Erstaunlich, diese Mainzer. Da sind sie in der vergangenen Saison nur haarscharf am Abstieg vorbeigeschrammt und durften dann in der aktuellen Spielzeit lange von der UEFA Champions League träumen. Wer hätte das für möglich gehalten? Der FSV, der die zweitbeste Saison seiner Bundesliga-Geschichte spielt, ist die wohl größte Überraschungsmannschaft in der nun zu Ende gehenden Spielzeit. Nun hält der 34. und letzte Spieltag noch ein großes Finale für die Rheinhessen bereit. Und mit einem Sieg gegen Bayer 04 wäre die Teilnahme an der UEFA Conference League so gut wie sicher. Mit viel Glück könnte je nach Ausgang der Partie des Tabellenfünften Borussia Dortmund gegen Holstein Kiel auch noch die UEFA Europa League drin sein. Nur die Champions League ist nicht mehr erreichbar.
Bis zum 28. Spieltag hatten die 05er noch auf Platz vier gestanden, waren nach dem 25. Spieltag sogar mal Dritter. Nach dem 3:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach mussten die Mainzer dann aber eine Durststrecke überstehen. Es folgten sieben Spiele ohne Sieg (drei Niederlagen, vier Remis), Mainz rutschte auf Platz sieben ab.
Erst am vergangenen Wochenende überholte man mit dem 4:1-Erfolg beim VfL Bochum 1848 und dank der besseren Tordifferenz den punktgleichen Konkurrenten RB Leipzig, der seinerseits nicht über ein 0:0 beim SV Werder Bremen hinauskam. Nadiem Amiri hatte die Rot-Weißen an der Castroper Straße mit einem direkt verwandelten Freistoß kurz vor der Pause in Führung gebracht – der ehemalige Bayer 04-Profi hat ohnehin großen Anteil am Mainzer Aufschwung in dieser Saison. Phillipp Mwene kurz nach dem Seitenwechsel sowie Jonathan Burkardt und Paul Nebel erzielten die weiteren Treffer für die überlegenen Gäste. Die Mainzer besiegelten damit den Abstieg der Bochumer und verschafften sich selbst ein Endspiel gegen die Werkself.
„Im letzten Jahr sah das noch ein bisschen anders aus“, erinnerte Bo Henriksen an den auf den letzten Drücker geschafften Klassenerhalt 2023/24. „Und jetzt haben wir ein Finale um Europa im letzten Spiel. Viele Leute hätten gesagt, ich muss wahnsinnig sein, wenn ich das vorhergesagt hätte. Aber das ist wunderschön.“ Auch Mittelfeld-Motor Nadiem Amiri freut sich aufs Duell mit den ehemaligen Kollegen: „Wir sind auf einem Top-Weg und können jetzt diese unglaubliche Saison krönen. Wir haben Mannschaft und Verein auf ein neues Level gehoben. Unser Stadion wird am Samstag nochmal brennen.“
Im Tor der 05er musste Stammkeeper Robin Zentner in den vergangenen zwei Partien gegen Eintracht Frankfurt (1:1) und in Bochum verletzungsbedingt passen. Für ihn rückte das Mainzer Eigengewächs Lasse Rieß zwischen die Pfosten. Der 23-Jährige machte seine Sache gut. Ob er auch gegen die Werkself das Tor hüten wird, ist noch offen. Möglicherweise kehrt Zentner, dessen muskuläre Beschwerden im Oberschenkel nachgelassen haben, wieder in die Startformation zurück.
Fehlen werden den Mainzern auch im finalen Saisonspiel die Defensivakteure Moritz Jenz (Nasen-OP), Maxim Dal (Kreuzbandriss) sowie der ehemalige Leverkusener Dominik Kohr. Letzterer hatte sich in der Partie gegen Frankfurt eine Knieverletzung zugezogen. Für Kohr kam Stefan Bell ins Spiel, der 33-Jährige dürfte auch gegen Bayer 04 wieder erste Wahl in der Dreierkette sein, die von Danny da Costa (rechts) und Andreas Hanche-Olsen komplettiert wird.
