Bosz: Zu einem Spektakel gehören immer zwei Teams

In der letzten Länderspielpause vor dem Jahresendspurt konnten Cheftrainer Peter Bosz und sein Team noch einmal etwas durchatmen. So blieb auch ausreichend Zeit, um bei einer Medienrunde ein erstes Zwischenfazit nach sieben Bundesligaspielen zu ziehen und sich zu Alario, Schick, Bailey und Co. zu äußern. Wir haben die zentralen Aussagen des 56-Jährigen zusammengefasst.
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Peter Bosz über...

Rückkehr der Nationalspieler in Corona-Zeiten: Wenn die Spieler jetzt zurückkommen, habe ich natürlich Bedenken. Wenn wir sie hier in Leverkusen haben, sind alle in einer Blase. Das Ansteckungsrisiko ist minimal. Aber jetzt sind sie mit ihren Nationalmannschaften unterwegs, sind sie raus aus unserer Blase. Bis jetzt haben wir Glück gehabt. Bei ihrer Rückkehr werden wir ganz genau hinsehen und testen, bevor sie mit der Mannschaft trainieren.

Gefahr von Verletzungen angesichts der vielen Spiele: Man darf nie vergessen: Wir haben ungefähr die gleiche Anzahl an Pflichtspielen mit dem Verein, aber zwei Monate weniger Zeit. Natürlich habe ich auch Verständnis für die Verbände. Sie haben auch ihre Pflichtspiele. Dass es aber gleichzeitig noch Freundschaftsspiele geben muss, das verstehe ich nicht. Darin liegt eine große Gefahr für die Spieler. Wir als Trainer müssen das gut dosieren.

Rotation: Natürlich haben wir die gesamte Belastungssteuerung den vielen Spielen angepasst. Aber um rotieren zu können, braucht man Qualität. Wenn Spieler von der Leistung her nahe beieinander sind, kann man rotieren. Bei uns haben alle die Qualität, andere zu ersetzen. Doch die Verletzungen zuletzt bedeuten, dass viele Optionen weggefallen sind.

Saisonstart: Für mich war es keine Überraschung, dass wir uns zu Saisonbeginn nicht so viele Torchancen herausgespielt haben. Die Kreativität von Kai Havertz und die Spielweise von Kevin Volland mussten wir nach ihren Wechseln erst einmal auffangen. Das kostet Zeit. Nicht zu vergessen: Wir hatten nicht sechs Wochen Vorbereitung, sondern nur ein paar Tage. Deshalb war unser Spiel sehr stabil, sehr solide. Und zu einem Spektakel gehören in der Regel immer zwei Mannschaften. Gladbach wollte die ganze Zeit nach vorne spielen, so ist ein attraktives Spiel entstanden.

Patrik Schick: Er ist wieder voll im Mannschaftraining. Und wenn man ihn auf dem Platz sieht, dann denkt man: Der ist doch fit, der kann alles. Aktuell ist er aber noch nicht in der Verfassung, um alle drei Tage zu spielen. Wir arbeiten daran, seine Rumpfstabilität zu verbessern. Das wussten wir im Übrigen, als er zu uns gekommen ist. Er muss gleichzeitig körperlich auftrainieren und durch Einsätze sein Spiel und das Zusammenspiel mit den Teamkollegen verbessern. Das braucht Zeit und geschieht in enger Abstimmung mit den Athletiktrainern und der medizinischen Abteilung.

Lucas Alario: Im Sechzehner ist er sicherlich der beste Spieler in unserem Kader. Aber Fußball besteht nicht nur aus den Aktionen im Strafraum. Doch auch dort hat er sich entwickelt, seine Spielweise etwas umgestellt. Er wird allerdings nie so anlaufen wie beispielsweise Kevin Volland. Was aber auch normal ist. Jeder Spieler ist anders. Nicht zuletzt deshalb haben wir unsere Strategie im Angriffspressing auch etwas umgestellt. Und weil wir es verhindern wollen, dass er sich verletzt, haben wir ihn in den vergangenen Wochen oft nach 60, 70 Minuten ausgewechselt.

Leon Bailey: Er wollte die ganze Zeit eine Chance auf der rechten Seite haben. Dort kann er ins Zentrum ziehen und mit seinem starken linken Fuß den Abschluss suchen. Im ersten Spiel hat das nicht überragend geklappt, es war okay. Doch er kommt immer besser rein. Er hat jetzt das Vertrauen des Trainerstabes und rechtfertig es auch. Natürlich war die letzte Saison unter seinen Möglichkeiten, aber ich war ihm deshalb nicht böse. Man darf nicht vergessen, wie jung er noch ist. Er ist im August 23 Jahre alt geworden. Er darf Fehler machen. Er sollte aber daraus lernen. Und er ist jetzt Papa. Ein einschneidendes Erlebnis für jeden. Er lernt dadurch, mehr Verantwortung zu übernehmen.

Exequiel Palacios: Dafür habe ich zu lange selbst Fußball gespielt – das war keine normale Zweikampfsituation. Ich weiß natürlich nicht, ob es Absicht war, aber der Gegenspieler hatte genug Zeit, die Knie fallen zu lassen. Als Spieler war ich auch nicht brav, habe oft hart gespielt. Das mit Pala war aber gemein. Man hat den Eindruck, der Gegenspieler hat die schwere Verletzung in Kauf genommen. Ich habe Pala daraufhin eine Nachricht geschrieben und er hat sich auf Deutsch bedankt. Das ist ein guter Junge, der ständig dazulernen will. Er wird zurückkommen.

Joel Pohjanpalo: Die Verletzung ist natürlich sehr bitter für den Jungen. Das tut mir leid. Zum Glück ist es nicht der Fuß, mit dem er vor zwei Jahren zu kämpfen hatte. Ich habe damals gesehen, wie viel er dafür getan hat, um auf den Platz zurückzukehren. Ihm drücke ich auf jeden Fall die Daumen.

Transfers: Natürlich schmerzen die Ausfälle von Paulinho, Arias, Palacios und Aránguiz. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass wir auf dem Transfermarkt etwas machen werden. Wir halten Ohren und Augen offen. Wenn sich eine gute Möglichkeit ergibt, dann machen wir es. Wenn nicht, dann nicht. 

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