Seit fünf Pflichtspielen hat der 1. FC Union Berlin nicht mehr gewonnen. Seit vier Partien ist er ohne eigenen Treffer. Trotzdem stehen die Eisernen in der Tabelle immer noch sehr ordentlich da: 16 Punkte nach elf Spieltagen, Platz 10, ausgeglichenes Torverhältnis. Nur vier Punkte trennen sie vom Vierten, dem kommenden Gegner Bayer 04. Auf den ersten Blick kein Grund zur Sorge also. Und dennoch: Nach dem 1:1 gegen Eintracht Frankfurt am 8. Spieltag nahm das Team von Trainer Bo Svensson selbst noch einen Champions-League-Rang ein. Bis dahin hatte man unter anderem gegen Borussia Dortmund gewonnen (2:1), RB Leipzig ein 0:0 abgetrotzt und die Aufgaben gegen die Aufsteiger FC St. Pauli (1:0) und Holstein Kiel (2:0) erfolgreich gelöst. Erst Ende Oktober begann das Dilemma. Dem enttäuschenden DFB-Pokal-Aus in der 2. Runde bei Drittligist DSC Arminia Bielefeld (0:2) folgten ein 0:3 beim FC Bayern München, ein 0:0 gegen den SC Freiburg und am vergangenen Wochenende ein 0:1 beim VfL Wolfsburg. „Klar, wir haben gerade eine kleine Durststrecke“, sagt Rani Khedira. Der Mittelfeldstratege bleibt aber zuversichtlich. „Dass wir zu wenige Tore schießen, ist uns bewusst. In den Trainingseinheiten merkt man eine gewisse Unzufriedenheit, eine Gier.“ Diese Gier wolle man nun schleunigst auch wieder auf dem Platz zeigen.
Gegen die Werkself wird Bo Svensson seine eingespielte Abwehr möglicherweise umbauen müssen. Innenverteidiger Diogo Leite verletzte sich am vergangenen Wochenende in Wolfsburg schon nach acht Minuten und musste ausgewechselt werden. Der Portugiese kam bisher in allen elf Ligaspielen über 90 Minuten zum Einsatz. Anfang dieser Woche konnte er immerhin wieder individuell trainieren. Sollte er gegen Bayer 04 dennoch erstmals fehlen, dürfte Leopold Querfeld seine Position in der Dreierkette übernehmen. Der 20 Jahre alte Neuzugang vom SK Rapid Wien war bereits in Wolfsburg für Diogo Leite eingesprungen. Gesetzt sind in in der Defensive neben Torhüter Frederik Rönnow auch Kevin Vogt und Danilho Doekhi.
Im Mittelfeld droht hingegen ein Stammspieler der vergangenen Wochen auszufallen. Eigengewächs Aljoscha Kemlein hat muskuläre Probleme. Sein Einsatz gegen Bayer 04 ist zumindest fraglich. Der deutsche U21-Nationalspieler stand in den vergangenen Partien in der Zentrale neben Rani Khedira in der Startelf. Als Alternativen für Kemlein kämen Andras Schäfer, Janik Haberer oder Lucas Tousart in Frage. Auch Außenbahn-Spieler Robert Skov konnte wegen muskulären Problemen bis Mitte der Woche nur eingeschränkt trainieren.
In der Offensive setzte Svensson bisher vor allem auf Jordan Siebatcheu, Benedict Hollerbach, Yorbe Vertessen sowie den Südkoreaner Woo-Yeong Jeong. Kaum eine Rolle spielte bis dato Kevin Volland. Der ehemalige Leverkusener, der insgesamt 148-mal das Werkself-Trikot trug (50 Tore, 32 Assists), war im Sommer am Knie operiert worden und fiel danach drei Monate aus. Ende Oktober gab er beim 0:2-Pokalaus in Bielefeld sein Pflichtspiel-Comeback für die Köpenicker. In der Bundesliga ist der 32-Jährige in dieser Saison noch nicht zum Einsatz gekommen. Beim 0:1 in Wolfsburg stand Volland gar nicht im Kader. Seine beiden neuen Stürmer-Kollegen Ivan Prtajin und Andrej Ilic warten noch auf ihr erstes Pflichtspiel für Union. Prtajin kam im Sommer vom Zweitligisten SV Wehen Wiesbaden, Ilic wurde als Last-Minute-Zugang vom französischen Ligue-1-Klub Lille OSC ausgeliehen. Der 24-jährige Serbe fehlte zuletzt wegen einer Oberschenkelverletzung.
