
Rüdiger, glaubst Du am Mittwochabend ans Milagro de Madrid, ans Wunder von Madrid, oder wird das eine Misson impossible?
Vollborn: Ich glaube an eine Mission possible mit sehr schlechten Voraussetzungen. Im Prinzip ist es unmöglich. Aber ich kann mich noch gut an ein Duell mit Paris Saint Germain erinnern, wo wir das Hinspiel sehr deutlich verloren hatten, dann in Paris früh mit 1:0 in Führung gegangen waren und noch ein, zwei weitere gute Torchancen hatten. Paris war da schon verunsichert. Man darf nie vergessen, welche psychologischen Prozesse das bei dem Gegner auslösen kann. Das kann schon einiges mit einer Mannschaft machen. Selbst Weltklasse-Spieler werden dann nervös. Aber generell ist Atlético so stark, dass sie sich das eigentlich nicht mehr aus der Hand nehmen lassen dürften. Trotzdem: Wunder gibt es immer wieder. Man weiß nie, was passieren kann.
Wie war das damals bei euch? Mit was für einer Einstellung seid ihr ins Rückspiel gegen Espaniol gegangen?
Vollborn: Es war schon eine andere Situation. Wir hatten damals nach dem Hinspiel zwei Wochen Zeit, uns auf das zweite Endspiel vorzubereiten. Trotz zweier Bundesligaspiele haben wir uns eigentlich gedanklich nur mit dem Rückspiel im UEFA-Cup-Finale beschäftigt. Das war ein Hinfiebern auf diesen Tag. Den endgültigen Kick haben uns dann die Zuschauer im Haberland-Stadion gegeben. Als wir den Rasen betreten haben, herrschte da schon eine Atmosphäre, die wir in Leverkusen bis dahin nicht kannten. Diese Atmosphäre werden wir am Mittwoch natürlich nicht haben.
Als ihr 1988 den UEFA-Cup gewonnen habt, spieltet ihr in der Bundesliga auch eine bescheidene Saison…
Vollborn: Das stimmt, wir waren Mittelmaß mit der Tendenz eher nach unten. Wir wussten, dass der Weg ins internationale Geschäft über den UEFA-Cup leichter zu holen sein würde als über die Bundesliga.
Sind wir mal realistisch: Niemand würde wohl Haus und Hof darauf setzen, dass Bayer 04 noch die nächste Runde erreicht. Was erwartest du trotzdem von der Werkself?
Vollborn: Ich erwarte den Versuch, das Wunder möglich zu machen. Ich erhoffe mir eine Leistungssteigerung gegenüber dem Bremen-Spiel und dass die Mannschaft den mitgereisten Fans das Gefühl vermittelt: Wir versuchen noch mal alles. Wenn es dann nicht klappt, wird keiner böse sein. Nach dem 2:4 im Hinspiel ist ja auch niemand sauer nach Hause gegangen, weil das Team gefightet hat und sehr nahe dran war am 3:3.
Du warst bei beiden bisherigen Spielen im Vicente Calderon live dabei. Im Oktober 2010 beim 1:1 noch als Torwarttrainer, 2014 beim Aus im Achtelfinale nach Elfmeterschießen als Fanbeauftragter. Wie hast du die Stimmung im Stadion bei den zwei Spielen erlebt?
Vollborn: Die Atlético-Fans sind schon besondere Fans. Es ist toll, wenn das ganze Stadion singt. Das hat etwas Beeindruckendes. Die Stimmung ist noch besser als in Dortmund. Da singt die Südtribüne, hier im Vicente Calderon das ganze Stadion. Das Schöne ist: Es ist keine aggressive Atmosphäre. Hier kann man sich auch als Gast durchaus wohlfühlen. So eine Stimmung kann einen selber anheizen, alles zu geben und dagegenzuhalten.
Können sich unsere rund 1.200 Fans überhaupt Gehör verschaffen?
Vollborn: (lacht) Das wird schwer. Wir müssen versuchen, geschickt die Augenblicke auszunutzen, wo die Atlético-Fans mal ruhig sind.
Ab wann bist du am Mittwoch im Einsatz?
Vollborn: Ich gehe am Mittwochnachmittag zum Treffpunkt unserer Fans an der Plaza Santa Ana und dann gemeinsam mit ihnen von dort zu Fuß zum Stadion. Dabei werden wir von der Polizei begleitet. Ich freue mich auf den Tag und hoffe, dass alles fair und reibungslos abläuft. Und natürlich auf ein gutes Spiel unserer Mannschaft!

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