
„Es ist schon etwas wert“, sagte Mittelfeldspieler Julian Baumgartlinger zur neu errungenen Tabellenführung. „Wir wissen alle, wie schwer es in dieser Liga ist, sich mit so vielen starken Mannschaften nach oben zu setzen. Das ist eine sehr positive Momentaufnahme, die man zu schätzen wissen muss.“ Lars Bender, der die Werkself als Kapitän aufs Feld geführt hatte, ergänzte: „Dafür spielen wir Fußball, um erfolgreich zu sein. Es hat sich deutlich enger angefühlt als es das 4:1 aussagt, aber wir haben im richtigen Moment die Tore gemacht und den Spielverlauf zu unseren Gunsten gedreht.“
Wie erwartet rotierte Werkself-Coach Peter Bosz nach dem 4:0-Sieg gegen Prag wieder ein wenig zurück und schickte stattdessen fast die gleiche Startformation ins Rennen wie beim vergangenen Bundesligaspiel auf Schalke - mit nur einer Veränderung: In der Innenverteidigung spielte Edmond Tapsoba anstelle von Aleksandar Dragovic. Hieß auch: Lukas Hradecky und Florian Wirtz waren wieder mit von der Partie, ebenso wie Lucas Alario, der zunächst auf der Bank Platz nahm.
Für die Werkself begann das Spiel mit einem kurzen Schreckmoment: Gerade einmal 15 Sekunden waren gespielt, als Grillitsch nach einer Kramaric-Flanke relativ frei zum Kopfball kam, die Kugel aber über die Latte nickte. Von Schockstarre war bei Bayer 04 aber keine Spur, die Werkself spielte sofort mit großem Selbstverständnis nach vorne. Nach einem Versuch von Nadiem Amiri schossen sich zwei Hoffenheimer gegenseitig an und Baumann wehrte zur Ecke ab - und was danach passierte, war trotz des späten Zeitpunkts in 2020 noch etwas für jeden Jahresrückblick: Leon Bailey und Amiri führten kurz aus und der Jamaikaner schlenzte den Ball vom rechten Strafraum-Eck genau in den linken Winkel - ein absolutes Traumtor und ein Traumstart für Schwarz-Rot (4.).
In der Folge entwickelte sich ein sehr munteres Bundesligaspiel, da auch Hoffenheim häufig den Weg nach vorne suchte. Doch das klare Übergewicht behielt die Werkself, die sich sehr spielfreudig präsentierte und einige sehenswerte Kombinationen aufzog. Nach einem blitzgescheiten Wirtz-Pass kam Bailey gleich zur nächsten Gelegenheit, setzte die Kugel diesmal aber vorbei (7.), nach einem starken Hackentrick von Amiri schoss Patrik Schick drüber (19.).
Doch gegen situativ extrem früh pressende Hoffenheimer musste Bayer 04 auch ständig auf der Hut sein. Nach einer Eckballvariante rettete Hradecky stark gegen Baumgartner, Bebous anschließender Hackentrick misslang (24.). Von der Werkself war in dieser Phase höchste Aufmerksamkeit gefordert - und genau dieses Attribut legte die Bosz-Elf an den Tag. Eine gefährliche Freistoßflanke von Kramaric verteidigte Bayer 04 stark und als der zuletzt so überragende Kroate der TSG im Anschluss den Weg nach hinten wählte, war Bailey hellwach. Unsere Nummer 9 erlief den Rückpass, zog am herausgeeilten Baumann vorbei und traf dann aus knapp 30 Metern ins leere Tor - Doppelpack (27.).
Hoffenheim antwortete mit wütenden Angriffen, der aufgerückte Posch köpfte nach einer Standardsituation knapp drüber (30.). Immer wieder zwangen die Kraichgauer Bayer 04 in intensive Zweikämpfe und beschworen brenzlige Situationen für die Werkself-Defensive hervor. Doch gerade die Innenverteidigung Tah/Tapsoba stand äußerst sicher, bereinigte viele gefährliche Szenen und sorgte mit durchdachtem Aufbauspiel für viele Ballsicherungen. So hielt die Werkself den Ball geschickt weg vom eigenen Tor und kam kurz vor dem Pausenpfiff noch zu einer Großchance auf das 3:0: Am Ende eines temporeichen Spielzugs kam Wirtz zentral im Strafraum zum Abschluss und zwang TSG-Keeper Baumann zu einer absoluten Glanzparade, die eine höhere Pausenführung für Bayer 04 verhinderte (44.).

