
Am vergangenen Wochenende gewann der FC Brügge sein Heimspiel gegen den Stadtrivalen und Tabellenletzten KSV Cercle Brügge mit 4:0. „Es war eine gute Generalprobe für unsere Partie am Mittwoch gegen Leverkusen“, sagte Torhüter Simon Mignolet nach dem vierten Sieg in Folge. Derzeit steht „Blauw-Zwart“ in der Jupiler Pro League nach sieben Spieltagen auf dem dritten Platz, punktgleich mit dem Zweiten KRC Genk und fünf Zähler hinter Spitzenreiter Royal Antwerp.
In der vergangenen Saison ist der FC Brügge zum dritten Mal in Folge belgischer Meister geworden – und zum 18. Mal insgesamt in seiner Vereinsgeschichte. Der Klub setzte sich in der Meisterrunde – den Finalspielen der Top 4 im Play-off-Modus – klar gegen die Konkurrenten Royale Union Saint-Gilloise, RSC Anderlecht und Royal Antwerp durch. Brügge holte den Titel noch unter Trainer Alfred Schreuder. Der Niederländer, der in der Saison 2019/20 Chefcoach bei der TSG 1899 Hoffenheim war, hat inzwischen Ajax Amsterdam übernommen. Neuer Trainer des FC Brügge ist nun Carl Hoefkens. Der 43-jährige Belgier war als Spieler unter anderem für Lierse SK aktiv und traf in der Champions League 1997 bereits einmal auf Bayer 04. Im ersten Spiel der Leverkusener in der Königsklasse überhaupt war es Hoefkens, der damals mit einem Foul an Ulf Kirsten den Elfmeter verursacht hatte, den Stefan Beinlich zum entscheidenden 1:0 für die Werkself verwandelte. Als Coach ist Hoefkens seit 2018 für den FC Brügge tätig, zuletzt war er Co-Trainer unter Schreuder. Als neuer Chefcoach gewann Hoefkens mit dem Klub im vergangenen Juli gleich den belgischen Supercup.
An der Champions League nimmt Brügge nun zum zehnten Mal teil. Bislang schied Blau-Schwarz immer jeweils in der Gruppenphase aus. In der vergangenen Saison hatte es der Verein in der Gruppe A mit Paris Saint-Germain, Manchester City und RB Leipzig zu tun bekommen. In den ersten beiden Spielen gegen Paris (1:1) und in Leipzig (2:1) konnte Brügge zwar überzeugen, musste in den anschließenden vier Partien aber deutliche Niederlagen hinnehmen und schied am Ende als Vierter aus dem Europapokal aus. Ein Jahr zuvor war man in der Champions League unter anderem nach zwei 0:3-Niederlagen gegen Borussia Dortmund Dritter in der Gruppenphase geworden und dann im Sechzehntelfinale in der Europa League an Dynamo Kiew gescheitert.
In diesem Jahr gab es viel Bewegung im Kader des FC Brügge. Einige Leistungsträger haben den Klub zur Saison 2022/23 verlassen. Vor allem die Wechsel der in der vergangenen Spielzeit erfolgreichsten Klub-Torschützen Charles De Ketelaere (14 Treffer) und Bas Dost (12) mussten erst einmal verkraftet werden. Top-Talent De Ketelaere, ein Eigengewächs des FC Brügge, spielt nun beim AC Mailand. Der noch aus Wolfsburg und Frankfurt bekannte Dost unterschrieb beim FC Utrecht. Auch Innenverteidiger Stanley Nsoki war in der Vorsaison eine feste Größe in Brügge und spielt nun in der Bundesliga für die TSG 1899 Hoffenheim. Sargis Adamyan wiederum, der von Hoffenheim nach Brügge ausgeliehen war und dort fünf Tore in neun Partien erzielte, steht jetzt beim 1. FC Köln unter Vertrag.
