer der Frankfurter, Daichi Kamada (4/2), Jesper Lindström (5/4) und Rafael Borré (7/4). Auch bei Standards der Eintracht muss die Werkself aufpassen. Keine Mannschaft erzielte mehr Treffer nach Ecken (10) als die Schwarz-Weißen. Besondere Aufmerksamkeit sollte Bayer 04 dabei dem französischen Abwehrhünen Evan Ndicka schenken, der mit 4 Treffern und 4 Assists ebenfalls enorm torgefährlich ist.
Mit tief und kompakt verteidigenden Mannschaften haben die Adler in dieser Saison ihre Schwierigkeiten. Gegen solche Teams das Spiel machen zu müssen, liegt der Eintracht nicht. Zumal ihr in der Spitze ein Typ wie André Silva fehlt, der in der vergangenen Saison 28 Tore erzielte (10 Assists), und der nun für RB Leipzig spielt. Der im Sommer verpflichtete Rafael Borré kann diese Lücke noch nicht schließen.
Priorität für die Eintracht besitzt aktuell eindeutig die Europa League. Ganz Frankfurt fiebert dieser Tage dem Rückspiel gegen West Ham United am 5. Mai entgegen und träumt vom Einzug ins Finale, das am 18. Mai in Sevilla stattfinden wird. In der Bundesliga können die Hessen nicht mehr viel reißen, stehen aber im gesicherten Mittelfeld. Oliver Glasner wird in Leverkusen deshalb vermutlich auf einigen Positionen rotieren.
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