Vor 30 Jahren: Das erste Länderspiel in Leverkusen

Zur Premiere gab’s einen Sieg: Am 18. Dezember 1991 bezwang die deutsche Nationalmannschaft im Ulrich-Haberland-Stadion die Auswahl Luxemburgs in einem EM-Qualifikationsspiel vor 26.000 Zuschauern mit 4:0. Seitdem war Leverkusen noch weitere sieben Male Austragungsort eines A-Länderspiels. Und die Stadt erwies sich dabei als gutes Pflaster für den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Von den acht Partien hier wurde noch keine verloren. Sieben Siege und ein Unentschieden stehen für den DFB in Leverkusen zu Buche.
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Wichtiger noch als die sportliche Bilanz ist aus Bayer 04-Sicht freilich, dass sich das eigene Stadion bei den von großem öffentlichen Interesse begleiteten Spielen von seiner besten Seite zeigen konnte und organisatorisch alles rund lief. Was durchaus keine Selbstverständlichkeit ist. „Denn die Ansprüche des DFB an die Stadien bei Länderspielen sind hoch“, weiß Stephan Rehm, der als Veranstaltungsleiter von Bayer 04 bei solchen Anlässen eng mit dem größten Einzelsportverband der Welt kooperiert.

„Einmal auf links gedreht“

Inzwischen komme dem Klub auch bei Länderspielen natürlich die große Erfahrung in Bezug auf internationale Partien in der BayArena zugute. Denn letztlich, so Rehm, werde das Stadion ja auch in der UEFA Champions League und UEFA Europa League „einmal auf links gedreht“. Nichts anderes passiere bei Länderspielen.

Dennoch hat sich im Laufe der Jahre organisatorisch und logistisch einiges verändert. Zuständig für die Durchführung von Länderspielen – dazu zählen auch die Partien der U-Nationalmannschaften und der Frauen-Auswahl – ist beim DFB die Direktion Events & Operations. Auch wenn dort die Haupt-Verantwortung für die Veranstaltung liegt, heißt das nicht, dass die Stadionbetreiber einfach den Schlüssel an den DFB übergeben und nun die Hände in den Schoß legen können.

In der Regel rückt der DFB mit seinem Orga-Team drei Tage vor dem entsprechenden Länderspiel am Austragungsort an. „Matchday-3“, heißt das im Zeitplan der Event-Spezialisten. Zuvor haben dann aber schon „Site Visits“ stattgefunden, Besuche vor Ort, bei denen einzelne Aspekte wie Stadiontechnik, Sicherheit, Ticketing und Catering vom DFB mit den entsprechenden Abteilungen im Verein abgeklopft werden. Rehm: „Da werden dann etwa Büffets und Menüwünsche für den VIP-Bereich mit der Bayer-Gastronomie abgesprochen, denn der DFB hat ja in seinem Sponsoren-Pool Partner, die eigene Produkte einbringen wollen.“ Logisch, dass es von Vorteil ist, wenn Stadionbetreiber und DFB zum Beispiel dieselben Getränkepartner haben.

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Apropos Partner: Die Sponsoren des jeweiligen Klubs dürfen im und um das Stadion herum nicht sichtbar sein, die Arena muss „vollumfänglich neutralisiert werden“, so Rehm. Das heißt: Ihre Logos und Werbebanden werden entfernt bzw. überhängt von denen des DFB. Ähnlich läuft es bei internationalen Spielen der Werkself. Und weil Bayer 04 und der DFB denselben Dienstleister für die Durchführung der Neutralisierung haben, verringert auch das wieder den Aufwand. Die dafür zuständige sogenannte „Signage Crew“ besteht aus bis zu zehn Mitarbeitern.

