Gehofft hatten sie in Mainz alle auf einen solchen Start, wirklich gerechnet aber hatten damit wohl nur die Optimisten. Sieben Punkte hat das Team aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt nach drei Bundesliga-Spieltagen auf dem Konto, ist damit noch ungeschlagen – alles andere als eine Selbstverständlichkeit nach der Vorsaison, in der die Nullfünfer nur denkbar knapp dem Abstieg entronnen sind. Aber nun, so die Grundeinstellung in Mainz, ist alles anders. „In der vergangenen Saison wären wir mit so einem Nackenschlag anders umgegangen“, sagte Coach Sandro Schwarz, nachdem sein Team am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen Augsburg erst in der 82. Minute in Rückstand geraten war, um das Spiel dank einer furiosen Schlussphase durch zwei Tore der eingewechselten Anthony Ujah und Alexandru Maxim noch zu drehen. Der Lohn für den Last-Minute-Erfolg: Platz sechs nach drei Spieltagen. Im DFB-Pokal überstanden die Mainzer in der 1. Runde das schwierige Los Erzgebirge Aue und treffen dort Ende Oktober wieder auf Augsburg – diesmal aber in deren Stadion.
„Tränen in den Augen“ hatte Sandro Schwarz nach eigener Aussage gegen Ende des Augsburg-Spiels – und das nicht nur aufgrund des emotionalen Siegs seines Teams in der Schlussphase, sondern auch aufgrund des Personals, mit dem er erreicht wurde. Gleich zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs hatte der FSV-Coach, der vor seinem Engagement als Chefcoach selbst als Jugendtrainer für die Nullfünfer gearbeitet hatte, gegen den FCA zu ihrem Bundesligadebüt gebracht: Offensivmann Jonathan Burkardt stand gar in der Startformation und wurde im Alter von 18 Jahren und 66 Tagen zum jüngsten Mainzer Bundesligaspieler aller Zeiten. Bemerkenswert auch die Geschichte des zweiten Debütanten: Innenverteidiger Ahmet Gürleyen spielte noch am Vorabend mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga gegen den SSV Ulm, wurde zur Halbzeit überraschend ausgewechselt. „Es hieß, ich solle mich direkt umziehen und ins Mannschaftshotel der Profis fahren“, erzählte der 19-Jährige dem kicker-Sportmagazin. Abwehrchef Stefan Bell hatte sich eine Gehirnerschütterung zugezogen, Gürleyen wurde für die Bundesliga benötigt – und kam durch seine Einwechslung in der hektischen Schlussphase tatsächlich zum Einsatz. In Torhüter Florian Müller sowie Mittelfeldmann Ridle Baku (beide 20) standen zwei weitere junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in der Startelf gegen den FCA. Am Mainzer Weg, der den Verein in der Vergangenheit so erfolgreich machte, wird also weiter festgehalten – gerade unter Schwarz.
Bei aller Nachwuchsspieler-Romantik muss klar angemerkt werden: Zumindest Burkardt und Gürleyen wären wohl noch nicht zum Einsatz gekommen, hätte Mainz nicht eine ellenlange Verletztenliste zu beklagen. In der Innenverteidigung, wo bereits Alexander Hack seit langem ausfällt, waren Schwarz nach Bells Gehirnerschütterung die Alternativen ausgegangen, so dass Kapitän Niko Bungert nach einjähriger Leidenszeit sein Startelf-Comeback gab – nur um sich direkt wieder zu verletzen und durch Gürleyen ersetzt zu werden. Die Diagnose: schwere Wadenprellung beim 31-Jährigen. Sowohl für Bungert als auch für Bell könnte es allerdings unter Umständen für eine Rückkehr gegen Bayer 04 reichen, gleiches gilt für Offensivmann Karim Onisiwo, der sich gegen Augsburg ebenfalls eine Gehirnerschütterung zuzog. Ebenso hofft Coach Schwarz, dass es für die langzeitverletzten Stammspieler Danny Latza und Levin Öztunali (ehemals Leverkusen) gegen die Werkself erstmals wieder zu einem Bankplatz reicht. Weiterhin fehlen werden Außenbahnspieler Gerrit Holtmann sowie Stürmer Emil Berggreen.
Trotz der Ausfälle hatte Schwarz auch andere Optionen, um die verletzten Stammspieler zu ersetzen, entschied sich aber für zwei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs. Das verdeutlicht die Philosophie, die Mainz 05 nachhaltig verfolgt: Talente aus den eigenen Reihen sollen behutsam aufgebaut und zum Bestandteil der Profimannschaft geformt werden. Dazu will Mainz Sprungbrett für junge, begabte Spieler aus dem Ausland sein, die sich für höhere Aufgaben empfehlen wollen – so wie Abdou Diallo, der im vergangenen Jahr im Mainzer Trikot stark aufspielte, nun für Borussia Dortmund aufläuft und eine Menge Geld in die Kassen der Rheinhessen gespült hat. Eine ähnliche Entwicklung könnte der bereits in diesem Sommer von größeren Klubs umworbene Jean-Philippe Gbamin nehmen, auch die Neuzugänge Moussa Niakhaté, Pierre Kunde Malong und Jean-Philippe Mateta (oben im Bild) gelten als Kandidaten. Diese Art der Transferpolitik in Kombination mit der eigenen Nachwuchsarbeit soll dafür sorgen, dass sich das kleine Mainz auf der Bundesliga-Bühne nachhaltig präsentieren kann.
Der Saisonstart hat gezeigt: Mainz ist alles andere als leicht zu schlagen. Die Neuzugänge fügten sich direkt ein und verstärken ein Team, das trotz zahlreicher Ausfälle keines der ersten drei Spiele verlor. Sollte die junge Mannschaft sowie der junge Trainer auch dann ruhig bleiben, wenn die ersten Rückschläge kommen, stehen die Chancen mehr als gut, dass die Nullfünfer auch in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga auflaufen.
Die nächste Chance für junge Talente: Nach einem erfolgreichen ersten Jahr geht die „B04eAcademy unterm Kreuz“ in ihre zweite Saison. Die im Sommer 2024 gestartete Akademie bietet jungen, aufstrebenden eSports-Talenten die Möglichkeit, sich spielerisch wie persönlich weiterzuentwickeln und erste Erfahrungen in der Welt des digitalen Fußballs zu sammeln. Ab sofort können sich Interessierte bewerben und mit etwas Glück an dem mehrstufigen Turnierformat teilnehmen, das am Ende das neue eTalent hervorbringt.
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