Das war ein Novum in der bis dato über 40-jährigen Geschichte des Fußball-Europapokals: Nie zuvor war ein bereits einmal verlegtes Spiel noch ein zweites Mal abgesagt worden. Aber der Nebel von Turin ließ keine andere Wahl. Am 21. November konnte im Stadio delle Alpi nicht gespielt werden, weil man von einem Strafraum nicht bis zum anderen sehen konnte. Eine Woche später dasselbe Bild: dichter Nebel, Absage. Die UEFA-Verantwortlichen entschieden nach zweistündiger Diskussion gegen den Willen beider Teams, die einen Nachholtermin im Dezember 2001 oder Januar 2002 vorgeschlagen hatten, die Partie schon am folgenden Donnerstag, 29. November 2001, um 15 Uhr stattfinden zu lassen. Weil in Turin wegen eines Ärztekongresses keine Unterkunft mehr zu finden war, musste Bayer 04 ins 100 Kilometer entfernte Aosta-Tal ausweichen, wo der Mannschaftsbus mitten in der Nacht ankam. Die Spieler fanden nur noch wenig Schlaf. Eine weniger professionelle Vorbereitung auf ein Champions-League-Spiel ist kaum denkbar.
Juventus bestimmte von Beginn an das Geschehen auf dem Platz. Nach der frühen Führung von David Trezeguet (8.) befreite sich Bayer 04 zwar etwas vom Druck der Gastgeber und sorgte mit Distanzschüssen von Oliver Neuville (23.) und Zoltan Sebescen (35.) erstmals für Torgefahr. Juve-Keeper Gianluigi Buffon musste noch einmal einen Kopfball von Lucio parieren (36.), dann aber schlugen die Turiner wieder zu. Nach einem Konter über Nedved, Thuram und Trezeguet vollstreckte Alessandro del Piero zum 2:0 (37.). Kurz vor dem Pausenpfiff nutzte Tudor eine erneute Desorientierung in der Leverkusener Defensive zum 3:0 für Juventus (45.). Nach dem Seitenwechsel ließen es die Gastgeber ruhiger angehen und überließen den Schwarz-Roten das Mittelfeld. Die Werkself konnte ihre optische Überlegenheit aber nicht nutzen, die Turiner hingegen verwerteten gleich ihre erste Chance im zweiten Durchgang zum 4:0-Endstand durch Trezeguet (60.). Das Spiel war gelaufen, beide Teams zeigten in den letzten 30 Minuten nur noch das nötigste Engagement.
Der Anpfiff: Nach zwei vergeblichen Anläufen durfte Schiedsrichter Urs Meier endlich die Pfeife in den Mund nehmen. Zusehen wollten beziehungsweise konnten an diesem frühen Nachmittag nur rund 5.000 Zuschauer. Der Abpfiff: weil er einer Erlösung glich.
Eine wirklich gute Note hatte sich kein Leverkusener verdient. Immerhin verhinderte Bayer 04-Keeper Jörg Butt mit mehreren guten Paraden eine noch höhere Niederlage. Der Schlussmann musste einige Male die Abwehrfehler seiner Vorderleute ausbaden und hielt, was zu halten war.
Die Entscheidung der UEFA, die Partie nach der zweiten Absage wegen Nebels gleich am nächsten Nachmittag nachzuholen, brachte nicht nur Wolfgang Holzhäuser, damals kaufmännischer Geschäftsführer bei Bayer 04, auf die Palme: „Was hier passiert, war absolut unprofessionell und amateurhaft. Es ging zu wie auf dem Dorf. Das ist Wettbewerbsverzerrung.“ Dennoch wollte Holzhäuser die widrigen Umstände der Spielvorbereitung nicht als Entschuldigung für das 0:4 gelten lassen: „Den Spielverlauf und das Ergebnis allein darauf zurückzuführen, wäre eine ungerechtfertigte Legendenbildung.“ Auch Cheftrainer Klaus Toppmöller suchte in seiner Analyse nicht nach Ausflüchten. „Wir haben die Zweikämpfe nicht angenommen, die Bälle im Mittelfeld leichtfertig verloren und einfachste Fehler begangen“, ärgerte sich der Bayer 04-Coach.
