Edmond, du bist seit Januar bei Bayer 04. Wie hast du dich eingelebt?
Mir gefällt es hier sehr gut. Ich habe es nicht einen Moment bedauert, nach Leverkusen gekommen zu sein, obwohl ich bei Vitoria Guimaraes in Portugal sehr gut zurechtgekommen bin und mich dort wohlgefühlt habe. Hier ist die sportliche Herausforderung für mich aber viel größer. Eine solche habe ich gesucht. Es fühlt sich toll an, ein Teil von Bayer 04 zu sein.
Wie ist es für dich, mit bekannten, älteren Spielern wie Lars oder Sven Bender in einer Mannschaft zu stehen, die schon sehr viel erreicht haben?
Das ist eine fast witzige Geschichte, denn Lars und Sven gehören zu den Spielern, die ich mir früher für das Spiel FIFA auf der PlayStation ausgesucht habe. Wow! Und nun spiele ich mit ihnen in einem Team. Das ist eigentlich unglaublich. Die beiden Brüder haben so viel Erfahrung, von der ich sehr stark profitieren kann.
Wie war es für dich, im Januar den Zwillingen dann leibhaftig zu begegnen?
Es war eine tolle Sache. Schon als ich angekommen bin, haben sie sich sehr viel mit mir unterhalten und mir viel erklärt. Im Spiel helfen sie mir mit ihrer Erfahrung und ich kann mich an ihnen orientieren. Ich kann nur unterstreichen, dass ihre Unterstützung für mich sehr wertvoll ist.
Du bist sehr schnell Stammspieler bei Bayer 04 geworden, trotz der starken Konkurrenz auf den Abwehrpositionen, dem anspruchsvollen Spielsystem und den taktischen Vorgaben von Trainer Peter Bosz. Wie hast du das geschafft?
Die Anpassung hat mir keine großen Probleme bereitet. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich die Spielsysteme von Guimaraes und Bayer 04 ähnlich sind. Bei Vitoria wurden die Angriffe auch von hinten heraus aufgebaut, der Gegner wurde gepresst und wir haben schnell den Abschluss gesucht. Aber wenn nötig, dann haben wir auch mit Geduld auf die beste Situation zum Torabschluss gewartet. Ich musste mich also nicht viel umstellen.
Was sagst du dazu, dass Vitoria-Trainer Ivo Vieira dich beim Abschied sehr gelobt und dir ein herausragend gutes Spielverständnis attestiert hat?
Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Das ist ein sehr schönes Lob. Ich bin stolz auf diese Aussage. Trainer sehen ja Dinge, die man selbst nicht erkennt. Ich habe eigentlich einfach immer nur gespielt und das umgesetzt, was der Coach gesagt hat. Und das ist auch meine Einstellung bei Bayer 04: Es ist immer meine Aufgabe, taktisch das zu erledigen, was der Trainer uns mitgibt. Ehrlich gesagt, sehe ich mich selbst gar nicht als einen Spieler, der ein außergewöhnliches Spielverständnis hat.
Gehst du mit der gleichen Einstellung daran, das System von Peter Bosz und seine taktischen Forderungen umzusetzen?
Ich muss zugeben, dass ich sprachlich noch nicht immer alles bis ins kleinste Detail verstehe, wenn Peter Bosz zu uns spricht. Aber mir wird meist klar, was gemeint ist und ich bekomme immer mit, was ich tun soll. Das ist sicherlich das Wichtigste. Aber ich arbeite auch daran, mein Deutsch zu verbessern. Als erstes lernt man leider von den Kollegen die Schimpfwörter. (lacht)
Wenn man sich deine noch junge Profi-Laufbahn anschaut, fällt auf, dass du ein sehr guter Elfmeterschütze bist. Bei Vitoria Guimaraes hast du als junger Spieler die Strafstöße schießen dürfen und insgesamt neun Saisontore erzielt. Bist du grundsätzlich ein cooler Typ oder rastest du auch mal aus?
