UEFA-Mediziner-Kongress unterm Kreuz: „Topniveau, alles war perfekt!“

Das Abschlusstreffen der „UEFA Elite Club Injury Study“ (ECIS), einer UEFA-Studie, die Klubs verlässliche Daten zum Thema Sport-Verletzungen liefert, fand in dieser Woche erstmals in Leverkusen statt. An dem renommierten und international bedeutenden Mediziner-Kongress teilgenommen haben zahlreiche Ärzte und Athletik-Coaches der Top-Teams aus der UEFA Champions League sowie ausgewählter weiterer europäischer Spitzenmannschaften. Dr. med. Karl-Heinrich Dittmar, Direktor Medizin bei Bayer 04, nahm für den Werksklub teil und fungierte bei dem Zusammentreffen als Gastgeber.
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Im Interview mit bayer04.de gaben Dr. Dittmar sowie Dr. Zoran Bahtijarevic (Leiter der Abteilung Medizin und Antidoping bei der UEFA) und Prof. Dr. Markus Walden (Leiter der Football Research Group und Vorsitzender des „ECIS“-Meetings) einen genauen Einblick in die international anerkannte UEFA-Studie und die alljährlichen Abschlusstreffen dazu. Außerdem sprachen sie über die diesjährigen Schwerpunkte und Besonderheiten. Dr. Dittmar äußerte sich darüber hinaus zu seiner Rolle als Gastgeber.

Dr. Bahtijarevic, gleich zu Beginn die Frage: Was genau ist die „Elite Club Injury Study“ und welchen Zweck erfüllt diese Studie?

Dr. Bahtijarevic: Die „ECIS“ ist die wichtigste Studie über Verletzungen in der Welt des Sports, nicht nur im Fußball. Sie wurde vor über 20 Jahren ins Leben gerufen und lange Zeit unter der Leitung von Prof. Jan Ekstrand durchgeführt, ehe Prof. Dr. Walden in dieser Position nachfolgte. Die Studie ist ein Aushängeschild der Forschung und liefert uns eindeutige Daten sowie wichtige Rückschlüsse auf die Epidemiologie sowie viele andere Aspekte von Verletzungen. Sie trägt zum besseren Verständnis von Verletzungen bei und ist außerdem eine Art Instrument, das uns bei der Vorbeugung von Verletzungen hilft.

Prof. Dr. Walden: Im Rahmen der „Elite Club Injury Study“ untersuchen wir die wirklich wichtigen und interessanten Forschungsfragen auf dem Gebiet der Sportverletzungen. Durch die Studie stellen wir unter anderem fest, ob es eine Zunahme oder Abnahme von bestimmten Verletzungen gibt. Die ECIS liefert wichtige Erkenntnisse zu Verletzungsmustern, Rehabilitation und vielen weiteren Aspekten im Bereich der Sportverletzungen. Die Studie hat beispielsweise gezeigt, dass niedrige Verletzungsraten in einem Klub mit dem Erfolg einer Mannschaft verbunden sind, so wie es in diesem Jahr bei Bayer 04 der Fall war. Die Studie hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, und wir versuchen, sie jedes Mal zu verbessern, um an der Spitze der Forschung zu stehen.

Welche Bedeutung haben dabei die jährlichen Abschlusstreffen zu dieser UEFA-Studie?

Prof. Dr. Walden: Etwa zehn Jahre nach Initiierung der Studie wurden diese Treffen ins Leben gerufen. Sie sind von hoher Bedeutung, weil sie die Beteiligung der Vereine beim Thema Verletzungen erhöhen. Der Schlüssel zur Erkenntnis ist der gegenseitige Austausch von Wissen, Erfahrung und Expertise, und all das gewährleisten diese Treffen. Hier kommen die Ärzte sämtlicher europäischer Top-Teams zusammen. Jeder spricht mit jedem, es ist eine offene Gemeinschaft und es gibt keine Geheimnisse, denn die Gesundheit der Spieler ist das Allerwichtigste. Die Teams können ihre Daten jedes Jahr einreichen, wodurch unsere bestehende Datenbank erweitert wird. Dadurch können dann eventuelle Trends erkannt werden.

Dr. Dittmar: Die jährlichen Treffen sind in der Tat eine hervorragende Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen. Die Vernetzung ist neben dem wissenschaftlichen Teil der Studie einer der wichtigsten und hilfreichsten Aspekte.