So konnte der FC Brügge aber auch viel Geld in neue Spieler investieren. Im Angriff schlug der Spanier Ferran Jutgla sofort ein, der mit fünf Treffern nach sieben Spielen bereits die Torjägerliste in der belgischen Liga anführt. Der 23-Jährige wechselte in diesem Sommer vom FC Barcelona nach Brügge. Erst seit wenigen Tagen spielt Roman Yaremchuk für die Belgier. Der Ukrainer kam Ende August von Benfica Lissabon und traf am vergangenen Freitag gleich bei seinem Debüt zum 4:0 im Derby. Auch der defensive Mittelfeldspieler Raphael Onyedika (FC Midtjylland) trug in diesem Spiel erstmals das blau-schwarze Trikot. Ein weiterer Stürmer, der Däne Andreas Skov Olsen, ist erst seit Anfang dieses Jahres für die Brügger aktiv und schon sehr erfolgreich. Der 22-Jährige kommt in 16 Pflichtspielen auf eine Bilanz von 9 Toren und 8 Assists.
Im zentralen Mittelfeld sind der dänische Neuzugang Casper Nielsen, der Ghanaer Denis Odoi sowie der belgische Nationalspieler und 1,95-Meter-Hüne Hans Vanaken gesetzt. Letzterer ist Kapitän der Mannschaft und hat in jeder der vergangenen vier Spielzeiten für Brügge in der Champions League getroffen und dabei insgesamt neun Tore erzielt. Bekannt aus der Bundesliga ist noch der ehemalige Kapitän von Hertha BSC Dedryck Boyata. Der 31-jährige Innenverteidiger kam im Sommer aus Berlin, verbucht bislang aber erst zwei Einsätze.
Ein Führungsspieler der vergangenen Jahre muss schon seit Monaten verletzt passen: Der defensive Mittelfeldakteur Mats Rits fehlt Brügge wegen eines Kreuzbandrisses noch einige Wochen. Nicht einsatzbereit war zuletzt auch Stürmer Noa Lang (Knöchelverletzung). Verzichten muss Hoefkens gegen Bayer 04 vielleicht ebenso auf Verteidiger Clinton Mata, der sich am vergangenen Wochenende gegen Cercle Brügge am Knöchel verletzte.
Trotz des Verlustes seiner beiden Top-Torjäger ist der FC Brügge auch in dieser Saison in der Offensive sehr gut besetzt. Nicht nur Ferran Jutgla, Roman Yaremchuk, der in seinen vier Jahren bei KAA Gent 61 Treffer erzielte, und Andreas Skov Olsen sind torgefährlich. Auch die Mittelfeldspieler Hans Vanaken und Casper Nielsen stellen ihre Abschlussstärke immer wieder unter Beweis. In den vergangenen beiden Saisons erzielte der FC Brügge jeweils über 70 Tore in der Jupiler Pro League.
Aufgrund der vielen personellen Veränderungen im Kader wird es noch dauern, bis das Team wirklich eingespielt ist. „Wir haben hier in den vergangenen Tagen noch ein paar neue Spieler begrüßt. Es braucht Zeit, bis sie ihr Top-Niveau erreichen“, weiß Torhüter Simon Mignolet. Coach Carl Hoefkens sagte nach dem 4:0-Derbysieg: „Als Trainer kannst du nur zufrieden sein, wenn die Spieler deinen Matchplan umsetzen. Ich weiß, dass wir hier noch nicht so weit sind. Wir können immer noch eine bessere Balance finden zwischen hohem Pressing und dominantem Ballbesitzspiel.“
Der FC Brügge geht nach zuletzt vier Siegen in Folge mit breiter Brust ins Spiel gegen die Werkself. Im alt-ehrwürdigen Jan Breydelstadion muss sich Bayer 04 zudem atmosphärisch auf einen Hexenkessel gefasst machen. „Die Stimmung hier ist einfach immer fantastisch“, schwärmte Casper Nielsen nach dem 4:0 gegen Cercle. Auch Neymar, Messi und Mbappé taten sich im vergangenen Jahr mit Paris Saint-Germain beim 1:1 im Gruppen-Auftaktspiel in Brügge schwer. Auf Schwarz-Rot wartet an diesem Mittwoch ebenfalls eine knifflige Aufgabe zum Auftakt in Gruppe B.

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