Ich bin grundsätzlich immer sehr ruhig und spreche nicht viel. Und ich habe meine Emotionen in kritischen Situationen gut im Griff. Nur als ich klein war, habe ich mich schnell aufgeregt. Wenn mir etwas wirklich nicht gefällt, ziehe ich mich eher zurück. Wenn ich verärgert bin, schweige ich lieber. Für mich ist es besser, Probleme erst hinterher anzusprechen.
Bist du auch auf dem Spielfeld eher ruhig, selbst in Situationen, in denen man explodieren könnte?
Ja, genauso ist es. Ich möchte auf dem Rasen immer eher ruhig bleiben. Dass ich mich aufrege oder großartig ärgere, kommt eigentlich nicht vor.
Wie verbringst du am liebsten deine Freizeit, wenn du nicht trainierst, mit Bayer 04 spielst oder auf Nationalmannschaftsreise bist?
Ich bin viel zu Hause in meiner Wohnung in Köln-Weiden. Manchmal kommt mein Kumpel Manuel Dass, ein Ivorer, der in der dritten Liga in Portugal spielt, zu Besuch.
Mit welchen Mitspielern hast du auch in deiner Freizeit Kontakt?
Ich kann wirklich sagen, dass ich mich mit allen gut verstehe. Diejenigen, mit denen ich mehr Zeit verbringe, sind Jona (Tah; Anm. d. Red.), Moussa (Diaby) und Leon (Bailey), manchmal ist auch Wendell dabei. Mit ihnen verbringe ich recht viel Freizeit.
Kommen wir auf das Thema Heimat. Du kommst aus Burkina Faso. Dieser Name bedeutet: „Land der aufrichtigen Menschen“. Was meinst du? Passt diese Bezeichnung?
In Afrika ist Burkina Faso tatsächlich dafür bekannt, dass die Menschen dort sehr gastfreundlich sind. Das Land der aufrichtigen Menschen, das kann man durchaus stehen lassen, es ist ein Charakteristikum meiner Heimat. Und es stimmt auch, dass die Burkiner im Großen und Ganzen sehr freundlich sind. Aber es ist doch klar, dass es für eine solche Aussage auch Einschränkungen gibt. Dass alle Menschen meines Heimatlandes aufrichtig und freundlich sind, kann man einfach nicht sagen. Das ist in keinem Land so, auch nicht in Burkina Faso.
Wo und wie bist du aufgewachsen? Kannst du etwas über deine Familie erzählen?
Ich komme direkt aus der Hauptstadt Ouagadougou. Dort habe ich mit meiner Familie zusammengelebt, bis ich mit 18 nach Portugal gegangen bin. Ich habe vier Geschwister, zwei ältere Schwestern und zwei jüngere Brüder, die alle noch in Ouagadougou leben. Mein Vater ist Chauffeur bei der Bürgermeisterei. Meine Mutter hat ein kleines Geschäft im Haus unserer Familie. Ich fliege so oft wie möglich nach Hause, um mit meiner Familie zusammen zu sein.
Es sollen in Burkina Faso viele Sprachen gesprochen werden, mehr als 60 Dialekte gibt es. Welche Sprachen sprichst du?
Zu Hause in der Familie, mit Freunden und Bekannten sprechen wir unsere Nationalsprache Mòoré. In der Schule lernen wir Französisch, denn das ist die Amtssprache unseres Landes. Als ich nach Portugal gegangen bin, habe ich Englisch, Portugiesisch und ein bisschen Spanisch gelernt. Englisch habe ich während der Jahre dort mit einem Kumpel aus Südafrika gesprochen. Portugiesisch ist mir nicht schwer gefallen zu lernen, und auch nicht Spanisch, weil beide Sprachen ja verwandt sind. Jetzt sollte ich mehr dafür tun, Deutsch zu lernen.
Hat dein Name eine Bedeutung? Kann man Tapsoba übersetzen?
Es ist ein sehr alter Name mit großer Tradition, den meine Vorfahren schon getragen haben. Er bedeutet der „Pfeil“.