Im Angriff drückt die Köpenicker der Schuh. Nur neun Tore haben sie bislang erzielt. Damit stellt Union nach dem FC St. Pauli (7) die zweitschwächste Offensive der Liga. Seit mehr als sechs Stunden ist der FCU ohne eigenen Treffer. Auch zuletzt in Wolfsburg ging nicht viel nach vorne. „Mit dem Ball und in den wenigen Umschaltaktionen hatten wir nicht genug Power und Qualität“, kritisierte Svensson. Aus dem Mittelfeld kamen kaum kreative Impulse. Ein echter Torjäger fehlt derzeit. Mittelstürmer Benedict Hollerbach ist mit lediglich zwei Treffern gemeinsam mit dem linken Schienenspieler Tom Rothe erfolgreichster Torschütze der Mannschaft. Jordan Siebatcheu hat noch gar nicht getroffen. Trotz der Torflaute bleibt Kapitän Christopher Trimmel optimistisch: „Die Art und Weise stimmt. Es sind Kleinigkeiten, es will gerade nicht sein mit dem Toreschießen. Es wäre etwas anderes, wenn wir gar keine Torchancen hätten. Das kann schnell umschlagen.“ Für mehr Torgefahr könnte der genesene Kevin Volland sorgen. Davon ist auch Rani Khedira überzeugt: „Wir haben mit Kevin jetzt einen Rückkehrer dabei, der schon oft unter Beweis gestellt hat, dass er ein Knipser ist. Er wird uns in Zukunft mit Sicherheit guttun.“
Wäre das Angriffsspiel der Köpenicker annähernd so gut wie ihre Defensivarbeit, würde Union in der Tabelle um einige Plätze höher stehen. Nur neun Gegentore kassierten die Eisernen bisher. Damit stellen sie gemeinsam mit RB Leipzig die zweitbeste Abwehr der Liga hinter dem FC Bayern München (7). Zum Vergleich: Die Werkself hat bereits 18 Treffer schlucken müssen. Ein Grund für die defensive Stabilität der Berliner ist die eingespielte und exzellent performende Dreierkette bestehend aus Diogo Leite, Kevin Vogt und Danilho Doekhi. Das Trio stand in dieser Saison immer in der Startformation. Ebenso wie Rani Khedira, der im Mittelfeldzentrum absichert und für die Balance sorgt.
Der 30-Jährige setzt vor der Partie gegen die Werkself zudem auf die Heimstärke der eigenen Mannschaft. Im Stadion An der Alten Försterei sind die Unioner in dieser Saison noch ungeschlagen (3 Siege, 2 Remis). „Natürlich wartet ein dicker Brocken auf uns“, sagt Khedira. „Aber wir haben in den Heimspielen bislang ein besseres Gesicht gezeigt. Da haben wir die Energie des Stadions gefühlt und auch unsere Heimstärke zurückgebracht.“ Aufpassen sollte die Werkself bei den Standards von Union. Fünf ihrer neun Treffer haben die Köpenicker nach ruhenden Bällen erzielt. Schwarz-Rot muss sich auf ein intensives Spiel einstellen. Denn physisch zählt das Svensson-Team zu den stärksten Mannschaften der Liga. Union liefert ein enormes Laufpensum ab – nur der FC St. Pauli bringt es auf noch mehr Kilometer pro Spiel. Außerdem führen die Eisernen die drittmeisten Zweikämpfe aller Teams.
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