
„Die Statistiken sind deutlich – es ist unheimlich schwierig, aus München etwas mitzunehmen. Nichtsdestotrotz wollen wir das natürlich versuchen“, gab sich Heiko Herrlich am heutigen Freitagmittag auf der Pressekonferenz kämpferisch. „Die Situation ist uns allen bewusst. Es geht morgen in erster Linie darum, Mentalität zu zeigen und die bestmögliche Leistung rauszuhauen.“ Vor allem auch, um ein anderes Gesicht zu zeigen, als es zuletzt gegen Gladbach und Wolfsburg der Fall war. „Meine Mannschaft hat einen guten Charakter, das möchte ich betonen. Es ist ja jetzt nicht so, dass nie Mentalität vorhanden war – es war in der vergangenen Saison in ein paar wenigen Spielen und jetzt phasenweise zum Saisonstart so, dass die Mentalität gefehlt hat“, nahm Herrlich die Werkself in Schutz, forderte im selben Atemzug aber auch, dass sich der Lernprozess einstellt: „Die Spieler müssen bereit sein, die absolute Bereitschaft, die totale Hingabe für die die Teamkollegen und den Verein, Woche für Woche über 90 Minuten abzurufen.“
„Sie brauchen den Willen und die absolute Geilheit, Spiele für sich entscheiden zu wollen. Seit ich hier bin, versuche ich diese Einstellung vorzuleben. Und das erwarte ich auch von meiner Mannschaft morgen. Da sind wir jetzt alle gefordert“, so Herrlich. Die Länderspiel-Pause habe man intensiv dafür genutzt, die jüngst offenbarten Defizite aus dem Wolfsburg-Spiel anzusprechen und aufzuarbeiten; erst im kleinen Kreis, gestern – nach der Rückkehr der letzten Nationalspieler – dann auch in größerer Runde. „Wenn man Dinge aufzeigt, die man nicht so gut gemacht hat, ist es gleichzeitig auch immer eine Vorbereitung aufs nächste Spiel. Gegen Bayern München ist das dann vielleicht ein bisschen umfangreicher als sonst“, sagte Herrlich. Die besondere Klasse und große individuelle Qualität des Serienmeisters seien hinlänglich bekannt. „Es erfordert eine große Disziplin, dagegen zu arbeiten. Wir müssen unsere Chancen suchen“, appellierte der 46-jährige Fußball-Lehrer.
Entsprechend habe er in den vergangenen Tagen intensiv nach den Schwachstellen der Münchner gesucht. Und sich dabei auch den einen oder anderen Rat von Kollegen eingeholt. „Natürlich schaut man in der Gegner-Vorbereitung auch, wie es andere Mannschaften gegen Bayern München gelöst haben und wo sich Möglichkeiten bieten, zum Erfolg zu kommen. Oder, was man als Team tun muss, damit sie eben nicht zum Erfolg kommen“, verriet Herrlich, „aber trotz allem versuchen wir morgen letztlich, unseren eigenen Plan durchzusetzen.“
Neben Julian Baumgartlinger (Innenbandanriss), Panos Retsos (Sehen-Teilriss im Oberschenkel) und Joel Pohjanpalo (Durchblutungs-Störung im Sprungbein) muss er in der Münchner Arena auf Charles Aránguiz verzichten, der am Dienstag im Länderspiel gegen Südkorea noch 45 Minuten für sein Heimatland Chile im Einsatz war. „Charly hat die erste Halbzeit gespielt, musste dann aber wegen seinen alten Problemen im Knie ausgewechselt werden. Wir hatten gehofft, dass er durch die Länderspiele einen Schritt nach vorne macht und ohne Probleme durchkommt, aber das war leider nicht der Fall. Jetzt müssen wir schauen, wie es mit ihm weiter geht. In erster Linie geht es dabei um die Gesundheit des Spielers“, sagte Herrlich. Dafür dürfte er immerhin auf seinen Kapitän Lars Bender zurückgreifen können. Und auch bei Lukas Hradecky stehen die Chancen hoch, dass er morgen erstmals in einem Spiel mit dem Kreuz auf der Brust auflaufen kann. „Lukas hat bei der Nationalmannschaft zuletzt beide Spiele für Finnland gemacht – er hat es gut überstanden und fühlt sich sehr gut. Einem Einsatz steht nichts im Wege“, so der Bayer 04-Cheftrainer.

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