Er passt gut, denn du bist ein wirklich schneller Spieler. Wann hast du angefangen, Fußball zu spielen?
Schon als ich ein kleiner Junge war, habe ich die ganze Zeit Fußball gespielt. Fußball war die absolut wichtigste Sache. Ich habe immer nach einem Ball gesucht, viel in unserem Stadtviertel gespielt. Nur das hat mich interessiert. Ungefähr mit zwölf habe ich angefangen, mehr zu tun und mehr zu trainieren, denn da habe ich die Chance bekommen – man kann auch sagen, das Glück gehabt – beim Salitas FC aufgenommen zu werden. Ich bin in das Internat des Klubs gekommen und habe dort eine systematische Fußball-Ausbildung erhalten.
Salitas FC tritt in der zweiten burkinischen Liga an. Welche Rolle spielt dein Ex-Verein auf nationaler Ebene? Und wie lange warst du dort aktiv?
Es ist das größte und beste Ausbildungszentrum des Landes. Viele Spieler, die ins Ausland gegangen sind, haben dort ihre Grundlagen erhalten. Ich bin nur einer von vielen. Salitas hat einen geschickten Sportdirektor mit sehr guten Kontakten nach Europa. Ich habe sechs Jahre für diesen Klub gespielt, als ich älter war zuerst in der 3. Liga, dann in der 2. Liga, in der wir den Aufstieg in die Premier League nur um einen Punkt verpasst haben, bevor ich nach Portugal gegangen bin.
Warst du früh darauf fixiert, Profi zu werden?
Ich war auf einer weiterführenden Schule, habe diese aber nicht beendet, weil es zu schwer wurde, beides nebeneinander zu machen. Aber ich glaube, dass ich eine gute Grundbildung erhalten habe. Mit 15 habe ich den Mut aufgebracht, mich für den Fußball zu entscheiden. Ich musste aber ein bisschen Geld verdienen und habe neben dem Fußball als Mechaniker in einer Werkstatt gearbeitet. Und während der Ferien ist man eingeladen worden, um in Teams anderer Vereine gegen Bezahlung bei Turnieren mitzuspielen. Mit dem Geld konnte ich meiner Familie helfen.
Mit 17 hast du schon dein erstes Länderspiel für Burkina Faso bestritten. Kurz danach bist du dann nach Portugal gegangen. Wie ist der Transfer abgelaufen?
Der Direktor von Salitas hat einen Freund in Portugal, der nach Burkina Faso kam, um Spieler zu beobachten. Er hat mich bei portugiesischen Vereinen empfohlen. Aber dann sollte ich eigentlich nach Belgien gehen. Ich hatte schon ein Visum, ich war auch schon in Belgien, ich sollte dort bei Genk trainieren und auch spielen. Ich war eine Woche dort, aber dann hieß es, die Mannschaft sei doch schon komplett. Ich war froh, als mir der portugiesische Klub Leixoes SC dann das Angebot machte, in der U19 zu spielen. So kam ich nach Portugal, was auch besser für mich war.
Inzwischen ist Deco, der ehemalige portugiesische Weltklasse-Spieler, dein Berater. Nach einem halben Jahr bei Leixoes kam der portugiesische Traditionsklub Guimaraes, wo deine Karriere Fahrt aufnahm.
Dort habe ich aber erst einmal in der zweiten Mannschaft gespielt, trainierte jedoch oft mit dem A-Team. Dann ging es ziemlich schnell, weil mir Trainer Ivo Vieria sehr viel Vertrauen geschenkt und mich in die erste Mannschaft hochgezogen hat, in der ich alle Spiele in der ersten Liga und elf Partien in der Europa League gemacht habe. Ich muss sagen, dass ich immer Glück mit meinen Trainern hatte. Auch hier in Leverkusen mit Peter Bosz, der mir sehr viel Selbstvertrauen vermittelt. Er unterstützt mich, wie es Vieria in Guimaraes getan hat. Dessen Vertrauen ging so weit, dass er mich sogar die Elfmeter schießen ließ. Er hat mich dazu gebracht, der zu sein, der ich jetzt bin.