Im Mainzer Mittelfeld gab es zuletzt wenig personelle Veränderungen. In der Zentrale ergänzen sich Amiri und Kaishu Sano hervorragend. Der Japaner, der bis dato als einziger Mainzer in allen 33 Spielen in der Startformation stand, übernimmt den deutlich defensiveren Part, während Amiri das Spiel ankurbelt und mit sieben Treffern sowie sechs Assists zu den besten Scorern der Rheinhessen zählt.
Auf den Außenbahnen sind in der Regel Phillipp Mwene (links) und Anthony Caci gesetzt. Auch in der vorderen Reihe gab es für Henriksen zuletzt keinen Anlass, etwas zu ändern. Hinter Top-Torjäger Jonathan Burkardt (17 Tore, 3 Assists) agierten in den vergangenen Wochen Jae-Sung Lee (7/9) und Paul Nebel (9/6). Der vom FC Bayern München ausgeliehene Armindo Sieb (2/2) kam oft von der Bank.
Die 53 erzielten Tore der Mainzer verteilen sich auf nur elf Spieler. Keine Mannschaft in der Liga hat weniger verschiedene Torschützen als der FSV. Weit mehr als zwei Drittel aller Mainzer Treffer erzielte das oben angesprochene Quartett Burkardt, Nebel, Lee und Amiri, die auf insgesamt 40 Tore kommen.
Im Bundesliga-Endspurt schienen dem Klub auf der Zielgeraden die Kräfte zu schwinden. Vor allem bei den Spielen in Dortmund (1:3), gegen Kiel (1:1) und bei der TSG Hoffenheim (0:2) sei seine Mannschaft „nicht voll dagewesen“, sagte Bo Henriksen. Und wenn auch nur ein paar Prozentpunkte von der Intensität fehlen, die den Fußball des 1. FSV Mainz 05 ausmacht, wird es ergebnistechnisch eben eng. Aber offensichtlich haben sie am Bruchweg rechtzeitig doch noch die Kurve gekriegt.
Schon beim 1:1 im Rhein-Main-Duell gegen Frankfurt vor zwei Wochen war ein deutlicher Turnaround zu erkennen. Die Mainzer hatten nach einem 0:1-Rückstand Moral bewiesen, Jonathan Burkardt war der verdiente Ausgleich für hoch engagierte Nullfünfer gelungen. Zudem hatte Burkardt mit seinem 16. Saisontor einen neuen Rekord aufgestellt: Noch nie zuvor waren einem Mainzer in der Bundesliga so viele Treffer gelungen. Inzwischen kommt der 24 Jahre alte Nationalspieler nach seinem Treffer in Bochum auf 17 Tore und liegt damit in der Torschützen-Liste auf Rang vier hinter Harry Kane (25), Serhou Guirassy (20) und Patrik Schick (19). Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Paul Nebel (9) und Jae-Sung Lee (7) bildet Burkardt eine der gefährlichsten Offensivreihen im deutschen Oberhaus.
Aber auch hinten zeigen die Mainzer in dieser Saison beeindruckende Leistungen: Wie die Werkself haben auch die Rheinhessen erst 41 Gegentore und damit die drittwenigsten in der Liga kassiert. Nur der FC Bayern (32) und der FC St. Pauli (39) stellen noch bessere Defensiven. Dass Mainz in den zweiten Halbzeiten die wenigsten Gegentreffer (19) aller Teams schlucken musste, spricht für die starke Physis der Mannschaft.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat Bayer 04 für die Saison 2024/25 und damit zum sechsten Mal in Folge mit dem sogenannten „Pitch of the Year“-Award in der Google Pixel Frauen-Bundesliga ausgezeichnet. Das Ulrich-Haberland-Stadion wurde somit abermals für den besten Rasen der vergangenen Bundesligasaison der Frauen geehrt.
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