Geringerer Aufwand bei der Neutralisierung

Insgesamt sei der Aufwand bei der Vorbereitung eines Länderspiels in den vergangenen Jahren anders und eher kleiner geworden, sagt der Veranstaltungsleiter der BayArena. Zum einen hat das mit der Digitalisierung vieler Werbebanden zu tun, die ein Umswitchen erleichtere. Zum anderen könne man auch dank neuer Materialien dem Stadion viel schneller einen anderen Look verpassen. „Wo früher schwere bedruckte Metallplatten eingesetzt wurden, arbeitet man heute zum Beispiel in der Mixed-Zone mit Tüchern und Stoffen, Folien und Bannern, die nicht nur leichter zu transportieren, sondern auch schneller angebracht und auch wieder entfernt werden können. Hier haben die Kollegen von TecArena in den letzten Jahren viel getüftelt und ein perfektes System für die BayArena entwickelt“, so Rehm.

Obwohl der DFB die Länderspiele der A-Nationalmannschaft in der Regel nur in Stadien stattfinden lässt, die mindestens 40.000 Zuschauern Platz bieten, sind die acht Begegnungen in Leverkusen auch ein Beleg dafür, dass man im Deutschen Fußball-Bund die hohe Qualität der BayArena als Austragungsort zu schätzen weiß. Zwei Spiele – das 6:2 gegen Österreich im Mai 2002 und das 2:1 gegen Saudi-Arabien Anfang Juni 2018 – waren gar Generalproben für die DFB-Auswahl vor Weltmeisterschaften. Auch das 2:2 gegen Japan Ende Mai 2006 fand kurz vor der WM im eigenen Land statt.

„Einer der Erfolgsfaktoren, ein Länderspiel hier möglichst perfekt über die Bühne zu bringen, ist sicher das vertraute Miteinander, das Bayer 04 und DFB seit vielen Jahren pflegen“, sagt Rehm. „Der DFB weiß, dass er sich auf unsere Mannschaft vor Ort verlassen kann. Am Ende ist es unser Stadion, und wir haben den Anspruch, dass die BayArena den bestmöglichen Eindruck macht bei so einem Spiel.“ Nicht zuletzt ist in Leverkusen natürlich auch stets die „höchste Rasenqualität“ garantiert, die in einem eigenen Passus im Vertrag zwischen Fußball-Bund und Stadionbetreiber gefordert wird.

2009 – eine besondere Herausforderung

Einmal, im September 2009 beim Länderspiel gegen Südafrika, sah sich Bayer 04 bei der Austragung einer besonderen Herausforderung gegenüber. Die BayArena war nach dem großen Umbau gerade erst bezugsfertig geworden, nur die Bundesligaspiele gegen die TSG 1899 Hoffenheim und den VfL Bochum 1848 hatten bis dato dort stattgefunden. Nun also folgte das Freundschaftsspiel der DFB-Equipe gegen Südafrika, den WM-Gastgeber von 2010. Rehm: „Wenn man bei der Kapazität von 22.500 Zuschauern auf 30.210 hochgeht, dann hängt da einiges dran. Die Parkplatzsituation ist dabei nur einer von vielen Punkten, die anders waren als vorher. Wir waren zum Zeitpunkt des Länderspiels noch dabei, für uns selbst die Dinge zu organisieren und noch nicht richtig im Flow.“

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Trotzdem hat auch bei dieser Begegnung, bei der Werkself-Legende Bernd Schneider offiziell als Nationalspieler vom DFB verabschiedet wurde, alles geklappt. „Vielleicht war’s ein bisschen ruckeliger als sonst“, schmunzelt Rehm. Aber man habe auch viel gelernt und wertvolles Feedback von Besuchern erhalten, die eben nicht nur aus Leverkusen und Umgebung, sondern aus ganz Deutschland gekommen waren. Und denen – weil sie nicht regelmäßig in der BayArena sind – Dinge wie die noch nicht optimale Anreisebeschilderung etwa vom Bahnhof Leverkusen oder zu den Parkplätzen aus dem Stadtgebiet aufgefallen sind. „Diese Hinweise waren für uns Gold wert, weil sie uns zeigten, wo wir noch besser werden mussten.“