Warst du in Burkina Faso eigentlich ein Shootingstar? Bist du davon ausgegangen, dass du in Europa erfolgreich sein würdest?
Ich war nur ein normaler Spieler. In der Akademie von Salitas waren alle talentiert, aber ich war der Kapitän in meinem Team. Ich hatte gedacht, es dauert einige Jahre, bis ich vielleicht 24, 25 bin, um so weit zu kommen. Allerdings hatte ich immer ein großes Selbstvertrauen und habe immer daran geglaubt, dass ich es schaffen werde. Aber ich war erst wenige Monate bei Guimaraes, als ich Profi werden durfte. Und nur sechs Monate später wechselte ich zu Bayer 04, einem großen Verein, den ich aus der Champions League kannte. Es ging viel schneller als erhofft. Das ist wie ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist.
Und wie war die private Umstellung für dich, von Portugal nach Deutschland zu kommen?
Tja, da kann ich nur sagen, in Deutschland geht es anders zu als in Portugal. Dort kam ich manchmal zu spät. Ich liebe es, lang und viel zu schlafen. (lacht) Wenn man viel schläft, kann es passieren, dass man mal einen Termin vergisst. Neulich, als ich mal zu spät zum Training kam, hatte ich den Wecker, nachdem der Alarmton anschlug, noch einmal zehn Minuten weitergestellt, aber dann wurde ich viel später um 9.05 Uhr wach. Oh mein Gott! Als ich zum Training kam, hat Peter Bosz zu mir gesagt: „Das muss aufhören, die Deutschen lieben das nicht, sie sind immer pünktlich.“ Seitdem stelle ich den Wecker immer auf 7.40 Uhr. Dann habe ich noch fünf Minuten zum Schlummern.
Im zweiten Heimspiel der UEFA Champions League 2024/25 empfängt die Werkself den österreichischen Topklub FC Salzburg in der BayArena. Das Duell im Rahmen des 5. Spieltags der Königsklasse steigt am Dienstag, 26. November (Anstoß: 21 Uhr). Alle Infos zum Ticketverkauf für die Partie.
Mehr zeigenWerkself-TV zeigt nach dem 1:1-Remis von Bayer 04 beim VfL Bochum 1848 am 10. Bundesliga-Spieltag 2024/25 die Pressekonferenz mit den beiden Cheftrainern Dieter Hecking und Xabi Alonso...
Mehr zeigenDie U17 von Bayer 04 hat ihr letztes Spiel in der Vorrunde der DFB-Nachwuchsliga beim SV Wehen Wiesbaden 2:1 (1:0) gewonnen. In der Anfangsphase hatte Jeremiah Mensah die Führung erzielt, nach dem Ausgleich in der zweiten Hälfte markierte Berkan Ermec das Siegtor für Schwarz-Rot. Trotz des Auswärtserfolgs verpasst die Leverkusener U17 die Teilnahme an Liga A der Hauptrunde und beendet die Vorrunden-Gruppe auf Platz vier.
Mehr zeigenZu Gast an der Castroper Straße: Am Samstag, 9. November (Anstoß: 15.30 Uhr), gastiert die Werkself beim derzeitigen Tabellenletzten VfL Bochum 1848. Alle Infos zur Partie im Vonovia Ruhrstadion gibt es in den Kurzpässen.
Mehr zeigenMit 17 Punkten aus den bisherigen acht Partien spielen die Bayer 04-Frauen derzeit die beste Hinrunde ihrer Bundesliga-Geschichte. Im Heimspiel gegen den Aufsteiger 1. FFC Turbine Potsdam hat das Team von Roberto Pätzold am Sonntag (Anstoß: 14 Uhr) im Ulrich-Haberland-Stadion alle Trümpfe in der Hand, um seine starke Bilanz auszubauen – auch wenn der Trainer gelb-rot-gesperrt nicht am Seitenrand stehen wird.
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