Sven Bender sagte nach dem Spiel: „Die Szene beim Elfmeter habe ich nicht richtig einschätzen können. Aber letztlich wurde es so entschieden, das müssen wir hinnehmen. Der Rückstand hat das Spiel für uns natürlich nicht leichter gemacht. Wir haben sicher nicht unsere beste Leistung gebracht. Das 1:1 ist für mich ein gerechtes Resultat, wir hatten diesmal nicht mehr verdient als einen Punkt.“
Kai Havertz, der die beiden vergangenen beiden Partien in der Liga gegen die Bayern und im Pokal gegen Saarbrücken wegen muskulärer Probleme verpasst hatte, stand der Werkself auf Schalke wieder zur Verfügung. Dagegen musste Trainer Peter Bosz neben Kapitän Lars Bender (Fußverletzung), Karim Bellarabi (Blessur am Oberschenkel) und dem erkrankten Exequiel Palacios auch auf Leon Bailey verzichten. Dessen Fehlen resultierte indes aus einem erfreulichen Grund: Der Jamaikaner war am Morgen Vater geworden. Insgesamt gab es bei Schwarz-Rot zwei Veränderungen in der Startelf im Vergleich zum Cup-Duell am vergangenen Dienstag im Saarland: Havertz rückte für Florian Wirtz in die Anfangsformation und Nadiem Amiri übernahm die Position von Paulinho.
Die Lage im Rennen um die Champions-League-Plätze war klar nach der samstäglichen 1:2-Niederlage der Gladbacher im Topspiel bei den Bayern: Bereits ein Unentschieden auf Schalke würde Bayer 04 wieder auf Rang vier der Tabelle hieven, mit drei Zählern in Gelsenkirchen könnte sich die Werkself sogar schon einen Drei-Punkte-Vorsprung auf die Borussia erspielen. Die erste Chance aber gehörte den Knappen, und es war eine richtig gute: McKennies wuchtigen Schuss aus der Distanz ließ Lukas Hradecky nach vorn prallen, doch Kutucu konnte den zweiten Versuch nicht ordentlich kontrollieren und setzte die Kugel knapp am Kasten vorbei (2.). Das war denn mal ein zeitiger Warnschuss!
Schalke trat zwar mit einem sehr jungen Team an, etwa mit dem U19-Kapitän und Bundesliga-Debütanten Bozdogan, agierte aber gerade in der Anfangsphase sehr mutig und aggressiv. Auf diese enorme physische Entschlossenheit der Hausherren, die vor allem McKennie in der defensiven Zentrale mit starkem Zweikampfverhalten verkörperte, musste sich die Werkself erst einmal einstellen, Bayer 04 hatte in der ersten Viertelstunde weit weniger Ball- und Spielkontrolle als üblich. So dauerte es gute 20 Minuten, ehe die Leverkusener erstmals gefährlich wurden: Nach Weisers Rechtsflanke auf den zweiten Pfosten kam Lucas Alario frei zum Kopfball, der sich vermutlich auch ins Tor gesenkt hätte, doch Schalkes Kenny brachte irgendwie noch seinen Kopf dazwischen, so dass der Ball über die Latte flog (22.).
Bayer 04 machte sich in der Offensive durch manch schlampiges Zuspiel im Aufbau selbst das Leben unnötig schwer. Und die Schalker blieben dran: Caligiuris Knaller wehrte Hradecky erneut nach vorn ab, Boujellabs Nachschuss klärte Sven Bender mit dem Kopf (27.). Auf der anderen Seite setzte der umtriebige Weiser klug Havertz auf rechts in Szene, doch dessen Rückpass von der Torauslinie ließ Alario passieren – in der irrigen Annahme, Diaby befände sich hinter ihm zum Einschuss bereit (33.). Wenig später setzte Alario die Kugel per Kopf nach Freistoß von Amiri an Nübel vorbei ins Netz, aber der Argentinier hatte bei dieser Aktion im Abseits gestanden (40.). Beim Kopfball von Havertz erneut nach Freistoß Amiris pflückte sich Keeper Nübel sicher (45.). Kurz darauf ging es in die Kabine, leidenschaftliche Schalker, die permanent von der eigenen Bank lautstark gepusht wurden, hatten einer manchmal arg passiven Werkself das Leben sehr schwer gemacht in der ersten Halbzeit.
