Die 30er Jahre

Am 01. April 1930 wird endlich die Stadt Leverkusen gegründet, die sich aus den Gemeinden Wiesdorf, Rheindorf, Schlebusch, Steinbüchel (Manfort, Küppersteg, Bürrig ) und dem „Werksareal Leverkusen“ mitsamt seinen um das Werk herum gebauten Kolonien, zusammensetzt. Die Sp.Vg. Wiesdorf-Leverkusen 04 braucht aber noch über ein Jahr, bis ‚Wiesdorf‘ aus dem Vereinsnamen gestrichen wird und sie sich Sp.Vg. Leverkusen 04 nennt, um eine deutlichere Verbindung zwischen dem Verein und der Stadt herzustellen. Auf den uns allen geläufigen Vereinsnamen SV Bayer 04 Leverkusen müssen wir aber noch ein paar Jahre warten.

Auch sportlich geht es endlich aufwärts. In der Saison 1930/31 spielen unsere Fußballer ihre bis dahin beste Saison. Am vorletzten Spieltag der Saison, am 22. März 1931, wird ein souveräner 3:1-Sieg gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten VfB Langenfeld herausgespielt, die Meisterschaft der 2. Bezirksklasse Köln errungen und damit der direkte Aufstieg in die 1. Bezirksklasse Köln perfekt gemacht

© Bayer 04 Leverkusen Fussball GmbH

Die Meistermannschaft von 1931 auf dem ehemaligen Platz des BV Wiesdorf in ihrer damaligen Spielkluft – blaue Hemden, orangene Hosen und Stutzen. Im Hintergrund vor den Häusern befinden sich die Gleise – die Häuser existieren heute noch. Stehend von links präsentieren sich: Richard Purschke, Peter Schüller, Jean Breuer, Peter Schmitz, Paul Schneider, August Preikschat, Gustav Grenz, Alfred Schaumann, Karl Peckhaus, Fritz Heider, Heinrich Odenthal, Fritz Schorn, Rudi Krahne, Franz Koll

Im Frühjahr 1932 beginnen arbeitslose Vereinsmitglieder auf einem etwa drei Hektar großen Gelände südlich des damaligen Stadtparks an der Dhünn in Manfort den Boden umzugraben, zu düngen und neuen Rasen anzulegen. Das von  den Farbenfabriken – in diesen Jahren I.G. Farbenindustrie AG – zur Verfügung gestellte Gelände in der Nähe der Werkskolonie III, dort wo heute das Lise-Meitner-Gymnasium steht (Ecke Am Stadtpark/Walter-Nernst-Straße), wird dann noch in Eigenleistung eingefriedet, und fertig ist die neue Sportanlage, bestehend aus zwei Plätzen. Der Verein hat Glück, denn die Kolonie wird nach dem vierten Bauabschnitt nach 1925 von den Farbenfabriken nicht mehr entsprechend der Ursprungsplanung fertiggestellt, so dass große Flächen nördlich der Rathenaustraße frei bleiben. Auch das städtische Bebauungskonzept, das hier ein Kleinsiedlungsgebiet vorsah, wird nicht umgesetzt. Und auch die neu gegründete „Gemeinnützige Eigenheim-Gesellschaft mbH“ baut später nicht das ganze Gelände.

So können hier am 4. September 1932 die Platzweihe und die ersten Spiele erfolgen. Unsere erste Mannschaft bestreitet ihr erstes Heimspiel der Meisterschaft gegen Jugend Kalk und gewinnt mit 3:1. Zur selben Zeit spielt auf dem Nebenplatz dieser herrlichen Anlage „Am Stadtpark“ die Frauen-Feldhandballmannschaft. Vorher gibt es noch das Duell der Reservemannschaften, und die Handballer dürfen am Vormittag um 11 Uhr zum ersten Mal den neuen Rasen betreten. Die Platzanlage ist also am ersten Sonntag schon stark beansprucht und auch besucht. Viele tausend Zuschauer säumen die beiden Plätze. So bekommt unsere Fußballmannschaft zum 25-jährigen Bestehen ihrer Riege endlich einen stadt- und werksnahen Sportplatz, der auch von den anderen Abteilungen der Sportvereinigung wie Boxen und Handball gerne genutzt wird. Dieser Sportplatz bleibt bis 1958 die Heimstätte unserer Werksfußballer.

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Die Sportanlage „Am Stadtpark“ 1932 kurz nach ihrer Fertigstellung.

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Spielszene aus einem Spiel im Stadion „Am Stadtpark“ aus den dreißiger Jahren.

Im Mai 1935 wird die Sportvereinigung auch ganz offiziell „Werksverein der I.G. Farbenindustrie“ und führt ab jetzt „Bayer“ in seinem Vereinsnamen und das Kreuz als Briefkopf. Im Dezember desselben Jahres beschließt eine Versammlung, dass die ersten Mannschaften der Fußballer und Handballer ab sofort eine schwarze Hose und ein weinrotes Trikot mit einem weißen Bayerkreuz auf schwarzem Grund tragen sollen. Der Verein heißt jetzt „Sportvereinigung Bayer Leverkusen 04“. Wann das Bayerkreuz erstmals auf einem Trikot prangt ist nicht genau datiert. Angeblich erstmalig im Mai 1936, als unsere Fußballer das Entscheidungsspiel zum Aufstieg in die Bezirksklasse Niederrhein gegen Solingen austragen. Am 10. Mai 1936 kommen 3.000 Zuschauer in das Stadion „Am Stadtpark“ und sehen einen aus einer guten Deckung herausgespielten 2:1-Sieg. Beim Rückspiel eine Woche später gelten die Solinger als Favoriten um den Aufstieg. Am Morgen des 17. Mai machen sich bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel zehn Omnibusse und ungezählte Radfahrer auf den Weg von Leverkusen nach Solingen, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Am Ende springt ein 2:0-Sieg mit zwei Toren des Rechtsaußen Friedrich ‚Fritz‘ Schorn heraus. Nach einer 75minütigen Abwehrschlacht gelingen die beiden Tore innerhalb von drei Minuten und machen unsere Sportvereinigung zum ersten Mal zweitklassig.

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Die Aufstiegsmannschaft von 1936, stehend von links: Gustav Grenz, Willi Bauer, Vinzenz Bauer, Josef Bauer, Fritz Heydorn, Peter Schmitz, Heinz Herschbach, Hans Finken, Heinz Stachelscheidt, Fritz Nonnenbruch, Fritz Schorn, Moritz Könen

In der neuen Liga behauptet sich die SV Bayer Leverkusen 04 gut, allerdings wirft die Politik ihre Schatten voraus. Den deutschen Vereinen wird empfohlen, sich in Betriebssportgemeinschaften zu organisieren. Am 14. Dezember 1938 hört die Sportvereinigung auf zu existieren und nennt sich ab jetzt „Betriebssportgemeinschaft der I.G. Farbenindustrie AG“, um weiter in den Genuss der Unterstützung der Firma zu kommen. Der Weg zurück zum SV Bayer 04 Leverkusen erfolgt in den  40er Jahren.

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Spielszene aus einem Spiel im Stadion „Am Stadtpark“ aus den dreißiger Jahren.

Quellen:

  • Walter Scharf – „50 Jahre Bayer 04 – Die Geschichte eines Sportvereins“
  • Matthias Bauschen – „100 Jahre Bayer 04 – Die Geschichte eines einzigartigen Sportvereins“
  • Werner Röhrig – Gesammelte Zeitungsausschnitte aus 100 Jahren Bayer 04 Leverkusen (Bayer 04 – Archiv)
  • Stadtarchiv Leverkusen