Statt 3:0 stand es dann aber kurz nach Wiederanpfiff 2:1: Sessegnon löste an der linken Seitenlinie eine Leverkusener Pressing-Situation stark auf und fand Baumgartner, der die Kugel von halblinks ganz fein ins rechte Eck schlenzte (50.). Und Hoffenheim hätte beinahe sogar den Doppelschlag geschafft, doch zunächst parierte Hradecky einen flachen Grillitsch-Schuss und Baumgartner legte den Ball im Anschluss nur knapp vorbei (52.) - Durchpusten!
Das tat die Werkself aber nur äußerst kurz. Sofort war Bayer 04 nach der kurzen Hoffenheimer Drangphase wieder voll im Bilde. Moussa Diaby scheiterte noch an Baumann (53.), ehe die Werkself äußerst sehenswert den alten Abstand wiederherstellte: Schick legte einen Pass von Lars Bender fein mit der Hacke auf Wirtz ab - und was dieser 17-Jährige dann veranstaltete, war ganz großes Kino. Mit engster Ballführung setzte er sich gegen Samassekou durch, streichelte die Kugel dann mit der Sohle an Vogt vorbei und chippte das Spielgerät, das ihm in dieser Szene perfekt zu gehorchen schien, noch in der gleichen Bewegung über Baumann hinweg in die Maschen (55.).
Mit dem zweiten Traumtor des Tages im Rücken spielte es sich deutlich einfacher für Bayer 04, zumal die Werkself kurz darauf in Überzahl agieren konnte. Der bereits verwarnte Grillitsch grätschte gegen Amiri und musste mit Gelb-Rot vom Platz (64.). Und die zahlenmäßige Überlegenheit wuchs sogar noch an, nachdem sich der ebenfalls bereits vorbelastete Posch ein Handspiel im Mittelfeld leistete und ebenfalls mit der Ampelkarte vom Feld gestellt wurde (79.).
Spätestens mit dieser Aktion war die Partie gelaufen, Bayer 04 verwaltete nun souverän. Wirtz scheiterte am starken Baumann (88.) - doch die Werkself hatte trotzdem noch einen Schlusspunkt in petto: Der eingewechselte Karim Bellarabi dribbelte sich rechts in den Strafraum und hielt drauf, Nordtveit blockte den Schuss mit der Hand - Elfmeter. Der ebenfalls gekommene Lucas Alario übernahm und stellte ganz akkurat den 4:1-Endstand her (90.+1).
Es war das i-Tüpfelchen auf einem ganz besonderen Abend, der Bayer 04 erstmals seit dem 3. Spieltag der Saison 2014/15 wieder an die Spitze der Bundesliga-Tabelle spülte. Diese Position muss die Werkself nun am kommenden Mittwoch, den 16. Dezember (Anstoß: 20.30 Uhr) auswärts beim 1. FC Köln verteidigen. Als Spitzenreiter ins Derby - was kann es Schöneres geben?
Die Statistik:
Bayer 04: Hradecky - L. Bender (75. Weiser), Tah, Tapsoba, Sinkgraven (65. Wendell) - Baumgartlinger (82. Dragovic) - Wirtz, Amiri - Bailey (75. Bellarabi), Schick (66. Alario), Diaby
TSG Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Nordtveit, Sessegnon - Samassekou (86. Bogarde), Rudy (46. Skov) - Bebou (59. Belfodil), Grillitsch, Baumgartner (76. Gacinovic) - Kramaric (76. Akpoguma)
Tore: 1:0 Bailey (4.), 2:0 Bailey (27.), 2:1 Baumgartner (50.), 3:1 Wirtz (55.), 4:1 Alario (90.+1/Handelfmeter)
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart)
Gelbe Karten: Diaby, Sinkgraven, Amiri - Vogt, Nordtveit
Gelb-Rote Karten: Grillitsch (64.), Posch (79.)

Torhüterin Charlotte Voll von Bayer 04 Leverkusen bleibt vom Verletzungspech verfolgt. Die 26-Jährige zog sich in der Schlussphase des Bundesligaspiels beim SC Freiburg (1:2) eine Eckgelenksprengung der linken Schulter zu und wird voraussichtlich mehrere Monate ausfallen. An diesem Freitag wurde sie in Düsseldorf erfolgreich operiert.
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