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24.09.2025Bundesliga

Gegner-Check: Mit neuen Stärken ins zweite Bundesliga-Jahr

Nach dem besten Bundesliga-Start seiner Klubgeschichte mit sieben Punkten aus drei Spielen musste der FC St. Pauli am vergangenen Wochenende in Stuttgart zwar die erste Niederlage hinnehmen. Dennoch dürften die Kiezkicker mit breiter Brust ins nächste Heimspiel gegen die Werkself an diesem Samstag, 27. September (Anstoß: 15.30 Uhr/Einzelspiel bei Sky und Konferenz bei DAZN), gehen. Denn das Team von Trainer Alexander Blessin hat neben seinen Defensiv-Qualitäten neue Stärken entwickelt. Der Gegner-Check.
Titelbild Gegner-Check

Position

Die Fans der Kiezkicker sind in der laufenden Saison schon ordentlich auf ihre Kosten gekommen. Denn der FC St. Pauli bot ihnen bisher beste Fußballunterhaltung. Und es war nicht nur schön anzusehender, sondern auch erfolgreicher Fußball. Meistens jedenfalls. In der ersten Runde des DFB-Pokals lieferte sich das Team von Trainer Alexander Blessin einen packenden Fight mit dem Regionalligisten Eintracht Norderstedt. Das Nachbarschaftsduell, das eigentlich ein Auswärtsspiel für St. Pauli gewesen wäre, fand auf Wunsch beider Mannschaften im Millerntor-Stadion statt. Nach torlosen 120 Minuten setzte sich der Bundesligist im Elfmeterschießen mit 3:2 durch. Zum Bundesligastart das nächste Spektakel: Gegen Borussia Dortmund lagen die Hamburger vor eigenem Publikum zur Pause trotz starker Leistung 0:1 zurück. Nachdem ihnen der Ausgleich gelungen war, schlug Dortmund zweimal eiskalt zu. In der turbulenten Schlussphase sah BVB-Verteidiger Mane die Rote Karte wegen einer Notbremse, Danel Sinani verwandelte den fälligen Elfmeter (85.). Vier Minuten später traf Eric Smith aus der Distanz sehenswert zum vielumjubelten 3:3-Ausgleich. Das Millerntor-Stadion bebte.

Eine Woche später stand das große Hamburger Derby im Volksparkstadion an. Gegen den HSV fuhren die „Gäste“ einen souveränen 2:0-Sieg ein, der noch deutlich höher hätte ausfallen können. Es blieb letztlich bei den Treffern von Adam Dzwigala und Andreas Hountondji. Nach der Länderspielpause setzte der FC St. Pauli seinen Lauf fort. Beim 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg bewies das Blessin-Team erneut große Moral, steckte einen 0:1-Rückstand weg und drehte durch Hountondji und Sinani das Spiel. Damit hatte St. Pauli einen neuen Startrekord aufgestellt: Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen waren den Hamburgern zuvor in ihrer Bundesliga-Geschichte noch nie gelungen.

Einen kleinen Dämpfer musste St. Pauli erst am vergangenen Wochenende hinnehmen. Nach zuvor vier Pflichtspielen in Hamburg endete die erste Dienstreise der Saison mit einer 0:2-Niederlage beim VfB Stuttgart. Dass die Schwaben als verdienter Sieger vom Platz gegangen waren, gaben die Verlierer hinterher selbstkritisch zu. St. Pauli-Coach Alexander Blessin monierte: „Wir waren nicht wach, sondern träge, hatten keinen Tiefgang, der VfB hat uns den Schneid abgekauft. Wir waren überall zu zaghaft.“ Und Torhüter Nikola Vasilj sagte schon mit Blick auf die Partie gegen die Werkself: „Wir legen nun den Fokus auf das nächste Spiel und müssen da mehr Energie mitbringen.“

Personal

Nikola Vasilj hat sich auch in der aktuellen Saison schon wieder Bestnoten verdient. Der Keeper hielt nicht nur zwei Elfmeter, sondern vereitelte insgesamt zahlreiche weitere Großchancen der Gegner. Und apropos Elfmeter: Vasilj hielt in Stuttgart gegen Angelo Stiller seinen insgesamt sechsten von sieben Strafstößen in der Bundesliga. Kein anderer Torhüter, der mindestens zwei Strafstöße gegen sich bekommen hat, kann eine solche Quote vorweisen. Der 29 Jahre alte bosnische Nationaltorhüter war schon in der vergangenen Spielzeit ein absoluter Leistungsträger und großer Rückhalt seiner Mannschaft. Vor ihm in der Dreierkette im 3-4-2-1-System agierten bisher stets Adam Dzwigala, Eric Smith im Zentrum und Hauke Wahl, der in dieser Woche seinen Vertrag beim Kiezklub frühzeitig verlängert hat. „Hauke repräsentiert das Team und den Verein in vorbildlicher Weise und war auf und neben dem Platz ein wichtiger Faktor in den beiden sehr erfolgreichen vergangenen Jahren“, sagte Sportchef Andreas Bornemann zur Verlängerung. Auch auf den Sechser-Positionen setzt Trainer Blessin bisher auf ein bewährtes Duo. Neuzugang Joel Chima Fujita kam aus Belgien von VV St. Truiden, der Japaner spielt im defensiven Mittelfeld an der Seite von James Sands. Kapitän Jackson Irvine fällt auch gegen die Werkself weiterhin wegen muskulären Problemen aus.