Das Nebel-Chaos von Turin und die mit der zweiten Spielabsage verbundene abenteuerliche Suche nach einer Unterkunft für die Werkself beschäftigte auch die Medien. „Bei den jüngsten Irrfahrten durch das Piemont ist den Fußballprofis von Bayer Leverkusen der Durchblick für das Wesentliche verlorengegangen – der Wille zum Sieg“, schrieb die Kölnische Rundschau, die in einem Kommentar aber auch die Spielverlegung durch die UEFA auf den Donnerstagnachmittag kritisierte: „Blindlings liefen sie wieder in die Nebelfalle, statt schon im Vorfeld einen Notplan für erneute Wetterunbilden aufzustellen. Als dann die Absage zum Handeln zwang, stellten die Funktionäre auf stur, diskutierten stundenlang, um dann ihre Machtfülle zu demonstrieren, statt die sportlich beste Lösung zu finden.“ Über die sportliche Darbietung der Werkself urteilte die Rheinische Post mit einem (allzu) naheliegenden Vergleich: „Bayer Leverkusens Fußballer spielten bei Juventus Turin wie benebelt und holten sich im Stadio delle Alpi eine böse Abfuhr ab.“
Juventus Turin: Buffon – Birindelli, Thuram, Iuliano, Pessotto – Tudor, Tacchinardi, Zambrotta, Nedved (84.) – Trezeguet (77. Amoruso), del Piero
Bayer 04: Butt – Lucio, Nowotny, Sebescen, Placente (66. Zivkovic) – Ramelow, Ballack, Ze Roberto, Bastürk (52. Schneider)– Neuville, Kirsten (75. Vranjes)
Tore: 1:0 Trezeguet (8.), 2:0 del Piero (37.), 3:0 Tudor (45.), 4:0 Trezeguet (59.)
Gelbe Karten: Birindelli, Nedved – Ballack
Torschüsse: 12:5; aufs Tor: 7:2
Ecken: 8:6
Schiedsrichter: Urs Meier (Schweiz)
Zuschauer: 5.000
Rund 300 Bayer 04-Fans hatten ihren Klub bei der ersten Reise nach Turin begleitet. Gleich nach der Absage lud Manager Reiner Calmund eben jene Anhänger auf Vereinskosten zum Nachholspiel am 28. November 2001 ein. Eine noble Geste. An Bord der Sondermaschine sangen die Supporter von Schwarz-Rot: „Jeden Mittwoch fliegen wir nach Turin.“ Dass auch aus dem zweiten Versuch nichts wurde, nahmen die meisten mit demselben Humor. Allerdings mussten sie nun erneut unverrichteter Dinge den nächtlichen Rückflug antreten. Nur eine Handvoll Fans blieb in Turin und verlor sich am Donnerstagnachmittag im weiten Rund des Turiner Stadions.
Im anderen Spiel der Gruppe D hatte Deportivo La Coruna am 21. November mit 2:0 gegen den FC Arsenal gewonnen. Bayer 04 war also nach dem ersten Spieltag Tabellenletzter. Am 4. Dezember stand man nun im Heimspiel gegen La Coruna unter Zugzwang.
Bayer 04-Spielerin Carlotta Wamser wird als Teil einer prominent besetzten Runde den Startschuss für die DFB-Kampagne „Punktespiel 2.0“ geben. Die deutsche Nationalspielerin, die im Sommer zur Werkself gewechselt ist, spricht am heutigen Montagabend gemeinsam mit dem langjährigen Leverkusener Sportdirektor Rudi Völler, heute DFB-Sportdirektor, sowie DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Vizepräsident Peter Frymuth vor dem Vereinsheim der FC Grenzwacht Hürtgen über die neu initiierte Vereinsaktion des Deutschen Fußball-Bundes.
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