Zwei Jahre später, bei der Frauen-WM in Deutschland, hatte Bayer 04 diese Punkte längst optimiert. Vier WM-Spiele fanden in der BayArena statt. Organisatorisch lief alles wie am Schnürchen. „Es war aber vor allem deshalb ein herausragendes Erlebnis, weil sich die ganze Stadt in diesen gelb-orangenen Farbtönen schmückte und nicht nur in Leverkusen, sondern überall in Deutschland eine tolle Stimmung herrschte“, sagt Rehm. „Ein Teil davon zu sein, war etwas Besonderes.“

Noch einmal zurück zu den Länderspielen der DFB-Männer. Nur bei der ersten Partie des Nationalteams in Leverkusen vor 30 Jahren stand kein Bayer 04-Profi im Kader. Es sei denn, man zählt Rudi Völler schon dazu, der in der Startelf spielte, aber damals noch bei AS Rom unter Vertrag stand und erst zweieinhalb Jahre später an die Dhünn kam. Und der dann als Teamchef der DFB-Auswahl 2001 und 2002 noch zwei weitere Einsätze in Leverkusen hatte.

Wann das nächste Mal schwarz-rot-goldene statt schwarz-roter Fahnen in der BayArena geschwenkt werden, steht noch in den Sternen. „Wir wären in jedem Fall bereit“, sagt Stephan Rehm.

Alle acht A-Länderspiele in der BayArena:

18.12.1991: Deutschland – Luxemburg 4:0

(EM-Qualifikation 1992, Tore: 1:0 Lothar Matthäus (15., FE), 2:0 Guido Buchwald (44.), 3:0 Karl-Heinz Riedle (50.), 4:0 Thomas Häßler (62.))

08.10.1995: Deutschland – Moldawien 6:1

(EM-Qualifikation 1996, Tore: 1:0 Serghei Stroenco (16., ET), 2:0 Thomas Helmer (18.), 3:0 Matthias Sammer (24.), 4:0 Andreas Möller (47.), 5:0 Möller (61.), 6:0 Sammer (72.), 6:1 Rebeja (82.))

04.06.1999: Deutschland – Moldawien 6:1

(EM-Qualifikation 2000, Tore: 1:0 Oliver Bierhoff (2.), 2:0 Ulf Kirsten (27.), 3:0 Marco Bode (38.), 4:0 Bierhoff (56.), 5:0 Mehmet Scholl (71.), 5:1 Stratulat (76.), 6:1 Bierhoff (82.))

24.03.2001: Deutschland – Albanien 2:1

(WM-Qualifikation 2002, Tore: 1:0 Sebastian Deisler (50.), 1:1 Kola (65.), 2:1 Miroslav Klose (88.))

18.05.2002: Deutschland – Österreich 6:2

(Letztes Spiel vor der WM 2002, Tore: 1:0 Miroslav Klose (15.), 2:0 Klose (29.), 3:0 Marco Bode (36.), 3:1 Aufhauser (37.), 3:2 Wallner (46.), 4:2 Klose (53.), 5:2 Bode (68.), 6:2 Daniel Bierofka (81.))

30.05.2006: Deutschland – Japan 2:2

(Vorletztes Spiel vor der WM 2006, Tore: 0:1 Takahara (57., 0:2 Takahara (65.), 1:2 Miroslav Klose (75.), 2:2 Bastian Schweinsteiger (80.))

05.09.2009: Deutschland – Südafrika 2:0

(Abschied Bernd Schneider, Tore: 1:0 Mario Gomez (35.), 2:0 Mesut Özil (77.))

08.06.2018: Deutschland – Saudi-Arabien 2:1

(Letztes Spiel vor WM 2018, Tore: 1:0 Timo Werner (8.), 2:0 Omar Hawsawi (43., ET), 2:1 Al-Jassim (85., FE))

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