Als Schienenspieler ist links ein weiterer Neuer gesetzt: Louis Oppie wurde im Sommer von der DSC Arminia Bielefeld verpflichtet. Sein Pendant auf der gegenüberliegenden Seite war zuletzt Manolis Saliakas. Der Grieche zählte bereits in den vergangenen drei Jahren zu den Stammkräften bei den Braun-Weißen.

Beeindruckend ist, wie der FC St. Pauli vor allem einige Abgänge in der Offensive kompensieren konnte. Morgan Guilavogui, in der Vorsaison Top-Scorer mit sechs Toren und zwei Assists, ging zurück zum RC Lens. Auch Noah Weißhaupt und Philipp Treu (beide SC Freiburg) sowie Elias Saad (FC Augsburg) verließen Hamburg. Dafür holte St. Pauli Stürmer Andreas Hountondji vom englischen Premier-League-Klub FC Burnley. Der 23-Jährige aus Benin schlug voll ein, erzielte bislang drei Tore und ist der einzige Spieler der Klubgeschichte, der an den ersten drei Spieltagen einer Bundesligasaison jeweils traf. Sein Sturmpartner Mathias Pereira Lage überzeugte ebenfalls, auch wenn er noch keinen Treffer erzielen konnte. Sowohl Houtondji als auch Pereira Lage und Fujita bringen viel Tempo mit. Gleiches gilt für Martijn Kaars. Der niederländische Stürmer kam erst Ende August vom Zweitligisten FC Magdeburg, wo er in der Vorsaison 19 Tore erzielte und damit auf Platz 2 in der Torjägerliste hinter HSV-Stürmer Davie Selke (22) landete.

Hinter den Spitzen hat sich Danel Sinani als klassischer Zehner seinen Stammplatz erkämpft. Der 28 Jahre alte luxemburgische Nationalspieler brauchte eine gewisse Anlaufzeit in Hamburg, ist aber seit der Rückrunde der vergangenen Saison bei Blessin gesetzt. In der laufenden Spielzeit sammelte Sinani bereits drei Scorerpunkte (zwei Tore, ein Assist).

Probleme

In der Abwehr hakt es hier und da noch bei den Kiezkickern. „Wir sind defensiv noch nicht auf dem Level der letzten Saison“, befand Hauke Wahl nach dem 0:2 in Stuttgart. Dort konnte auch der einmal mehr überragende Torhüter Nikola Vasilj die erste Niederlage nicht verhindern. Allerdings liegt die Messlatte beim FC St. Pauli auch sehr hoch. In der vergangenen Spielzeit stellte der Klub als Aufsteiger und Tabellen-14. hinter dem Deutschen Meister FC Bayern München die zweitbeste Defensive der Liga. Nur 41 Gegentore kassierten die Hanseaten in 34 Spielen. Für das kompakte Verteidigen braucht der FC St. Pauli aber immer die volle Energie, den hochintensiven Fußball. „95 Prozent reichen nicht“, mahnte Blessin nach der Niederlage in Stuttgart, wo seine Mannschaft Power und Lauffreude vermissen ließ – und rund sechs Kilometer weniger abspulte als in jedem der drei vorangegangenen Spiele. Darüber hinaus habe man zu viele Zweikämpfe verloren, bemängelte Hauke Wahl.

Prunkstück

Im Spiel nach vorne hat sich St. Pauli enorm weiterentwickelt. In der Vorsaison stellten die Kiezkicker als Aufsteiger noch die schwächste Offensive in der Liga. Durch kluge Transfers wurde dieser Mannschaftsteil im Sommer verstärkt. Das Team spielt nun den Fußball, für den Trainer Alexander Blessin seit seiner Ausbildung im Nachwuchsbereich von RB Leipzig steht: Tempofußball, Umschaltspiel, frühes Anlaufen. Waren die Hamburger in der vergangenen Saison noch das langsamste Team im Oberhaus, ist nun mit Spielern wie Fujita, Hountondji, Pereira Lage und Kaars viel Speed dazugekommen – was die Braun-Weißen zu einem konterstarken Team macht. Danel Sinani als kreativer Mastermind hat physisch zugelegt, arbeitet viel gegen den Ball, ist laufstark und inzwischen auch ein Standardspezialist. Vier Tore haben die Hamburger bislang bereits nach ruhenden Bällen erzielt. Die Qualität des Kaders ist insgesamt höher als im ersten Jahr nach dem Aufstieg. Blessin bieten sich mehr Variationsmöglichkeiten, er kann auch von der Bank immer wieder nachlegen. 

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