
Seit 23 Jahren hält Hans-Peter Lehnhoff Bayer 04 schon die Treue. Er hat einige Kapitel der Klubgeschichte als aktiver Profi mitgeschrieben und viele andere als Teammanager miterlebt. Als solcher kümmert er sich seit 1999 um organisatorische Dinge rund um die Werkself wie Hotelbuchungen und Terminkoordination. Aber nicht nur in Leverkusen hat sich der 53-Jährige einen Namen gemacht. Auch beim FC Royal Antwerp wird Lehnhoff heute noch verehrt. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des ältesten Fußballvereins Belgiens wurde er zum besten Spieler der Vereinshistorie gewählt. Sein letztes Spiel für die Profis von Bayer 04 machte Hans-Peter übrigens im Alter von 48 Jahren. Dies und noch mehr Interessantes erzählt er in der Rubrik „Nachgefragt“ im neuen Werks11-Magazin. Die neunte Ausgabe ist seit letzter Woche erhältlich.
Meine zweite Heimat. Für mich waren die Jahre bei Royal Antwerpen die schönste Zeit meiner Spielerkarriere. Zum einen, weil sie sportlich erfolgreich für mich war. Zum an- deren, weil die Mentalität der Menschen mir sehr entgegenkam. Sie sind unheimlich offen und herzlich und können das Leben genießen. Sie wissen, dass es wichtigere Dinge im Leben als Fußball gibt. Zum Beispiel gutes Essen und Trinken. Ich fühle mich den Antwerpenern immer noch sehr verbunden - umgekehrt ist es genauso. Pro Jahr kommen immer noch an die tausend Leute aus Antwerpen hier in die BayArena. Gegen Schalke erwarte ich wieder größere Gruppen. Da bin ich sehr stolz drauf. Klar, sie genießen auch den Fußball hier. Aber sie freuen sich auch, mich wiederzusehen.
Da fallen mir zwei ein. Einmal mein Tor zum 3:1 im Halbfinale des Pokals der Pokalsieger 1993. Das war zwar nur ein Elfmeter, aber da wir mit Antwerpen das Hinspiel bei Spartak Moskau 0:1 verloren hatten, bedeutete dieser Treffer in der 86. Minute den Einzug ins Finale im Wembley-Stadion. Der Druck war enorm. Eines meiner schönsten Tore war das für Bayer 04 gegen Borussia Mönchengladbach 1996: Dirk Heinen schlägt ab, Erik Meijer verlängert mit dem Kopf und ich hau das Ding aus rund 25 Metern volley unter die Latte.
Mir hat die Lehre Spaß gemacht, obwohl ich damals gerne noch etwas länger zur Schule gegangen wäre. Ich habe mir während der Ausbildung durch den Fußball schon einiges nebenher verdienen können. Weil ich als 16-Jähriger bereits in der ersten Mannschaft spielte, bekam ich schon 400 D-Mark monatlich. Alemannia Mariadorf finanzierte mir auch den Führerschein. Und sie bezahlten mir mein erstes Auto. Was das Malen und Lackieren betrifft: Ich streiche heute noch selbst bei uns zu Hause. Wenn ich irgendwo Flecken an einer Wand sehe, muss das sofort behoben werden, da bin ich ziemlich pingelig.
Es war eine tolle Zeit mit Jan Heintze. Wir waren damals Mitte der 90er Jahre beide schon 35 und damit wohl die älteste Flügelzange der Welt - so hat uns Christoph Daum ja scherzhaft genannt. Jan kam über die linke Seite, ich über rechts. Daum hat noch mal alles rausgeholt aus unserem Tank, der fast schon auf Reserve fuhr. Wir haben aber bewiesen, dass man auch im fortgeschrittenen Fußballeralter noch ordentlich Gas geben kann.
Ein geiles Spiel. Da ist alles drin, was du auch in einem normalen Fußballspiel brauchst: Ballgefühl, Spritzigkeit, Ausdauer, Koordination und ganz viel Auge. Du musst in Sekundenschnelle die richtigen Entscheidungen treffen. Mittlerweile ist es leider schwer für mich, Gegner zu finden. Die meisten wollen einfach nicht mehr gegen mich antreten. Selbst die Profis aus dem Lizenzkader scheuen sich. Deshalb finde ich es klasse, dass unser Physio Hansjörg Schneider sich immer wieder der Herausforderung stellt - auch wenn er kaum eine Chance hat. Fußballtennis liegt mir einfach. Ich erinnere mich gerne an die legendären Duelle mit Sami Hyypiä. Das waren immer ganz enge Kisten. Da ging es bis zum Umfallen. Immer bis 21, drei Kontakte - manchmal artete das in Zwei-Stunden-Matches aus. Wir verlieren eben beide extrem ungern. Gegen Sami musste ich echt kämpfen.
Mehr zu Hans-Peter Lehnhoff und weitere interessante Geschichten, Porträts und Interviews rund um Bayer 04 gibt es im neuen Werks11-Magazin.

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