Simon Rolfes und Dr. Dittmar

In der zurückliegenden Saison gab es bei Bayer 04 sehr wenig verletzte Spieler. Auf was ist dies zurückzuführen?

Dr. Dittmar: Wir waren in der abgelaufenen Saison eine ausgezeichnet funktionierende Einheit und haben nicht nur während der Saison, sondern bereits in der Saisonvorbereitung alle gemeinsam sehr gute Arbeit geleistet. Wir haben als medizinisches Team die Bedürfnisse des Trainers (Xabi Alonso, Anm. d. Red.) verstanden und der Trainer hat wiederum verstanden, was unsere Anliegen waren. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis, und Xabi hat unseren Rat sehr ernst genommen, wenn wir ihm empfehlen mussten, einen Spieler nicht einzusetzen. Darüber hinaus hatten wir einen guten Kader mit sehr vielen Spielern gleichwertiger Qualität. In solch einer Konstellation wird die Belastung für jeden Einzelnen natürlich auch verringert. Am Ende gehört allerdings immer auch ein bisschen Glück dazu, wie viele Spieler sich verletzen.

Dr. Bahtijarevic: In jedem Fall war die geringe Anzahl an verletzten Spielern bei Bayer 04 in diesem Jahr ein Grund für den Erfolg. Unsere Studie zeigt generell, dass es einen geringen, aber dauerhaften Rückgang der Anzahl an Verletzungen im Spitzensport gibt, unabhängig von der hohen Belastung der Spieler. Das liegt auch daran, dass die heutigen Spieler sehr gut ausgebildet sind und sie sich weiterentwickelt haben. Ebenso die Trainer und Fitnesstrainer sowie die medizinischen Abteilungen. Ein wichtiger Aspekt für den Erfolg von Bayer 04 war zusätzlich, dass es Konstanz im Bereich der athletischen Betreuung gibt. Die Studie zeigt, dass wenn gewisse Positionen während der Saison wechseln, die Anzahl der Verletzungen zunimmt. Dies war ein Faktor, der den Unterschied zwischen Bayer 04 und anderen Teams in der zurückliegenden Saison ausgemacht hat, denn bei Bayer 04 gibt es diese Kontinuität. Ich denke, dass dies ein nicht unerheblicher Beitrag zum sportlichen Erfolg war.

Beim diesjährige Abschlusstreffen wurden erstmals die „ECIS“ der Männer und der Frauen miteinander kombiniert. Was genau bedeutet das und was sind die Erkenntnisse dabei?

Prof. Dr. Walden: Wir müssen die Ergebnisse und erhobenen Daten in diesem Jahr natürlich erst einmal auswerten. Eins steht allerdings fest: Die Erkenntnisse aus einer Studie zum Männerfußball können nicht auf den Frauenfußball übertragen werden. Dafür sind die Unterschiede etwa in der Art und Häufigkeit bestimmter Verletzungen zu groß. Bayer 04 Leverkusen ist aus Forschungssicht für uns ein äußerst wichtiger Klub, da es hier sowohl eine professionelle Herren- als auch Frauenmannschaft gibt.

Dr. Dittmar, als Direktor Medizin von Bayer 04 waren sie in diesem Jahr Gastgeber des Kongresses. Inwieweit freut und ehrt es sie, dass der Austagungsort erstmals Leverkusen war?

Dr. Dittmar: Es freut mich natürlich sehr! Ich bin hier in Leverkusen geboren und arbeite seit über 20 Jahren bei Bayer 04. Leverkusen ist keine Stadt, die vergleichbar ist mit Metropolen wie beispielsweise London oder Paris. Wir fühlen uns daher sehr geehrt und sind stolz, dass wir den diesjährigen Kongress ausrichten durften. Wir haben unser Bestes gegeben, damit es eine gute Erfahrung für alle wird.

Dr. Bahtijarevic: Ich kann versichern, dass der Kongress in diesem Jahr in Leverkusen auf einem Topniveau organisiert wurde. Alles war perfekt, insbesondere die Gastfreundschaft. Wir haben uns sehr willkommen gefühlt.

Prof. Dr. Walden: Es war wieder einmal sehr angenehm, mit Dr. Dittmar und dem Klub zu arbeiten. Wir sind hochzufrieden.

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