Nach der Pause kam Bayer 04 personell unverändert auf den Platz – aber erkennbar mit dem Willen zu einer deutlichen Steigerung. Doch es gab eine frühe kalte Dusche für die Werkself: Nach Kennys Flanke spielte Edmond Tapsoba die Kugel mit dem Kopf – dachten zumindest alle. Doch aus dem Videokeller in Köln griff Guido Perl ein, Schiedsrichter Daniel Siebert schaute sich die Szene noch einmal an und entschied zum Entsetzen der Leverkusener auf Handelfmeter. Eine höchst strittige und fragwürdige Entscheidung. Caligiuri ließ Hradecky vom Punkt keine Chance – 1:0 für die Schalker (50.).
Bayer 04 schaltete sofort in den Angriffsmodus. Amiris Ball lenkte Nübel über die Latte (52.), ein Kopfball von Alario rutschte um Haaresbreite am Pfosten vorbei (55.). Kurz darauf sah Alario im Anschluss an eine Rudelbildung die Gelbe Karte – seine fünfte, damit fehlt er Bayer 04 im Derby am Mittwoch gegen Köln. Die Partie wurde jetzt zunehmend ruppiger. Dann große Aufregung, als Boujellab den Ball nach Alarios Kopfball klar an die Hand bekam – doch diesmal blieben Pfiff und Intervention aus Köln aus (63.).
Bosz zog seine ersten Wechseloptionen und brachte Kevin Volland und Daley Sinkgraven für Kai Havertz und Nadiem Amiri (70.). Vollands erster Schussversuch bereitete Nübel keinerlei Probleme (71.), in Alarios Schuss nach Vorarbeit von Diaby rutschte Kabak klärend hinein (72.). Paulinho kam als weitere offensive Variante für Demirbay (75.), und der Brasilianer machte auch gleich ordentlich Betrieb. Bayer 04 drückte den Gegner jetzt tief hinten rein und suchte die Lücke. Mit Erfolg: Nach feinem Ballgewinn und Flanke von Wendell kam Paulinho, hart bedrängt von Miranda, zum Abschluss – 1:1 (81.). Am Ende wurde der Treffer als Eigentor von Miranda gewertet.
Jetzt wollte die Werkself mehr. Der Flachschuss von Aránguiz flog knapp am Eck vorbei (85.), unmittelbar danach kam Julian Baumgartlinger für den Chilenen. Schalke hing in den Seilen. Sven Benders vermochte seinen Kopfball nicht richtig kontrollieren (87.). Es gab sechs Minuten Nachspielzeit. Und quasi in allerletzter Sekunde hatte Schalke tatsächlich noch die Chance zum Jackpot, doch Hradecky entschärfte den gegen seine Laufrichtung angebrachten Kopfball von Gregoritsch mit einer fantastischen Parade (90.+6) – puh, das war eng!
Für die Werkself geht es mit einer weiteren Englischen Woche und dem Derby am 32. Spieltag gegen den 1. FC Köln weiter. Anstoß am Mittwoch, 17. Juni, ist um 20.30 Uhr in der BayArena. Die Partie findet ebenfalls ohne Zuschauer statt.
Die Statistik:
Schalke 04: Nübel – Kenny, Kabak, Oczipka, Miranda – Caligiuri (88. Hofmann), Schöpf, McKennie, Bozdogan (69. Becker) – Kutucu (73. Gregoritsch), Boujellab (88. Mercan)
Bayer 04: Hradecky – Weiser, Tapsoba, S. Bender, Wendell – Aránguiz (85. Baumgartlinger), Demirbay (75. Paulinho) – Havertz (70. Volland), Amiri (70. Sinkgraven), Diaby – Alario
Tore: 1:0 Caligiuri (50./Handelfmeter), 1:1 Eigentor Miranda (81.)
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Gelbe Karten: Kabak, Miranda, Caligiuri, McKennie – Alario
Rüdiger Vollborn ist seit 40 Jahren im Klub, mit 401 Bundesliga-Einsätzen der Rekordspieler des Klubs und hat als einziger Bayer 04-Profi sowohl den UEFA-Cup (1988) als auch den DFB-Pokal (1993) gewonnen. Und auch nach seiner beeindruckenden Profi-Karriere blieb der gebürtige Berliner dem Werksklub weiter erhalten, arbeitete fortan neun Jahre als Torwarttrainer. Inzwischen ist Vollborn unterm Bayer-Kreuz als Fanbeauftragter und Klub-Archivar tätig. Seit Februar 2021 nimmt das personalisierte schwarz-rote Lexikon die Werkself-Fans in der Rubrik „Rudi erzählt...“ monatlich mit auf eine kleine Reise in die Geschichte von Bayer 04.
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